Britisch
-Columbĭa,
die an der Küste des Stillen Oceans gelegene Provinz des Dominion of Canada, umfaßt die früher unter dem Namen Neucaledonien, Neugeorgien, Neunorfolk, Neucornwall, Vancouver, Stikine-(Stakeen-)Territorium bekannten Gebiete. Zwischen dem Stillen Ocean und Alaska im W. und der Hauptkette der Felsengebirge (Rocky Mountains) im O. gelegen, grenzt sie im N. an den 60. Breitegrad und im S. an die Vereinigten Staaten. [* 2] Früher stand sie unter ausschließlicher Kontrolle der Hudsonbai-Gesellschaft, die an den verschiedenen Punkten der Küste und des Innern ihre Posten hatte.
Die 1858 erfolgte Entdeckung von
Gold
[* 3] am Fraserfluß, die gleich im ersten Jahre 20000 Einwanderer anzog,
veranlaßte die Erweiterung des bisherigen Gebietes zu einer
Kolonie, deren Grenzen
[* 4] sich zunächst im N. bis zu
dem Skeenafluß und dem Findlayarm des Peaceflusses erstreckten. 1866 aber wurden diese Grenzen nördlich bis zum
60.°, östlich bis zum 120. Meridian ausgedehnt. Zugleich umfaßte die
Kolonie alle umliegenden
Inseln, mit Ausnahme von
Vancouver,
das jedoch 1866 gleichfalls mit ihr vereinigt wurde, während Britisch
-Columbia
selbst 1871 in das
Dominion von
Canada aufgenommen ward. hat
mit Einschluß der dazugehörigen Küsteninseln, namentlich der Königin-Charlotte-Inseln (13215 qkm), 1010 949 qkm.
(S. Karte:
Britisch-Nordamerika und
Alaska.)
Oberflächengestalt. Das Festland von Britisch
-Columbia
besteht aus einem westl. Küstengebiet,
dem centralen
Stufenland des Fraserstroms und einem südöstl. Gebiet am obern Columbia
strom. Hinter der fjord- und inselreichen
Küste erheben sich dieser parallellaufende Bergkämme, die einem nur schmalen Küstenstreifen Raum gestatten und im
Innern ihre größte Höhe im
Cascade-Gebirge erreichen. Hinter diesem breitet sich das mittlere
Stufenland
des
Fraser aus, der Hauptbestandteil des
Landes, weiterhin folgen die
Blauen Berge oder der Westarm und endlich an der Ostgrenze
der östl. oder Hauptarm des Felsengebirges, das hier im S. 2000‒3600 m hoch ist, aus zackigen
Kämmen besteht und zahlreiche Schneegipfel trägt,
worunter der
Mount-Hooker (4785 m) und der
Mount-Brown
(4880) die höchsten sind, sich dann aber, von 53° nördl.
Br. an und besonders an der Nordgrenze von Britisch
-Columbia
, zu einem vielfach
durchbrochenen Mittelgebirge herabsenkt.
Zwischen
Mount-Hooker und
Mount-Brown liegt die
Athabasca-Passage. Das den Südwesten B.s einnehmende Gebirgsland
mit dem
Columbia-Strom wird von einer Zahl ziemlich isolierter Gebirgsketten, wie
Selkirk-,
Purcell-Columbia- und
Cariboo-Mountains,
durchzogen und ist trotz des Metallreichtums wegen der Wildheit der Gebirgszüge noch sehr wenig erforscht. Britisch
-Columbia
ist
reichlich bewässert durch
Flüsse
[* 5] und sehr viele zum
Teil große Seen. Hauptstrom ist der größtenteils auch für
Dampfer schiffbare
Fraser (s. d.).
Im N. gehört der Skeena ganz, der
Stikine bis auf das Mündungsgebiet zu Britisch
-Columbia.
Klima.
[* 6] Wie überhaupt die Westküste Nordamerikas
infolge des pacifischen Golfstroms, so besitzt besonders auch ein weit
milderes, gleichmäßigeres
Klima als die unter gleicher
Breite
[* 7] gelegenen Landstriche der Ostküste. Die
Vancouver-Insel und
die Küstenstriche lassen sich in ihren klimatischen Verhältnissen mit dem
Süden von England vergleichen und nur die südl.
Zone (zwischen 49. und 51.° der
Breite) bedarf für die Zwecke des
Landbaues künstlicher
Bewässerung.
Der Küstenstrich bildet ein hügeliges Land, ist bedeckt mit schönen Nadelwäldern, zwischen denen weite offene Stellen mit einer nahrhaften Grasdecke liegen, gut geeignet zur Viehzucht, [* 8] zum Anbau europ. Cerealien, Kartoffeln, Gemüse und für Obstbäume. Jenseit des reichbewaldeten Cascadegebirges zeigt sich das Land beträchtlich rauher und unwirtlicher. Das Plateau zwischen dem Cascadegebirge und der Gold-Range ist 3500 m hoch. Doch ist die Kälte auch hier nicht so groß, als die Lage erwarten ließe, und das Reifen der Cerealien bleibt immer gesichert.
Flora und Fauna. Der Holzwuchs im Fraserthal ist bedeutend und begreift hauptsächlich die Tanne, [* 9] Schierlingstanne (Tsuga canadensis Carr.), weiße und rote Eiche, die Esche, Erle, die amerik. Ceder, den Lebensbaum, die Pappel, die Weide, [* 10] den Ahorn und die Weichselkirsche. Ungeheure Waldbestände sind noch gänzlich unangetastet. Die für Ackerbau geeigneten Landstriche am Fraser und Thompson schätzt man auf 155000, am Columbia [* 11] auf 55000, im Athabasca-Distrikt auf 30000 qkm. Ungeachtet der Ausbeutung durch die Hudsonbai-Compagnie, deren reichsten Pelzdistrikt das Land bildete, sind Pelztiere, wie Bären aller Art, Luchse, Bisamratten, besonders aber Biber und Marder, [* 12] noch immer sehr zahlreich. An Büffeln, Hirschen, Bergschafen, Kaninchen, [* 13] sowie an Geflügel und Fischen, dem Hauptnahrungsmittel der Indianer, ist kein Mangel. Am gewöhnlichsten sind Karpfenarten und Störe, an der Küste der Hering, am wichtigsten aber der Lachs, der alljährlich in unabsehbaren Zügen die Flüsse hinaufgeht. Die Lachsfischerei im Frasergebiet liefert den Hauptbestandteil der Fischausfuhr.
Mineralreich. Die geognost. Beschaffenheit des
Landes hat man erst seit dem
Bau der Britisch-Columbia
der ganzen
Breite nach durchschneidenden
Canad. Pacificbahn (1880‒85) zu erforschen begonnen. Die östl.
Gebirge sind sehr metallreich;
Gold,
Silber,
Eisen,
[* 14] Kupfer,
[* 15] Blei,
[* 16] Platin,
Antimon,
Molybdän sind in reichlicher Menge neben
Salz
[* 17] und Schwefel gefunden
¶
mehr
worden. Die Kohlenformation ist vom Anthracit bis zum Lignit vertreten und findet sich außer an der Küste in ungeheuren Flözen auf der Konigin-Charlotte- und der Vancouver-Insel, die in den Gruben von Nanaimo (1887) 413 300 t erzeugte; die Kohlenausfuhr nach den Vereinigten Staaten und den Sandwichinseln betrug 1836-88: 4 358 221 t. Von der größten Bedeutung für das Land ist die 1851 erfolgte Entdeckung seines Goldreichtums geworden. Namentlich kommt Gold im Distrikt Cariboo, am Thompson, dem Peacefluß und andern Nebenflüssen des Fräser sowie am Goldstrom und Leechfluß auf Vancouver vor; es wird selten in Stücken, in der Regel in Körnern gefunden. 1860 gab der Antler-Creek täglich 10000 Doll. Gold; 1862 fing man an, regelmäßige Tiefgrabungen anzustellen.
Der Gesamtbetrag des 1869 ausgeführten Goldes belief sich nach dem Bericht des Minenoberaufsehers auf 2 417 873 Doll., wozu höchstens noch 1 Mill. kommt, welche von einzelnen direkt ausgeführt sind. Die Ausfuhr sank 1871 auf 734 792 Doll.; sie betrug 1876: 2 200000 Doll., 1879: 976 742 Doll., 1887 nur 693 709 Doll. Doch sind bisher nur die alluvialen Schichten, nicht die reichen Quarzminen abgebaut worden. Neuerdings sind auch zahlreiche Silberadern bei Fort Hope und am Cherry-Creek am Shuswapsee entdeckt, am Peacefluß Silber in Stücken. -
Vgl. D. Oppenheimer, Mineral resources of British Columbia (Vancouver 1889).
Bevölkerung. [* 19] 1871 zählte man 8576 Weiße, 462 Schwarze und 1548 Chinesen; 1881 schon 49 459 und 1891: 97 613 E., das ist in 10 Jahren eine Zunahme von 97,36 Proz. Die Zahl der Indianer betrug 1891: 56 291 vom Stamme der Tahkali, Selish, Ssushawap u. s. w.;
Christen sind im ganzen 76 644, darunter 20 367 Katholiken.
Sehr zahlreich sind die Chinesen.
Verfassung. Britisch-Columbia
ist im Parlament von Canada durch 6 Abgeordnete, im Oberhause durch 3 Mitglieder vertreten. An der Spitze der
Provinzialregierung in Victoria
[* 20] stehen ein von der engl. Krone angestellter Gouverneur mit Sekretär,
[* 21] ein Landkommissar und ein Oberzolleinnehmer. Die Legislative bilden 25 vom Volke erwählte Abgeordnete. Die Legislatur von
Vancouver ist mit der von Britisch-Columbia
verschmolzen. Die öffentliche Volkserziehung ist für Kinder von 7 bis zu 12 Jahren obligatorisch
und kostenfrei. Die Schulen wurden 1890 von 8042 Kindern besucht und verursachten eine Ausgabe von 158 061 Doll.
Höhere Unterrichtsanstalten fehlen.
Der Haupthafen und die Haupthandelsstadt ist Victoria auf Vancouver mit (1891) 16 841 E., worunter 2000 Indianer und 3000 Chinesen.
Finanzen. Die Einnahmen des Staates 1889 betrugen 706 780, die Ausgaben 857 545, die Schuld 628 776 Doll. Die
Gesamteinfuhr betrug 1887 3 793 434 Doll., die Ausfuhr 3 371 841 Doll.;
von diesen kommen 2 220 092 Doll. auf die Vereinigten Staaten. Britisch-Columbia
ist die einzige brit. Besitzung an der Ostküste
des Großen Oceans; in ihr entwickelt sich in neuerer Zeit überall ein neues, reges Leben. Die Provinz
schließt sich dicht an die schnell aufblühenden westl. Staaten der Union und durch die canad. Pacificbahn (s. d.) an die
östl. Kulturstaaten Canadas und an Europa
[* 22] an, und bildet den natürlichen Weg des engl. Handels nach den dichtbevölkerten
hinterasiat. Staaten China
[* 23] (Dampferlinie Vancouver-Hongkong) und Japan, die ihre Thore dem europ. Handel zum
Teil schon erschlossen haben.
Litteratur.
Vgl. Macdonald, British Columbia and Vaucouver-Island (Lond. 1862);
Lennard, Travels in British Columbia (ebd. 1862);
Rae (W. Fraser), Columbia and Canada (ebd. 1878);