Brikette
(franz.
Briquettes,
Kohlenziegel,
Kohlensteine), im allgemeinen die aus
Kohlenklein
(Stein-
und
Braunkohlen),
Koks etc. unter Anwendung starken
Druckes teils mit, teils ohne
Bindemittel dargestellten
Kohlenziegel. Ohne
Bindemittel kann man Steinkohlenbrikette
nur aus backender
Steinkohle darstellen und zwar durch kalte oder heiße Pressung
oder durch Erhitzen in geschlossenen
Formen bis auf eine
Temperatur, bei welcher die
Kohlen erweichen und sich
zu einer homogenen
Masse vereinigen.
Diese
Methoden haben aber wenig Eingang gefunden und besitzen bei weitem nicht die Bedeutung wie die zur Herstellung von Briketten
(Peras) mit
Bindemitteln. Man verarbeitet das Grubenklein im allgemeinen in einem Zustand, daß es durch ein
Sieb von 4-5
cm
Lochweite geht. Es wird, wenn nötig, zerkleinert, durch Windseparation oder
Waschen von
Gips,
[* 2]
Thon,
Schwefelkies
etc. befreit und dann mit dem
Bindemittel gemischt. Als solches sind leicht und ohne bedeutenden Rückstand verbrennende
Substanzen
vorzuziehen, weil aschenreiche den Heizwert der Brikette
herabdrücken und die Schlackenbildung begünstigen.
Wenn aber geringe Mengen des Bindemittels genügen, so ist die durch dasselbe hervorgebrachte Erhöhung des Aschengehalts zu unbedeutend, um gegenüber den eminenten Vorteilen, welche die Brikettfabrikation gewährt, erheblich ins Gewicht zu fallen. Man benutzt als Bindemittel Teer, Asphalt, Steinkohlenpech (und daraus bereiteten »wiederbelebten Asphalt«),
Tier- und Pflanzenfett, verdorbenes Mehl [* 3] oder Stärkemehl, welches mit Wasser und einigen Prozenten Ätzkalk zu Kleister (Migma) gekocht wird, ferner Seifen- und Leimlösung, Holzstoff, [* 4] Exkremente, Lehmwasser, dünnen Kalkbrei, Letten, Gips, Alaun [* 5] mit Kalk, Wasserglas, namentlich auch Magnesiazement (aus Abfällen der Staßfurter Kalifabriken). Die Menge des anzuwendenden Bindemittels richtet sich nach der verlangten Festigkeit, [* 6] Entzündlichkeit und Flammbarkeit der aber auch nach der Natur der Kohle, welche sich den einzelnen Bindemitteln gegenüber sehr verschieden verhält.
Das Kohlenklein wird in geeigneten Apparaten, oft unter Anwendung von Wärme, [* 7] mit dem Bindemittel gemischt, in Formen gebracht und gepreßt. Bisweilen werden die gepreßten Kohlen noch erhitzt, solange sie brennbare Gase [* 8] entwickeln. Braunkohlenklein wird mit Wasser angefeuchtet, zwischen in entgegengesetzter Richtung sich drehenden Walzen hindurchgeleitet, in einem Cylinder mit drehbarer Flügelwelle noch weiter zerkleinert und durch das Mundloch in Form eines Stranges, den man in Ziegel zerschneidet, herausgepreßt (Naßpreßsteine). Sauberer, fester und in jeder Hinsicht wertvoller sind die Trockenpreßsteine, zu deren Herstellung die Kohle z. B. bei 60-80° getrocknet, zwischen Walzen gepulvert, in einer Trommel durch Wasserdampf auf 70-80° erhitzt und noch heiß in die Preßformen gebracht wird. Billiger erfolgt die Ziegelbildung aus weniger stark getrockneten Kohlen in Formen durch Schlag statt ¶
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durch Pressendruck. Die geformte Holzkohle (Pariser Kohle) besteht aus gröblichem Holzkohle
npulver, welches mit Steinkohlenteer
zu einer Masse geknetet wird, die man in Cylindern formt, trocknet und in Muffelöfen verkohlt. Das Fabrikat ist transportfähiger
als rohe Kohle, gibt mehr Hitze und verbrennt langsamer und regelmäßiger. Die präparierte oder gepreßte Holzkohle (Preßkohle,
Pyrolith) besteht aus Holzkohle
npulver mit etwas Natronsalpeter und einem Bindemittel.
Der Salpeter begünstigt die Entzündlichkeit und das Fortbrennen der Kohle. Man benutzt dies Fabrikat besonders zum Heizen
der Eisenbahnwaggons, kleiner Wärmöfen und zum Trocknen der Wohnungen. Die Brikette
stehen hinsichtlich ihres Brennwerts der Stückkohle
nicht nach, bedürfen weniger häufigen Schürens, der Verbrauch ist sicherer (nach der Stückzahl) zu
regulieren, ihre Behandlung ist reinlicher und der Transport vorteilhafter. Häufig ist aber der Preis noch zu hoch.
Man benutzt sie hauptsächlich bei Dampfkesselfeuerungen, besonders für Lokomotiven und Marinedampfer, zum Heizen von Puddel-
und Schweißöfen, in Haushaltungen etc. In gewisser Hinsicht gehören auch
die gepreßten Torfziegel und die Ziegel aus gepreßter Lohe, extrahieren Farbhölzern, Heidekraut, Ginster etc. zu den Briketten.
Die Herstellung geformter Brennmaterialien wurde schon in sehr früher Zeit geübt. Die Verarbeitung von Kohlenklein gewann
aber erst größere Wichtigkeit, seitdem Ferrand und Marsais 1832 Steinkohlenteer als Bindemittel benutzten. 1842 ersetzte Marsais
den Teer durch weiches Steinkohlenpech, und 1843 benutzte Wylam in England hartes Pech, welches 1854 auch
in Frankreich Eingang fand.
Gegenwärtig werden etwa 2,500,000 Ton. Brikette
im Jahr fabriziert und zwar in Frankreich 1 Mill., in Belgien
[* 10] 500,000, in England
300,000, in Österreich
[* 11] 250,000, in Italien
[* 12] 150,000, in Deutschland
[* 13] 100,000 T.
Vgl. Oppler, Fabrikation
der künstlichen Brennstoffe, insbesondere der gepreßten Kohlenziegel oder Brikette
(Berl. 1864);
Habets, Del'agglomération des combustibles (Par. 1870);
Gurlt, Bereitung der Steinkohlenbrikette
(Braunschw. 1880);
Berg, Über die technisch und ökonomisch am meisten geeignete Methode zur Brikettierung der westfälischen Steinkohle (Berl. 1880);