Brightsche
Krankheit
(Morbus Brightii,
Nephritis parenchymatosa), eine erst durch den engl. Hospitalarzt Richard
Bright
(spr. breit, geb. 1788, gest. als
Leibarzt der Königin Victoria)
[* 2] 1327 bekannt gewordene, obschon sehr gewöhnliche entzündliche Nierenkrankheit
,
welche eine der häufigsten
Ursachen der
Wassersucht (s. d.) abgiebt. Sie besteht darin, daß in den die feinen Harnkanälchen
der
Niere umspinnenden Haargefäßnetzen infolge entzündlicher Vorgänge anstatt der Harnabscheidung eine
Ausschwitzung der
eiweißartigen Blutbestandteile stattfindet. Diese erscheinen nun teils im
Urin als
Eiweiß (daher der
Name
Eiweißharnen,
Albuminurie), teils setzen sie sich in das Gewebe
[* 3] der
Nieren, schwellen dieses an, gerinnen daselbst als
eigentümlich glasartig durchscheinende, faserstoffähnliche Exsudatmassen (sog.
Faserstoff- oder Fibrincylinder) und verschrumpfen
späterhin, wodurch die harnabsondernden Nierenkanälchen nach
¶
mehr
und nach veröden und das ganze Organ schließlich um die Hälfte und noch mehr seines normalen Volumens reduziert wird (sog.
Schrumpfnieren, Nierenschrumpfung oder Granularatrophie der Nieren). In der Regel befällt diese Krankheit beide Nieren zugleich
und verursacht dann teils allgemeine Wassersucht (Brightscher
Hydrops) infolge der wässerigen, eiweißarmen Beschaffenheit
der Blutflüssigkeit, teils Zurückhaltung des Harnstoffs im Blute (Harnvergiftung, Urämie) infolge der
mehr oder minder vollkommenen Verstopfung der Harnkanälchen.
Der Verlust an Eiweißstoffen, welchen der Körper bei der Brightschen
Nierenkrankheit
erfährt, ist bisweilen außerordentlich
beträchtlich; bei manchen Kranken beträgt er im Durchschnitt täglich 15-20 g. Die Krankheit tötet daher häufig, oft ziemlich
schnell (akute Brightsche Krankheit
), zumeist unter den Erscheinungen der Harnvergiftung (s. d.); sie kann sich aber auch jahrelang hinausziehen,
sobald noch einige Partien der Nieren zur Harnabsonderung fähig bleiben (chronische Brightsche Krankheit
).
Die Brightsche Krankheit
entsteht am häufigsten nach starken Erkältungen oder Durchnässungen der Haut,
[* 5] kommt aber auch häufig als Nachkrankheit
des Scharlachfiebers (Scharlachwassersucht), der asiat. Cholera, nach Typhus, im Gefolge von Krebs,
[* 6] von Herzkrankheiten, bei
Säufern, nach Quetschungen der Lendengegend, Mißbrauch starker harntreibender Mittel u. s. w. vor. Man erkennt sie durch
Kochen des Harns (s. Eiweißharnen) und andere chem. Prüfungen seines Eiweißgehalts.
Außer den Erscheinungen der Wassersucht, welche zumeist mit Anschwellungen der Augenlider und der Knöchel beginnt, findet man bei solchen Kranken gewöhnlich eine ausfallende Blässe und Abmagerung, Verminderung, selbst Unterdrückung der Harnabsonderung, zeitweilige Schmerzen in der Nierengegend, Kopfschmerzen, Schwindel, Herzklopfen, Verdauungsstörungen (Appetitlosigkeit, Erbrechen), Verminderung, ja selbst völliges Erlöschen des Sehvermögens u. s. w. Die Behandlung ist schwierig und erfordert je nach den verschiedenen Stadien der Krankheit ein verschiedenes Verfahren. Im allgemeinen ist außer einem streng geregelten diätetischen Verhalten, körperlicher Ruhe und dem Fernhalten jedweder, die Nieren irritierender Schädlichkeit von einer methodischen Anregung der Hautthätigkeit durch heiße Bäder mit nachfolgendem Einschlagen des Körpers in wollene Decken, sowie von der Darreichung harntreibender und die Darmschleimhaut reizender Mittel das meiste zu erwarten; die drohende Blutverarmung ist durch reichlichere Zufuhr eiweißhaltiger Nahrung, durch Eisen- und Chinapräparate zu bekämpfen.
Nierenkranke sollen sich ängstlich vor Erkältungen hüten, stets wollene Unterkleider tragen sowie bei rauhem Wetter [* 7] und in der Abendluft nicht ausgehen. Vielen Kranken bekommt eine methodische Milch- oder Buttermilchkur vortrefflich. Treten Krämpfe oder andere gefahrdrohende Erscheinungen der Harnstoffvergiftung des Blutes ein, so kommen Eisumschläge auf den Kopf, stark abführende sowie anästhetische Mittel, vorzüglich Chloralhydrat und Chloroform, in Anwendung. -
Vgl. Frerichs,
Die Brightsche
Nierenkrankheit
(Braunschw. 1851);