französisch Brigue. Bezirk des Kantons Wallis.
Bezirkshauptort Brig. Umfasst die 11 Gemeinden Birgisch, Brig, Brigerbad, Eggerberg,
Glis, Gondo (Zwischbergen), Mund, Naters, Ried-Brig, Simpeln und Termen. Wird von der Rhone in zwei Hälften
getrennt. Grenzen: Im O. die Bezirke Goms
und Ost-Raron und Italien;
im S. Italien;
im W. die Bezirke West-Raron und Visp;
im N. die Bezirke
West- und Ost-Raron.
Dieser Bezirk greift als einziger aller Walliser Bezirke s. vom Simplon mit dem Thal
der Doveria auf Pogebiet über. Anbaufähiger Boden auf beiden Seitengehängen des Rhonethals bis ca. 1700 m; höher Alpweiden.
Bis 1200 m Gartenbau, Obstbaumzucht und Weizenbau; höher Roggen, Kartoffel, Rübe, Kohl, Kirsche und Pflaume. An den Thalhängen
schöner Lärchen- und Föhrenwald. Hauptbeschäftigung der Bewohner sind Viehzucht und Milchwirtschaft. Ausgebeutet werden
Kreide, Kalk und Schiefer; in Gondo 1894 Abbau einer Goldmine durch eine Aktiengesellschaft, die seither
den Betrieb wieder eingestellt hat. Man findet ferner Silber, Nickel, Serpentin, Talk, Granit, verschiedene Bausteine, Sand,
Schwefelwasserquellen.
Bevölkerung 1888: 5582 Ew. in 743 Häusern und 1186 Haushaltungen;
1900: 9952 Ew. in 1024 Häusern und 1860 Haushaltungen.
Katholiken. 6231 Ew. deutscher und 3468 italienischer Zunge. Die starke Zunahme der Bevölkerung namentlich
italienischer Herkunft beruht hauptsächlich
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auf den 1898 begonnenen Arbeiten zum Durchstich des Simplontunnels. Die Viehstatistik ergibt folgende Zahlen:
1876
1886
1896
1900
Hornvieh
3222
3729
3565
3129
Pferde
227
219
225
242
Schweine
605
820
1041
635
Schafe
3671
4315
3878
3168
Ziegen
2521
2440
2851
2149
Maultiere
-
-
-
27
Bienenstöcke
135
289
376
424
Sehr bedeutend ist die Fremdenindustrie. Brig ist der Knotenpunkt der Strassen nach Zermatt (Eisenbahn), über den Simplon und
die Furka. Die schönste schweizerische Alpenstrasse, die des Simplon, 1801-1805 erbaut.
Beim Einfall der französischen Truppen 1799 litt der Zehnten Brig am schwersten von allen Wallisern Bezirken
unter den Folgen des hartnäckigen Widerstandes des Ober-Wallis. Sieben Monate lang war er der Plünderung preisgegeben, die
Häuser wurden verbrannt oder niedergerissen, Hausrat und Kleider ins Feuer geworfen, die Waldungen angezündet. Einzelne
Siedelungen, wie z. B. der Weiler Lingwaren, wurden völlig zerstört und erhoben sich nicht wieder; andere wie Simpeln, Termen,
Mund und Naters fielen zur Hälfte und mehr der Verwüstung anheim. Im Ganzen opferten die Franzosen nicht weniger als 827 Bauwerke
- Brücken, Kapellen und Kirchen inbegriffen - ihrer Wut. Viele Leute starben Hungers, andere fristeten monatelang ihr Leben
den Tieren gleich in den Wäldern.
(Kt. Wallis,
Bez. Brig). 684 m. Kleine Stadt und Gemeinde, Hauptort des Bezirkes Brig; am linken Ufer
der Rhone und an der Mündung der Saltine in diese, 47 km ö. Sitten und an der Vereinigung der Simplon- mit der Furkastrasse.
Station der Simplonbahn. Postbureau, Telegraph, Telephon; Postwagen über den Simplon nach Domo d'Ossola,
über die Grimsel u. Furka. Stadt: 193 Häuser, 2232 Ew. in 439 Haushaltungen. 121
Reform. 733 Ew. italienischer Zunge. Hauptsächlich
wichtig der Fremdenverkehr von u. nach Simplon, Furka, Grimsel und Zermatt.
Die Stadt ist elektrisch beleuchtet. Seit 1900 eine Bank. Eine Zeitung. Sitz eines der drei kantonalen Gymnasien des Wallis.
Hülfs-, Gesang- und Schiessvereine; landwirtschaftliche Gesellschaft. N. der Stadt, auf einer Anhöhe, die 1687 erbaute
Jesuitenkirche, eine der schönsten Kirchen des Wallis.
Das Gebäude der Kantonsschule 1662-1672 von den Jesuiten erbaut und die
Schule lange Zeit von diesen geleitet. Mitten in der Stadt steht ein grosses dreitürmiges Schloss mit mächtigem
u. architektonisch bemerkenswertem Hof, der so Stockalper-Palast, 1642 vom Freiherrn Kaspar von Stockalper errichtet. 1898 renoviert,
enthält der Palast heute die Bureaux der Jura-Simplon-Bahn.
Aus 1663 stammendes Ursulinerinnenkloster mit Lehrerinnenseminar und Erziehungsanstalt für junge Mädchen. Auf dem Marktplatz
schöne Kapelle. Eine ganze Anzahl von Privathäusern sind von Türmen flankiert, die der kleinen Stadt
ein sehr malerisches Gepräge geben. Die Pfarrkirche steht in dem 10 Minuten von der Stadt entfernten Glis. 1,5 km nö. Brig
der Eingang zum Simplontunnel mit den Maschinenwerkstätten, Bureaux und anderen Gebäulichkeiten. Zwei neue Brücken über
die Rhone verbinden Brig mit dem gegenüber liegenden Naters. Sitz eines Untersuchungsrichters u. eines
italienischen Vice-Consuls.
1640 trat die Rhone aus und überführte 1000 Jucharten bebauten Landes in der Umgebung der Stadt mit Schlamm und Schutt. Die
ursprüngliche, von Napoleon erbaute Simplonstrasse umging die eigentliche Stadt, indem sie sich dem Hang von Glis nach schräg
aufwärts zur Mündung der Saltine-Schlucht hinzog, die sie auf der Pont-Napoléon genannten Brücke überschritt.
Heute flutet aller Verkehr durch die Stadt, sodass das genannte Strassenstück verödet und die Brücke z. T. wertlos geworden
ist.
In kirchlicher Hinsicht gehörte Brig früher zu Naters, das vor 1517 auch Hauptort des ganzen Zehnten war.
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Heute bildet Brig zusammen mit Glis eine Kirchgemeinde. Der Name der Stadt erscheint erst in Walliser Urkunden des 13. Jahrhunderts,
die ein Geschlecht De Brigue als Verwandte der Edeln von Aernen nennen. Um dieselbe Zeit wird auch in einem zwischen dem Bischof
von Sitten, Rudolf von Valpelline, und lombardischen und toskanischen Kaufleuten abgeschlossenen Vertrag
der Sust von Brig zum erstenmale Erwähnung gethan. Rasch wuchs der kleine Ort an, und seine Wohlhabenheit stieg derart, dass
der Ausdruck Briga dives (das reiche Brig) sprichwörtlich wurde.
Brig ist die Wiege mancher heute noch blühenden, begüterten Walliser Patrizierfamilien, wie der de Courten, Theiler,
Kuntschen, Stockalper. Die letztgenannte, deren Stammvater der 1400 genannte Abgeordnete des Zehnten Johann Stockalper ist,
hat dem Wallis
drei grosse Staatsmänner geschenkt. Ihr bekanntester und ausgezeichnetster war der berühmte «grosse»
Kaspar Stockalper, Baron von Duin, Ritter des heiligen Geist- und St. Michaelsordens, von dem heute noch die Rede geht, «dass
er von Lyon bis Mailand auf seinem Eigentum habe einkehren und übernachten können». Er starb 1691 im Alter von 82 Jahren.
Bérisal, unweit Brig, ist die Heimat des Paters Anderledy, des 1891 gestorbenen Jesuitengenerals.
In Castels ob Brig sind vorhistorische Ueberreste aufgedeckt, in Brig selbst Münzen und andere Gegenstände aus
der Römerzeit gefunden worden. Vergl. F. O. Wolf. Brig und der Simplon. (Europ. Wanderbilder, 94 u. 95; Wallis
und Chamonix. II).
Bezirk des Kantons Wallis.
Die Eröffnung des Simplontunnels hat die ökonomischen Verhältnisse dieses Bezirkes ziemlich
verändert.
Die Postverbindung von Brig
nach Iselle über die Simplonstrasse, die infolge der Benützung der
internationalen Eisenbahnlinie aufgehoben worden war, musste wieder eingeführt werden;
sie wird, wie früher, im Sommer,
d. h. vom 15. Juni bis 30. Sept., unterhalten.
Vom 1. Oktober bis 14. Juni werden die Dörfer auf der N.-Seite, nämlich Ried und Thermen, durch
einen Lokaldienst von Brig
aus versehen, die auf der S.-Seite, nämlich Simplon und Gondo, von Iselle (Italien)
aus.
Die letzten Viehzählungen haben folgende Resultate ergeben:
(Kt. Wallis,
Bez. Brig).
Seit 1902 ist Brig mit Naters durch eine neue Brücke über die Rhone näher verbunden
worden, die sich oberhalb der alten, in der Nähe des geräumigen Bahnhofs befindet, der gleichfalls die Holzbauten der ehemaligen
Endstation der Simplonbahn ersetzt hat, welche bis zur Eröffnung des Tunnels da standen. Kreisspital für das
Oberwallis, eröffnet 1908. Telephon.
1) Bezirk im schweiz. Kanton Wallis,
hat (1888) 5553 E., darunter 56 Protestanten, und 11 Gemeinden. - 2) Brig oder Brieg
(frz. Brigue; ital. Briga), Marktflecken
und Hauptort des Bezirks in 680 m Höhe, 50 km östlich von Sitten (s. d.), links von
der Rhône bei der Mündung der Saltine, an der Linie Bouveret-Brig (117 km) der Westschweiz. Bahnen (Simplonbahn) und
an der Simplonstraße, hat (1888) 1172 kath. E., ein ehemaliges
Jesuitenkollegium, jetzt Gymnasium, ein Ursulinerinnenkloster, eine 1662 erbaute Kirche und ein vieltürmiges Schloß (Stockalperpalast)
mit sehenswertem innern Hof und großem Rittersaal. Die Bauart B.s erinnert schon vielfach an das nahe Italien.