Briel,
Felsenthal bei Wien, s. Brühl.
89 Wörter, 623 Zeichen
Felsenthal bei Wien, s. Brühl.
oder Brielle, befestigter Seehafen in der niederländ. Provinz Südholland, auf der Nordküste der Insel Voorne, nahe der Mündung der Neuen Maas, hat 4286 E., Post, Kriegsmagazine, Kasernen, mehrere Kirchen, darunter die große reform. St. Katharinenkirche mit dem schönen Grabmal des Admirals Philipp von Almonde (gest. 1711), das
1532 von E. Merula gestiftete Waisenhaus, einige Fabriken und Handel mit Getreide und Krapp. Der Ort ist geschichtlich besonders berühmt wegen der Einnahme durch die Wassergeusen dem Gründungstage der Freiheit der Niederlande.
(v. mittellat. brogilus oder broilus, »Baumstück«),
eine tief liegende, mit Gras und Büschen bewachsene Fläche, Sumpfwiese;
dann Name vieler tief liegenden, teilweise mit Baumwuchs versehenen Stadtteile und Straßen, die vielleicht auf ehemaligem Sumpfland errichtet wurden;
in ältern Städten auch oft s. v. w. Marktplatz.
1) Stadt im preuß. Regierungsbezirk und Landkreis Köln, am Fuß der Ville (eines Vorgebirges der Eifel) und an der Eisenbahn Köln-Bingerbrück gelegen, hat ein königliches Lustschloß Augustenburg (vom Kurfürsten Klemens August 1728 erbaut) mit einem Park und dem Jagdschloß Falkenlust (jetzt Privatbesitz), 2 Kirchen, Synagoge (1882 erbaut), ein kath. Schullehrerseminar, eine Taubstummenanstalt, Progymnasium, Gasanstalt, Zuckerfabrik, Braunkohlenbergbau und (1880) 3678 Einw. (darunter 145 Evangelische, 126 Israeliten). Brühl ist schon 1184 nachzuweisen, ward im 13. Jahrh. Residenz der Erzbischöfe von Köln, erhielt 1284 ein festes Schloß, Mauern und Gräben und wurde 1318 von den Kölnern erobert, 1324 aber von König Johann von Böhmen vergeblich belagert. Im Dreißigjährigen Krieg war auch Brühl, damals Residenz des Kurfürsten Gebhard von Mansfeld, der Gegenstand blutiger Kämpfe und seufzte darauf 1673 und 1684 unter der Geißel der Franzosen. 1809 wurde Brühl Eigentum Davoûts, Fürsten von Eckmühl; 1815 kam es an Preußen. - 2) Thal des Mödlinger Baches in Niederösterreich, Bezirkshauptmannschaft Baden, welches sich in seinem untern Teil zu einer Klause verengert und seiner landschaftlichen Reize wegen viel besucht wird. Es enthält zwei Dörfer: Vorder- und Hinterbrühl (1243 Einw.), hat zahlreiche Villen, schöne Anlagen und Promenadenwege, mehrere künstliche Ruinen und ist mit der Südbahnstation Mödling durch eine elektrische Eisenbahn verbunden.
Bemerkenswerte Punkte in der Brühl sind: die Ruine der Burg Mödling, die alte Bergfeste Liechtenstein (aus dem 12. Jahrh.), das gegenüber 1820 erbaute fürstlich Liechtensteinsche Sommerschloß mit weitläufigem Park, der dem Kriegsruhm Österreichs gewidmete sogen. Husarentempel auf dem Kleinen Anninger und der durch Wege zugänglich gemachte Hohe Anninger mit zwei Aussichtstürmen. Durch die Brühl führt eine Straße von Mödling über Gaaden nach Heiligenkreuz (s. d.).
1) Heinrich, Graf von, kursächsischer Premierminister unter August III., Kurfürsten von Sachsen und König von Polen, geb. zu Gangloffsömmern, dem Stammsitz seiner Familie, bei Weißensee in Thüringen, wo sein Vater Geheimrat und Oberhofmarschall des Herzogs von Sachsen-Weißenfels war, wurde zuerst Page der Herzogin Elisabeth von Sachsen-Weißenfels, 1719 des Königs von Polen und Kurfürsten von Sachsen, August II., dessen Gunst er in solchem Grad gewann, daß er schnell zum Oberkammerherrn und im Staatsdienst vom Steuereinnehmer zum Wirklichen Geheimrat und Direktor des Departements des Innern (1731) emporstieg. Aber seine eigentliche Machtperiode begann erst unter August III. (1733-63). Nachdem er diesem die Krone und Reichskleinodien Polens, die bei dem Tod Augusts II. in seine Hände gekommen waren, überbracht und ihm bei Besteigung des polnischen Throns zur Seite gestanden, wußte er namentlich durch rücksichtslose Eröffnung von Geldquellen dessen unbegrenztes Vertrauen zu gewinnen und die höchsten Ämter an sich zu bringen. 1733 wurde er schnell nacheinander Kammerpräsident, Inspektor über sämtliche Staatskassen und Kabinettsminister, Chef des Departements der Zivilangelegenheiten, 1737 Chef des Departements der Militärangelegenheiten, 1738 Chef des Departements der auswärtigen Angelegenheiten und Oberkämmerer, endlich 1746 Premierminister unter Beibehaltung der meisten ihm früher übertragenen Ämter und ihrer Einkünfte.
Von nun an bildete er allein das Kabinett des Königs; alle andern Minister waren, wie Friedrich II. sich ausdrückte, als seine »Kommis« anzusehen, alle Staatsbehörden und selbst die Landstände mußten sich nach seinem Willen richten. Darum ward auch sein Wille mehr als der des Kurfürsten beachtet. Kaiser Karl VI. erhob ihn, seine Brüder und seine Nachkommen (1737) in den Reichsgrafenstand; in der Lausitz und in Polen erhielt er nebst der Starostenwürde mehrere Herrschaften, wie er denn überhaupt auf jede Weise sich zu bereichern suchte.
Ausgezeichnete Fähigkeiten besaß er nicht, noch weniger tiefe staatsmännische Einsichten; aber er wußte sich seinem schwachen Herrn unentbehrlich zu machen, indem er ihn angenehm unterhielt, ihm stets neue Geldquellen eröffnete und alles Unangenehme von ihm fern zu halten beflissen war. Nach französischem Muster sorgte er vornehmlich für den Glanz des Hofs, während er die Landesverwaltung und das Heerwesen vollständig vernachlässigte. Die willkürlichste Kabinettsregierung und Kabinettsjustiz wurde geübt, das Land von Steuern erdrückt und die Staatsschuld von 20 auf 100 Mill. Thlr. vermehrt. Fast noch größer als der Prunk des königlichen Hofs war der des Ministers. Denn nicht genug, daß er seine Paläste und Gärten (worunter das Brühlsche Palais mit dem Brühlschen Garten) mit den kostbarsten Sammlungen anfüllte und eine überaus große Bibliothek, die nachher der königlichen Bibliothek zu Dresden einverleibt wurde, zusammenbrachte, führte er auch einen
Haushalt, der an Pracht dem des Königs wenig nachstand. Während Sachsen im ersten Schlesischen Krieg auf Preußens Seite getreten war, nahm Brühl seit Ausbruch des zweiten, durch die ihm von Friedrich d. Gr. gezeigte Verachtung zu tödlichem Haß gereizt, an allen gegen denselben gerichteten Ränken den lebhaftesten Anteil, ließ aber trotzdem das sächsische Heer am Nötigsten Mangel leiden. Als hierauf Friedrich II., seinen Gegnern zuvorkommend, in Sachsen einrückte (August 1756), flüchtete Brühl mit dem König zuerst auf den Königstein, dann nach Polen.
Nach dem Hubertsburger Frieden kam er mit seinem König nach Dresden zurück, stellte hier auf Staatskosten seine Paläste wieder her und erneuerte seine Verschwendung, obschon das Land aus tausend Wunden blutete. Als der König 5. Okt. starb, hielt es Brühl für geraten, sogleich seine Stelle niederzulegen, und starb zu seinem Glück schon drei Wochen später, Die angestellte Untersuchung ergab, daß er, nach Abzug seiner Schulden, ein Vermögen von 1½ Mill. Thlr. hinterlassen, aber mehr als 5,300,000 Thlr. veruntreut hatte. Doch schlug der Administrator, Prinz Xaver, nach dem baldigen Tode des Kurfürsten Friedrich Christian die Untersuchung nieder, und da Brühl alle seine Anordnungen durch die Unterschrift des Kurfürsten hatte autorisieren lassen, so erbten seine Söhne die Güter des Vaters.
Vgl. (v. Justi?), Leben und Charakter des Grafen von Brühl (Götting. 1760-61, 3 Bde.);
»Zuverlässige Lebensbeschreibung des Grafen von und des Kabinettsministers A. J. ^[Alexander Joseph] Fürsten von Sulkowski« (Frankf. u. Leipz. 1766).
2) Karl Friedrich Moritz Paul, Graf von, Enkel des vorigen, geb. zu Pförten in der Niederlausitz, erhielt eine sorgfältige Erziehung und inmitten theatralischer und musikalischer Kunstübungen, die auf dem zu Pförten errichteten Familientheater stattfanden, und an denen er selbst frühzeitig Anteil nahm, die mannigfachste Anregung für seine Neigung zur Bühne. Erst Eleve beim Bergwesen, wurde Brühl 1790 Jagdjunker am Berliner Hof und 1796 Forstreferendar bei der kurmärkischen Kammer.
Nachdem er sich ein Jahr in Weimar aufgehalten und unter anderm als Paläophron auf dem Hoftheater aufgetreten war, ernannte ihn 1800 der Prinz Heinrich von Preußen zum Kammerherrn. Später bekleidete Brühl bei der Königin-Mutter, dann bei der Königin Luise dieselbe Charge, machte hierauf den Feldzug von 1813 als Major im Generalstab mit und fungierte, nachdem er einige Zeit Militärkommandant in Neuchâtel gewesen, 1815-28 als Generalintendant der königlichen Schauspiele zu Berlin. In dieser Stellung wirkte er mit großem Eifer für die Realisierung einer deutschen klassischen Bühne, unterstützte die Produktion, gewann vortreffliche Kräfte und suchte in der Ausstattung historische Treue mit Schönheit zu verbinden.
Auch begründete er aus eigne Kosten ein »Dramaturgisches Wochenblatt« und schrieb Vorreden zu Werken über Kostüme und Dekorationen des Berliner Theaters. Mit Spiker verfaßte Brühl die »Darstellung des Festspiels Lalla Rookh, welches auf dem am im königlichen Schloß veranstalteten Maskenball gegeben wurde« (Berl. 1822, mit 23 Kupfern). Nachdem er 1828 seine Entlassung genommen, wurde er 1830 Generalintendant der königlichen Museen, in welcher Stellung er ausgezeichneten Kunstsinn bewies, und starb in Berlin als Wirklicher Geheimrat.