[* 1] ehemaliges schles. Herzogtum, entstand aus dem Anteil, welchen nach dem Rücktritt des Herzogs Boleslaw III. von
Liegnitz 1348 sein zweiter Sohn, Ludwig I., erhielt. Dessen Enkel Ludwig II. erbte 1419 wiederum Liegnitz. 1495 erhielt das Herzogtum
Brieg Friedrichs I. jüngerer Sohn, Georg I., nach dessen Tod (1521) jedoch Friedrich H. von Liegnitz wiederum
folgte. Derselbe führte 1524 die Reformation ein und schloß 1537 die bekannte Erbverbrüderung mit Brandenburg. Sein Sohn Georg
II. begründete 1547 eine neue Linie Brieg, welcher auch das Herzogtum Wohlau gehörte und später Liegnitz wieder zufiel. Dieselbe
starb 1675 aus. Brieg kam trotz des Erbvertrags unter österreichische Herrschaft und erst 1742 an Preußen
(s. Schlesien, Geschichte).
[* 1] 1) Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Breslau, 148 m ü. M., am linken hohen Oderufer und an der Oberschlesischen
Eisenbahn (Breslau-Oswiecim und Neiße-Brieg), hat 2 evang. Kirchen (darunter die gotische Nikolaikirche aus dem 13. Jahrh., deren
Türme 1884-85 nach einem Entwurf des Kölner Dombaumeisters Zwirner ausgebaut wurden, mit herrlicher Orgel)
und 2 kath. Kirchen, Schloß der Piasten mit berühmtem Renaissanceportal, Theater, Gymnasium, landwirtschaftliche Schule, Provinzialirrenanstalt,
Strafanstalt, Reichsbanknebenstelle, Fabriken für Maschinen, Posamentierwaren, Zigarren, Zucker, Leder, Dachpappe, Geschäftsbücher,
Drahtgewebe, Korbwaren, Dinassteine, Eisenwaren, Mühlsteine, ferner Mühlenbetrieb, Bierbrauerei, Gasleitung, Wasserwerk, lebhaften
Handel und mit der Garnison (2 Bataillone des Inf.-Regiments Nr. 51) 17,508 Einw., davon
11,255 Evangelische, 5821 Katholiken und 422 Juden. Brieg ist Sitz eines Land- und Schwurgerichts (für die sechs Amtsgerichte zu
Brieg, Grottkau, Löwen, Ohlau, Strehlen und Wansen). Es ist Geburtsort des Altertumsforschers K. Otfr. Müller. Im 11. Jahrh.
erscheint Brieg als eine Burg, ward 1096 von
dem böhmischen Herzog Bretislaw II. zerstört, kommt aber 1250 wieder vor als einer von den schlesischen Orten, welche vom
Herzog Heinrich III. von Breslau das deutsche Stadtrecht erhielten. Bei der Teilung des Herzogtums Breslau 1311 wurde die Stadt
Residenz des ersten Herzogs von Brieg, Boleslaw, und galt seitdem als eine ziemlich starke Festung, welche im
ersten Schlesischen Krieg von den Preußen und von den mit Napoleon I. verbündeten Bayern erobert ward.
Napoleon ließ die Festungswerke sprengen, die seitdem in Promenaden- und Gartenanlagen verwandelt sind. -
2) (Brig, franz. Brigue) Dorf im schweizer. Kanton Wallis,
684 m ü. M.,
Hauptort des gleichnamigen Bezirks (1200 Einw.), mit dem nahen Glys (Gliß) am Austritt der Saltine in das Rhônethal und am
Fuß der Simplonstraße gelegen, Endstation der Ligne d'Italie (Eisenbahn vom Genfer See über Sion) und Beginn der Postroute
über den Simplon, hat eine Zeitlang (schon im 15. Jahrh.) als Badeort einen
Namen gehabt. Die Therme, der von Leuk ähnlich, nur schwächer, vermischt sich oft mit dem Flußwasser und konnte nie zu größerer
Geltung gelangen.