Brettspiele
,
allgemeine Benennung der Unterhaltungsspiele, zu denen ein viereckiges Brett (tabula, woher das alte deutsche Zabel), etwa 8-12 Zoll im Quadrat, gehört. Gewöhnlich besteht es aus zwei Brettern mit vorstehenden Rändern, so daß beide, aufeinander gelegt und durch ein Scharnier und einen Schloßhaken verbunden, einen hohlen Raum bilden, der zur Aufbewahrung der Brettsteine etc. dient. Auf der einen Seite dieses Doppelbrettes sind 64 gleiche Quadrate angebracht, so abgeteilt, daß je ein hell und dunkel gefärbtes gleichmäßig abwechseln.
Dieses Brett kann sowohl zum Schachspiel (s. d.) als zum Damespiel (s. d.) benutzt werden, zu welch letzterm Brettsteine, teller- oder scheibenförmige, aus Holz, [* 2] Elfenbein oder Metall gefertigte Figuren, die der Größe der Quadrate entsprechen, nötig sind. Auf der andern Seite des Brettes sind zum Spiel der Mühle 3 Quadrate ineinander gezeichnet und die 12 Parallellinien derselben in deren Mittelpunkt durch Striche verbunden. Legt man die beiden mit den Rändern verbundenen Bretter auseinander, so zeigen sich auf jeder der beiden sich gegenüberstehenden langen Seiten des Oblongums 12, d. h. auf jedem Brett 6, Pyramiden, deren Färbung gewöhnlich mit Rot und Schwarz sowohl auf der Seite als gegenüber wechselt.
Hier spielt man, immer zugleich mit
Würfeln,
Puff,
Tokadille,
Tricktrack (s. d.) etc.
Die allen Brettspielen
zu
Grunde liegende
Idee ist die eines Wettkampfes.
Beim
Schach, bei der
Dame und
Mühle ist alles dem berechnenden
Verstand des Spielers überlassen, während da, wo
Würfel gebraucht werden, der
Zufall mitwirkt.
Puff,
Tokadille,
Tricktrack versinnlichen
einen Wettlauf, bei dem es auf
Umgehung oder Beseitigung der vom
Zufall entgegengestellten Hindernisse
und auf die baldmöglichste Erreichung des
Ziels ankommt.
Ein Brettspiele
war, wie aus
Denkmälern ersichtlich, schon den alten Ägyptern bekannt; welcher Art dies gewesen, wissen wir aber
nicht. Herodot erzählt, daß die Lydier ein Brettspiel
erfunden hätten, um während einer
Hungersnot den
Hunger zu vergessen.
Eine im
Altertum und
Mittelalter, auch noch später verbreitete und ziemlich tief wurzelnde
Mythe wies die
Erfindung der Brettspiele
insgesamt dem
Palamedes zu. Griechen und
Römer
[* 3] kannten zweifelsohne Brettspiele
, welche vieles Nachdenken erforderten.
Aber weder die hellenische Petteia noch der römische ludus latrunculorum (oder calculorum) oder das
Spiel der duodecim scripta
läßt sich mit dem
Schach vergleichen; jene drei
Spiele wurden mit durchaus gleichwertigen
Steinen gespielt. Die Andeutungen,
welche uns die alten
Autoren über die
Regeln ihrer Brettspiele
geben, sind durchweg sehr dürftig und gestatten uns leider nicht die
Rekonstruktion dieser klassischen Unterhaltungen. Mit dem
Würfeln hat man schon im
Altertum das Brettspiel
häufig kombiniert. So
gab es neben der edlern Petteia, in welcher nur die Verstandeskräfte wirkten, auch eine
Würfel-Petteia.
Apparate zum Brettspiel
(besonders Schachfiguren) sind von der ältesten bis auf die neueste Zeit, mit Pracht und besonderer
Kunst ausgestattet, vielgerühmte Meisterwerke gewesen.