Bretonische
Sprache
[* 3] und Litteratur. Das Bretonische
(brezonnek) ist die
Sprache der vielleicht schon seit Ende des 4.,
jedenfalls seit dem 5. Jahrh. nach dem festländischen
Armorica (s. d.) übergesiedelten Briten und bildet einen
Teil des brit.
Zweiges des kelt.
Sprachstammes (s.
Keltische Sprachen). Am nächsten ist es dem Cornischen (s. Cornische
Sprache) verwandt. Seit der Einverleibung der
Bretagne in
Frankreich (1499) ist es zwar durch das
Französische aus der obern
Bretagne ganz verdrängt und auch sonst sehr eingeschränkt worden, hält sich aber in der
Basse-Bretagne namentlich auf dem
Lande, wenn auch mit vielen franz. Worten durchsetzt, und wird noch
von mehr als einer Million gesprochen; nach Schätzung von 1878 gab es nur bretonisch
Redende etwa 768000, bretonisch
und
französisch
Redende etwa 524000. Man unterscheidet die vier Hauptdialekte von
Léon, Tréguier, Cornouailles (Quimper) und
Vannes.
Die ältesten Sprachquellen sind bretonische
Glossen in lat. Handschriften seit dem 3. Jahrh. Unter den
zusammenhängenden Schriftstücken sind die frühesten und zahlreichsten geistliche Schauspiele
(Mysterien) - das älteste
«Vie de
Ste. Nonne» wohl aus dem 14. Jahrh. -, die seit dem 16. Jahrh.
sich auch durch den Druck verbreiteten und noch heute bisweilen zur Aufführung gelangen. Auch geistliche Gedichte und Erbauungsschriften
sind auf bretonisch
verfaßt worden; eine
Übersetzung der
Bibel
[* 4] hat Le
[* 5] Gonidec geliefert (1827), der auch
sonst vielfach für Ausbildung des Bretonischen
als Schriftsprache
thätig war. Den wertvollsten
Bestandteil der bretonischen
Litteratur bilden
Volkslieder,
Märchen und Legenden. Die Liedersammlung, die Hersart de la Villemarqué u. d. T.
«Barzaz-Breiz» (2 Bde.,
Par. 1839; 7. Aufl. 1867) herausgab (deutsch von
Hartmann und
Pfau u. d. T. «Bretonische
Volkslieder», Köln
[* 6] 1859),
erwies sich später als neu- oder umgedichtet. Zuverlässige Sammlungen namentlich von Luzel, «Ste. Tryphine et le roi Arthur» (Quimperlé 1863),
«Gwerziou Breiz-Izel, Chants populaires de la Basse-Bretagne» (2 Bde., Par. 1868-74),
«Contes brentons» (Quimperlé 1870),
«Veillées bretonnes» (Par. 1879),
«Soniou Breiz-Isel. Chansons populaires de la Basse-Bretagne» (2 Bde., ebd. 1890),
Quellien, «Chansons et danses des Bretons» (ebd. 1889). Aufzählung sämtlicher volkstümlicher Litteraturdenkmäler durch Gaidoz und Sébillot in der «Revue celtique», Bd. 5. Die Sprache ist öfters bearbeitet: Grammatiken von Grégoire de Rostrenen (Rennes 1738),
Le Gonidec (Par. 1807, 1838, 1847),
Guillôme (Vannes 1836),
Hingant (Tréguier 1868);
für die ältere Sprache: Zeuß, Grammatica celtica (2. Aufl., von Ebel, Berl. 1868-71);
Wörterbücher von Lagadeuc («Catholicon», Tréguier 1499; neu hg. von Le Men, Par. 1868), Grégoire de Rostrenen (französisch-bretonisch, Rennes 1732), L'Armerye (französisch-bretonisch, anonym, Leid. 1744), Le Pelletier (Par. 1752), Le Gonidec (Angoul. 1821; neu hg. von Hersart de la Villemarqué, französisch-bretonisch, nebst Grammatik, St. Brieuc 1847; bretonisch-französisch 1850), Troude (französisch-bretonisch, Brest 1869; bretonisch-französisch, ebd. 1876);
für die ältere Sprache: Ernault, La mystère de Ste. Barbe et dictionnaire étymologique du breton moyen (Par. 1888).
Vgl. noch d'Arbois de Jubainville, Études grammaticales sure les langues celtiques, Tl. 1 (Par. 1881);
Loth, Chrestomathie bretonne (Aremoricain, Gallois, Cornique).
I: Breton-Armoricain (ebd. 1890).