Brennessel
,
s. Urtica.
Brennessel
6 Wörter, 46 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Brennessel,
s. Urtica.
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Brennessel,
s. Urtica. ^[= L., Nessel, Pflanzengattung aus der Familie de Urticaceen (s. d.) mit 30 in den gemäßigten ...]
L. (Nessel), Gattung aus der Familie der Urtikaceen, ein- oder mehrjährige Kräuter, selten Sträucher mit gegenständigen, gesägten bis gezahnten, selten eingeschnitten gelappten, meist mit Brennhaaren besetzten Blättern, ein- oder zweihäusigen, grünlichen Blüten in blattwinkelständigen, gepaarten, trugdoldigen, rispig wickelartigen oder knopfigen Infloreszenzen und trockner, eiförmiger oder oblonger, zusammengedrückter Schließfrucht.
Etwa 30 Arten in den gemäßigten Klimaten. Die Brennhaare besitzen eine knopfähnliche, glasartige Spitze, welche bei Berührung mit der Haut [* 3] leicht abbricht und die letztere ritzt, wobei ein heftig brennender Saft aus der Haarzelle in die Wunde fließt. Urtica dioica L. (große Brennessel), 60-200 cm hoch, mit länglich herzförmigen, grob gesägten Blättern, hängenden Blütenrispen, zweihäusig, ist weit verbreitet und bedeckt oft große Strecken. Urtica urens L. (kleine Brennnessel), 15-30 cm hoch, mit elliptisch eirunden, eingeschnitten gesägten Blättern, aufrechten Blütenrispen, einhäusig, ist ebenfalls weit verbreitet.
Beide nesseln nicht in der Jugend und nicht im Alter; bei schnellem, starkem Angreifen der Pflanze werden die Brennhaare zurückgebogen und verwunden weniger leicht. Beide Nesseln sind Unkräuter; man benutzt sie als Viehfutter, jung als Gemüse (Rußland, Walachei), medizinisch zum Peitschen gelähmter Glieder [* 4] (Urtikation). Die Bastfaser der großen Nessel ist technisch gut verwertbar und diente vor Einführung der Baumwolle [* 5] zur Darstellung von Nesselgarn und Nesseltuch.
Nesselzwirnfabriken bestanden noch im Beginn des 18. Jahrh. in Frankreich, Spanien, [* 6] Schweden, [* 7] Italien, [* 8] Deutschland [* 9] und der Schweiz, [* 10] die letzte derartige Manufaktur in Leipzig [* 11] 1720. In jüngster Zeit hat man von neuem Versuche zur Verwertung der Nesselfasern gemacht. Auch andre Arten, wie Urtica cannabina L. in Sibirien, Urtica japonica Thunb. in Japan [* 12] etc., liefern Bastfasern. Manche exotische Arten sind berüchtigt wegen des starken Nesselns, so die javanische Urtica stimulans L. und die ostindische Urtica crenulata Roxb., welche einen lange anhaltenden wütenden Schmerz verursachen, besonders aber Urtica urentissima Blume (Teufelsblatt), auf Timor, deren Nesseln jahrelang, ja lebenslänglich anhält und bei feuchtem Wetter [* 13] sich steigert.
Überhaupt werden alle durch Nesseln verursachten Entzündungen durch hinzutretende Nässe verlängert. Früher wurden unsre Nesseln, wie noch jetzt manche exotische, als Arzneimittel benutzt, auch als Aphrodisiaka, wie Urtica membranacea Pair. in Ägypten. [* 14] Die Knollen [* 15] von Urtica tuberosa Roxb. werden in Indien gegessen.
Vgl. Bouché und Grothe, Die Nessel als Textilpflanze (Berl. 1877);
Rößler-Ladé, Die Nessel, eine Gespinstpflanze (Leipz. 1878);
Müller, Deutsche [* 16] Brennnesseln, ihre Kultur und Verwertung (Stuttg. 1879).