Brenner
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Brenner
Brenner,
Käfer, [* 3] s. Blütenstecher. ^[= (Anthonomus Germ.), Käfergattung aus der Gruppe der Kryptopentameren und der Familie der Rüsselkä ...]
Brenner
(Mons
[* 4] Pyrenaeus), ein 2034 m hoher Berggipfel der
Tiroler
Alpen,
[* 5] zwischen
Innsbruck
[* 6] und
Sterzing, mit den
Quellen
der
Sill (nach N.) und des
Eisack (nach S.). An ihm liegt die tiefe Gebirgseinsenkung des Brenner
passes,
ein breites, stundenlanges
Thal
[* 7] von 1367 m
Höhe, welches die
Zillerthaler
Alpen von der
Stubai-Ötzthaler Gebirgsgruppe scheidet,
seit Menschengedenken als ein Hauptübergangspunkt aus
Deutschland
[* 8] nach
Italien
[* 9] bekannt. Über den Brenner
führte die große Römerstraße
von
Verona
[* 10] nach
Augsburg
[* 11] über Trientum,
Pons Drusi
(Bozen),
[* 12] Valdidena
(Wilten bei
Innsbruck) und Parthanum
(Partenkirchen). Im
Mittelalter hieß der Weg die Kaiserstraße, und bis in die Gegenwart hinein
ist er, besonders seit er 1772 unter
Maria Theresia neu hergestellt worden, einer der befahrensten Straßenzüge geblieben. Diese Brenner
straße (s.
Karte
»Tirol«),
[* 13]
die niedrigste aller großen Alpenstraßen und zu allen Zeiten passierbar, verläßt bei Innsbruck das Innthal und steigt längs der Sill im Wippthal aufwärts zum fischreichen ¶
Brennersee
und zum Posthaus auf der Paßhöhe (unfern das alte Brennerbad und das neue Wildbad Brenner
, mit warmen Quellen, 21°
C.), geht dann im Eisackthal abwärts bei Sterzing, Brixen und Bozen vorbei ins Etschthal. Großartige Naturszenerien hat sie
nur wenige, mit Ausnahme der Brixener Klause und der Enge des Kunterswegs; militärisch wichtig ist die
Franzensfeste, zwischen Sterzing und Brixen. Die Zahl der Fuhrwerke, welche die Brenner
straße jährlich passierten, betrug mehr
als 25,000. Natürlich ist dies Verhältnis seit der Eröffnung der Brennerbahn ein andres geworden.
Letztere wurde seit 1864 von der Österreichischen Südbahngesellschaft nach Etzels Entwürfen unter Leitung des Oberingenieurs Thommen erbaut. Sie hat von Innsbruck bis Bozen eine Länge von 125 km und hält, mit Überwindung der größten Terrainschwierigkeiten, im allgemeinen den Trakt der Kunststraße ein. Ihr Steigungsmaximum beträgt auf der nördlichen Seite 1:40 (auf 35,5 km), auf der südlichen Seite 1:44 (bis Brixen, 50 km). Die Gebirgsarten, welche die Bahn durchbricht, sind vorherrschend Porphyr und Thonglimmerschiefer, für die Bearbeitung sehr schwierige und unzuverlässige Gesteinsarten. An zwei Stellen verläßt die Bahn das Hauptthal, indem sie, von Innsbruck kommend, links in das Schmirner Thal und später, jenseit der Paßhöhe, rechts in das Pflerschthal abschweift und dabei, um auf die Höhe zu gelangen, gewaltige Kurven beschreibt, an deren Ende sie sich unterirdisch in sogen. Kehrtunnels wendet.
Die Thalwände, an denen sie sich fast immer entlang zieht, sind so steil, daß meist nur sogen. Bahnanschnitte und einseitige Dämme hergestellt werden konnten; hier und da waren auch großartige Stützungsmauern (von 20-26 m Höhe) und Widerlager von 5-6¼ m Stärke [* 15] erforderlich, und an zahlreichen Stellen mußte die Bahn längs der Thalwände im Innern des Bergs geführt werden. Daher die große Anzahl von Tunnels (im ganzen 27), während Brücken [* 16] und Viadukte fast gänzlich fehlen.
Unter den erstern ist der Mühlthaltunnel (855 m lang) der größte, der Schürfestunnel zwar nur 120 m lang, aber eins der schwierigsten und gefahrvollsten Bauwerke der ganzen Bahn. Die Paßhöhe selbst überschreitet dieselbe unter freiem Himmel. [* 17] In kommerzieller Hinsicht ist die Brennerbahn von großer Wichtigkeit und behält dieselbe auch trotz der Eröffnung der Gotthardbahn, da sie die kürzeste Verbindung zwischen der Osthälfte Deutschlands [* 18] und Italien bildet. Bei der Station Franzensfeste verbindet sich mit ihr seit November 1871 die von Marburg [* 19] über Villach kommende Bahn, bei Bozen zweigt sich die Linie nach Meran [* 20] ab.
Vgl. Noe, Brennerbuch
(Münch. 1869);
Derselbe, Die Brennerbahn (Zür. 1883).
Richard, Afrikareisender, geb. zu Merseburg, [* 21] fungierte nach Beendigung seiner Gymnasialstudien als Forstmann im Harz und schloß sich 1865 dem Baron v. d. Decken (s. d.) bei dessen zweiter großen Expedition nach Afrika [* 22] an. Als bei einem Überfall räuberischer Somal vier der Reisegefährten erlagen, führte Brenner die übrigen unter unsäglichen Gefahren und Mühen zur Küste und über Sansibar [* 23] nach Deutschland zurück. Da unterdessen auch v. d. Decken in Berdera ermordet worden (3. Okt.), über sein Schicksal aber nur dunkle Gerüchte gingen, so beschloß die Familie des Barons, Brenner mit der Einziehung sicherer Nachrichten an Ort und Stelle zu betrauen. Er durchzog 1866-67 das Land der Somal, verweilte lange in Brava, ohne jedoch nach Berdera gelangen zu können, und erforschte dann das Reich Witu oder das Land der südlichen Galla unter 2° südl. Br., von dem er die erste Karte und Beschreibung lieferte (vgl. Kersten, C. C. v. d. Deckens Reisen in Ostafrika, Bd. 2, Leipz. 1871). Brenner kam im Februar 1868 wieder nach Sansibar und kehrte sodann über Makdischu und Aden [* 24] mit einem Gallaknaben, Namens Djilo, nach Europa [* 25] zurück. Ende 1869 veranlaßten ihn Schweizer und Triester Firmen zu einer Handelsexpedition nach dem Somalland, wobei er die Küsten des Indischen Ozeans von Maskat in Arabien bis Sansibar befuhr. Im J. 1871 ernannte ihn die österreichisch-ungarische Regierung zum Konsul in Aden; von hier begab er sich wieder nach Sansibar, wo er starb. Brenners Reiseberichte stehen zerstreut in »Petermanns Mitteilungen« und im »Globus«.