Bremsen
[* 2] (Tabanina), Insektenfamilie aus der Ordnung der Zweiflügler, [* 3] Fliegen [* 4] mit vorgestreckten, scheinbar dreigliederigen Fühlern, quer gestelltem, halbkreisförmigem, hinten ausgehöhltem, dem Thorax dicht anschließendem Kopf und sehr großen, beim Männchen zusammenstoßenden, farbenspielenden Augen. Das Weibchen hat messerförmige Mandibeln, die Maxillen sind stabförmig, die Taster zweigliederig. Der Hinterleib ist flach gedrückt, die Beine sind schwach. Die Männchen sitzen mit dachförmig anliegenden Flügeln an Baumstämmen, die Weibchen fliegen im Sonnenschein unter starkem Summen umher, stechen mit den scharfen Oberkiefern selbst durch die Häute der Rinder [* 5] und Pferde [* 6] und saugen mit der halbröhrenförmigen Oberlippe und einem besondern Organ, dem Epipharynx. Die langgestreckten, walzigen Larven leben in der Erde; die Puppen sind an den Hinterleibsringen mit Widerhaken versehen. Die ¶
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Rindsbremse (Tabanus bovinus L., s. Tafel »Zweiflügler«) ist 2 cm lang, aus dem Thorax schwarzbraun, gelblich behaart und gestriemt, auf dem Hinterleib rostrot, schwarz gefleckt, in der Mittellinie mit gelbem Dreieck [* 8] auf den einzelnen Ringen, an den Knieen und Schienen rostfarbig, auf den Flügeln rotbraun geädert, in Europa [* 9] überall gemein, schröpft besonders bei schwülem Wetter [* 10] Rinder und Pferde, saugt auch den Saft, welcher aus schadhaften Eichenstämmen fließt, und legt ihre Eier [* 11] an Gräser. [* 12]
Die bald auskriechende Larve nährt sich auf Wiesen von Graswurzeln, überwintert und verwandelt sich im Mai in eine zolllange, graue Mumienpuppe, aus welcher im Juni die Fliege auskriecht. Die Stiche der Rindsbremse sind so heftig, daß das Blut tropfenweise herabrinnt. Fliegennetze sind das beste Mittel, um sie abzuhalten; auch wäscht man die Tiere alle 14 Tage mit einer Abkochung von Walnußblättern in Essig, reibt sie mit grünen Walnußblättern, verdünnter Tabaksabkochung oder stellenweise mit Petroleum ab oder bestreicht die am meisten ausgesetzten Stellen mit einer Auslösung von 60 g Asa foetida in einem Glas [* 13] Weinessig und zwei Gläsern Wasser.
Die Regenbremse (Haematopota pluvialis L.), 1 cm lang, schwärzlichgrau, mit weißlichen Linien am Thorax, weißlichen Einschnitten
und zwei Reihen grauer Flecke am Hinterleib, schwarzgrauen, hell marmorierten Flügeln und grünen, in der
obern Hälfte purpurstrahlenden Augen. Sie erscheint etwas später als die vorige, plagt besonders bei schwülem, gewitterigem
Wetter die Pferde, setzt sich auch gern an Menschen. Die Blindfliege (Blindbremse, Chrysops coecutiens L.), so genannt, weil sie,
wenn sie einmal saugt, sich nicht vertreiben, sondern sich ruhig abnehmen läßt, als wenn sie blind
wäre, 8,75 mm lang, schwarz, am Hinterleib beim Männchen mit rotgelbem Seitenfleck an der Basis, beim Weibchen mit gelber
Basis, auf der zwei schwarze Striche stehen. Die Flügel des Männchens sind fast ganz schwarz, beim Weibchen weiß mit dunkler
Basis, Außenrand und Querbinde. Sie plagt Menschen, Pferde und Rinder. Über Bremsen
, Bremen,
[* 14] Dasselfliegen, Biesfliegen,
Östriden s. Bremen, S. 383.