Joh. Aug. Friedr., Mineralog, geb. zu
Probstzella im Saalfeldischen, studierte in
Jena
[* 2] und
Freiberg,
[* 3] wurde hier 1813
Lehrer an der
Bergschule und Hilfslehrer bei der
Bergakademie, an der er auch 1827 die Professur für Oryktognosie erhielt. Nachdem Breithaupt 1866 als
Oberbergrat in
Ruhestand getreten war, starb er, fast vollständig erblindet, zu
Freiberg. Er setzte das größere
Hoffmannsche «Handbuch der Mineralogie» fort, zu dessen drei
Abteilungen er noch fünf hinzufügte.
Ferner schrieb er:
«Über die Echtheit der
Krystalle»
(Freiberg 1816) und «Vollständige Charakteristik
des Mineralsystems» (ebd. 1820; 3. sehr bereicherte Aufl.,
Dresd. 1832). Breithaupt führte in die krystallographische Nomenklatur
viele zweckmäßige
Ausdrücke ein und versuchte in seiner Progressionstheorie, aus tesseralen Gestalten alle Krystallformen
der dreiachsigen
Systeme (s.
Krystalle) abzuleiten. Sein Hauptverdienst ist die sehr sorgfältige Untersuchung fast aller damals
bekannten
Mineralien,
[* 4] insbesondere auch mit
Bezug auf die Mannigfaltigkeit der Krystallisationsformen.
Die Ergebnisse dieser Forschungen hat in einem «Vollständigen Handbuche der Mineralogie»
(Bd. 1-3,
Dresd. 1836-47) niedergelegt, dem er die «Übersicht des Mineralsystems»
(Freiberg 1830) vorausschickte. Sein Versuch, eine lat. Nomenklatur für das Mineralsystem
einzuführen, ist erfolglos geblieben. Er veröffentlichte noch «Die
Paragenesis der
Mineralien»
(Freiberg 1849), ein Werk, das viele neue
Beobachtungen enthält und den Gegenstand mit besonderer
Rücksicht auf den praktischen
Bergbau
[* 5] beleuchtet. Auch im praktischen
Bergbau hat sich Breithaupt große Verdienste erworben; ihm
verdankt vorzüglich
Zwickau
[* 6] in
Sachsen
[* 7] die Erschließung ausgedehnter
Kohlenfelder. Eine treffliche
Topographie lieferte er in
der
Schrift «Die Bergstadt
Freiberg»
(Freiberg 1825; 2. Aufl. von seinem
SohneHermann B, ebd. 1847).
Joh.
Christian, geb. auf dem Hartenauer
Hof
[* 8] bei
Darmstadt,
[* 9] ward 1768 Mechanikus an dem
Hofe des
Landgrafen
Friedrich, übernahm die Leitung von dessen Sammlung physik. und astron.
Instrumente und machte sich
namentlich bekannt durch die Ausführung eines großen Mauerquadranten und eines Distanzmessers, dessen
¶
mehr
Konstruktion in neuerer Zeit wieder vielfach aufgenommen ist; er starb 1800 in Cassel.
Sein ältester Sohn, HeinrichKarl Wilhelm, geb. zu Cassel, war zuerst als Gehilfe seines Vaters thätig, studierte
dann Mathematik, ward 1817 Professor am Gymnasium zu Bückeburg
[* 11] und starb daselbst Er verfaßte
zahlreiche Schriften über angewandte Mathematik und Technologie, von welchen besonders die «Beschreibung eines neu erfundenen
Markscheide-Instruments» (Cassel 1800) wichtig ist, weil sie den vom Verfasser 1798 ausgeführten Grubenzug, Berechnung und
Kartierung eines Teils des Richelsdorfer Bergreviers enthält, bei welcher ein von dem bisher üblichen völlig abweichendes
und viel zuverlässigeres Verfahren angewandt wurde, nämlich die Berechnung der rechtwinkligen Koordinaten
[* 12] aus den Ergebnissen der mit neuen selbstkonstruierten, zweckmäßigen Instrumenten ausgeführten Längen- und Winkelmessungen,
und die nach diesen Koordinaten und nicht mehr auf dem Wege des unbehilflichen und ungenauen sog.
Zulegens bewirkte Anfertigung des Grundrisses.
Friedrich Wilhelm Breithaupt, jüngerer Bruder des letztern, geb. zu Cassel, trat in das väterliche
Geschäft ein, errang gegen 1810 die ersten Erfolge mit den von ihm angefertigten Grubenapparate und Nivellierinstrumente,
baute 1836 die ersten Grubentheodolite, gewann eine sehr feine Einstellung bei den Mikrometerschrauben durch Anwendung der
Differentialschraube
[* 13] und baute in Deutschland
[* 14] die erste vorzügliche große Kreisteilmaschine. Zum Schutz
der feinen Einteilungen gab er den Theodoliten die Verdeckungen und erfand die matte Versilberung der Kompasse. 1827 begründete
er das «Magazin neuester mathem. Instrumente», von welchem 1835 das zweite und 1846 das dritte Heft erschien. Nachdem er die
Stelle eines Münzmeisters und Konservators der physik. und astron. Abteilung des Casseler Museums erhalten
hatte, übergab er 1851 sein Institut seinem SohneGeorgAugust. Er starb in Cassel.
GeorgAugustBreithaupt, Sohn des vorigen, geb. zu Cassel, widmete sich dem Berufe des Vaters und übernahm 1851 dessen Institut.
Er baute 1850 nach eigenen Principien eine große Längenteilmaschine, welche einen Meter ohne Unterbrechung
in jedem beliebigen Verhältnis mit der Genauigkeit des Tausendteils eines Millimeters teilt. Auf dieser Maschine
[* 15] wurde der
größte Teil der Hauptnormalmeter für die damalige Normalaichungskommission des Norddeutschen Bundes von 1865 bis 1872 geteilt. 1866 konstruierte
er die sog. neuere BreithauptscheKippregel,
[* 16] 1873 für den Großen Generalstab m Berlin
[* 17] die Normalkippregel
mit Meßtisch,
[* 18] vervollkommnete die Theodolite, Nivellierinstrumente, Kathetometer, führte zuerst den für enge Grubenräume
und zu geogr. Reisen bestimmten Taschentheodolit aus, wie er auch zuerst erfolgreich für geodätische Instrumente auf Glas
[* 19] eingeschnittene Kreuze und Distanzmesser anwandte. Von dem durch seinen Vater begründeten «Magazin» gab
er das vierte (1860), fünfte (1871) und sechste (1876) Heft heraus,
das erstere die Grubentheodolite, das andere die Nivellierinstrumente, das letzte die Theodolite behandelnd, und folgte seinem
Vater auch als Konservator am Casseler Museum. Er starb zu Cassel.
Wilh., Ritter von, geb. zu
Cassel, trat 1825 in den kurhess. Artilleriedienst,
zeichnete sich schon früh durch Erfindungsgeist und wissenschaftliche Leistungen aus, erfand als Hauptmann 1854 die Gliederung
des ringförmigen Zeitzünders (von Bormann), die die unbeschränkte Tempierbarkeit des Zünders durch kreisförmige Drehung
eines Gliedes desselben (der Satzdecke oder Tempierplatte) einschloß. War dieser sog.
Rotationszünder zunächst nur für die Shrapnels glatter Geschütze
[* 20] berechnet, so konnte er doch mit den entsprechenden Abänderungen
auch auf die gezogenen Geschütze übertragen werden, und damit war für alle jetzt bei letztern im Gebrauch befindlichen
Zeitzünder der Ausgangspunkt geschaffen.
Der B.sche Zünder wurde 1854 in Kurhessen eingeführt und das Princip desselben 1859 in Österreich
[* 21] angenommen,
gleichzeitig wurde dasselbe von Armstrong für die Shrapnels der engl. gezogenen Geschütze ausgebeutet. 1859 trat Breithaupt als Major
zur österr. Artillerie über, übertrug hier seine Zünderkonstruktion auf das gezogene Feldgeschütz, bildete behufs Erreichung
größerer Brennzeiten den Etagenzünder aus und beschäftigte sich mit der Anbringung des Zünders am
Boden länglicher Geschosse.
[* 22] 1862 in den Adelstand erhoben, verließ er 1866 als Oberstlieutenant den Dienst und lebte von da
an in seiner Heimat. In allen größern Artillerien ist das Grundprincip des B.schen Rotationszünders, in einzelnen auch des
Etagenzünders zur Geltung gekommen. Nach dem Russisch-Türkischen Kriege von 1877 wurden Breithaupt seitens Rußlands,
welches in demselben von Shrapnels mit dem B.schen Zünderprincip erfolgreichen Gebrauch gemacht hatte, ehrenvolle Auszeichnungen
zu teil. Er starb in seiner Vaterstadt. Von B.s litterar. Erzeugnissen sind hervorzuheben die «Systematik des Zünderwesens»
(Cassel 1868) und «Das Sprenggeschoßfeuer» (ebd. 1877).