Titel
Brechmittel
,
Haut (anatomisch)

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Haut.Vomitive (Vomitoria oder Emetica), nennt man Stoffe, durch die man Erbrechen (s. d.) zu Heilzwecken hervorruft. Dazu dienen teils einige scharfe Pflanzenmittel, namentlich die Brechwurzel (Ipecacuanha), seltener Meerzwiebel (Scilla) u. a., teils einige Metallsalze, insbesondere Brechweinstein (Tartarus stibiatus s. emeticus), Zinkvitriol, Kupfervitriol. Neuerdings bedient man sich vielfach zu dem gleichen Zwecke des Apomorphins, eines Zersetzungprodukts der Morphiums, das aus diesem durch Einwirkung konzentrierter Salzsäure oder Schwefelsäure [* 2] bei hoher Temperatur gewonnen wird und schon in minimalen Mengen sowohl innerlich genommen als unter die Haut [* 3] eingespritzt sehr schnell und sicher brechenerregend wirkt, ohne jedoch örtlich den Verdauungsapparat anzugreifen oder sonstige nachhaltige Störungen des Allgemeinbefindens hervorzurufen.
Zur Unterstützung des
Brechens läßt man laues Wasser, laues Butterwasser, Kamillenthee
u. dgl. trinken,
auch wohl den Finger oder eine geölte Feder in den
Hals stecken, welche
Mittel auch allein oft hinreichen,
Erbrechen hervorzurufen.
Die Kaltwasserärzte lassen als Brechmittel
kleine Mengen Wasser in kurzen Zwischenräumen hintereinander häufig
wiederholt verschlucken, bis sich der
Magen
[* 4] dagegen auflehnt. Die Brechmittel
dienen hauptsächlich zu folgenden
Zwecken:
1) zur Entleerung schädlicher Stoffe aus dem Magen, den Schlingwerkzeugen oder den Luftwegen, also z. B. von Giften, übermäßigen oder magenverderbenden Speisen, verschluckten fremden Körpern, schädlicher Galle, Erstickung drohenden Massen von Schleim oder von Gerinnsel (Kruppmembranen, besonders aus dem Halse oder der Luftröhre) u. dgl.;
2) um die Leber (da diese beim Erbrechen stark zusammengedrückt wird) von Galle zu entleeren;
Brechnuß - Brechung (d

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3) um den ganzen Körper kräftig zu erschüttern, dadurch die Nervenstimmung zu verändern, die
Muskeln
[* 5] zu erschlaffen, die
Haut in Schweiß zu versetzen u. s. w., daher als kräftigstes Umstimmungsmittel. (S.
Ekelkur.) Das Brechmittel
ist aber ein sehr gefährliches
Mittel, wo es unpassend angewendet wird; es kann leicht
längeres Siechtum, selbst den
Tod zur Folge haben. Namentlich bei Schwangern, bei
Eingeweidebrüchen, bei manchen innern
Entzündungen,
Verwachsungen,
Geschwüren (z. B. des
Magens), bei
Anlage zu
Blutstürzen oder
Blutandrang zu dem
Kopfe, bei
¶
mehr
organischen Herzfehlern sowie bei allen Schwächezuständen kann das Brechmittel
die gefährlichsten Zufälle herbeiführen.
Auch wird es oft mißbraucht, um Abortus hervorzurufen. Es ist daher den Apothekern verboten, ohne ärztliche Anordnung zu
verabreichen.