Brechen
,
s. Erbrechen.
Brechen
140 Wörter, 836 Zeichen
Medicin — Specielle Pathologie — Mund-, Magen- und Darmkrankheiten
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Brechen,
s. Erbrechen.
Brechen.
In der Jägersprache bezeichnet man mit Brechen
das Aufwühlen der
Erde durch das
Schwarzwild, um die darunter befindlichen
Wurzeln,
Pilze,
[* 2]
Raupen und
Puppen (die
Untermast) zu erlangen.
Im Biblische Real- und Verbal-Handkonkordanz, 1890
Brechen.
Brich ihm das Genick,
2 Mos. 13, 13;. 34, 20. Daß ich euren Stolz und Halsstarrigkeit
breche,
3 Mos. 26, 19. Und brechet den Sabbathtag,
Neh. 13, 17. 18, Im Finstern bricht er zu den Häusern ein,
Hiob 24, 16. Mein
Arm breche von der Röhre,
Hiob 31, 22. Sollte ich andere lassen die Mutter brechen
,
Jes. 66, 9. Von seinen
Zweigen oben ein zartes Reis brechen
,
Ezech. 17, 22. So brach der Rohrstab und stach sie durch die Seiten,
Ezech. 29, 7. Allerlei
Männlein, das zum ersten die Mutter bricht,
Luc. 2, 23.
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Brechen,
in der Jägersprache das Aufwühlen des Bodens durch Sauen;
medizinisch soviel wie Erbrechen.
brechen
(Vomitus), die Entleerung des Magens von seinem Inhalt durch einen kräftigen Ausstoßungsakt, bei welchem
vorzugsweise die krampfartige Zusammenziehung des Magens selbst, aber daneben auch die Schlingmuskeln und die Bauchpresse beteiligt
sind. Dem Erbrechen
geht ein Gefühl von Ekel oder Übelkeit voran, es folgen dann schwächere wurmförmige Bewegungen
des Magens, bei denen Gase
[* 5] durch sogen. Aufstoßen entleert werden, bis kräftigere ruckweise Zusammenziehungen den Schließmuskel
am Mageneingang überwinden und den Mageninhalt aufwärts in den Mund treiben.
Während dieser konvulsivischen Bewegung steigern sich die Absonderungen des Schleims, des
Speichels, auch
der Thränen und der gesamten Hauttranspiration. Sekundäre oder sympathische Erscheinungen beim Erbrechen
werden durch die heftige
Muskelthätigkeit, die Nervenerschütterung und Sekretionsveränderung bedingt. Namentlich wird der ganze Körper so heftig
erschüttert, daß selbst Brüche, Vorfälle, Fehlgeburten, Zerreißungen, Blutungen entstehen können; die Nervenerschütterung
insbesondere ruft eine allgemeine Umstimmung und das Bedürfnis des Schlafes, zuweilen aber auch Ohnmachten,
Zuckungen, Krämpfe und große Erschöpfung hervor.
Nach der Verschiedenheit der ausgebrochenen Stoffe unterscheidet man Blut-, Schleim-, Gallen-, Kotbrechen (Miserere, Darmgicht);
nach der Dauer desselben akutes und chronisches Erbrechen.
Die Ursachen, welche den Brechreiz auslösen, liegen entweder 1) in dem
Reiz des Mageninhalts, oder sie sind 2) nervöser Natur, oder sie beruhen 3) auf Erkrankungen der Magenwand.
Im erstern Fall können Erbrechen
veranlassen: Überfüllung des Magens durch verschluckte Luft;
lauwarme, fette, schleimige Getränke;
verschluckter Bronchialschleim;
quantitativ oder qualitativ unverdauliche, rohe, holzige, sehnige Speisen;
Aufnahme reizender, entzündend wirkender, giftiger Stoffe (Galle, Magensäure, ranzige und faulige Stoffe, manche Arzneimittel und die meisten Gifte).
Zweitens nervöser, reflektorischer Einfluß auf die Magenmuskulatur wird bewirkt durch hastiges Bücken,
Kitzeln im Rachen oder Schlund, Schleim, verlängertes Zäpfchen, Schlundpolypen, Kehlkopfreizung und mitgeteilten Hustenreiz,
Erschütterung des Magens, wie beim Keuchhusten, Schaukeln, Herumdrehen im Kreis,
[* 6] ungewohntes Fahren im Wagen oder Schiff;
[* 7] endlich noch reflektierte Nerveneindrücke, infolge deren namentlich bei Hirnkrankheiten, Kopfverletzungen und Kopferschütterungen,
heftigen Kopfschmerzen, Schwindel, ekelhaften Gesichts-, Geruchs-, Geschmackseindrücken, subjektiver Antipathie, Idiosynkrasien,
Gemütsbewegungen, Uterinaffektion und Schwangerschaft, Nierenkrankheiten, Aufnahme von Kontagien und Miasmen etc. Erbrechen
entsteht.
Am häufigsten ist endlich das Erbrechen
ein Sympton zahlreicher Krankheiten des Magens, des Darmkanals und des
Bauchfells und kommt besonders häufig im Beginn schwerer fieberhafter Erkrankungen, zumal bei Kindern und Frauen, vor.
Eine Behandlung des Erbrechens
muß nach dem Gesagten nur unter der Voraussetzung eintreten, daß das Erbrechen nicht
als wohlthätiger Entleerungsakt, sondern als Krankheitserscheinung auftritt. Im letztern Fall wird sich die Wahl der Mittel
je nach dem Hauptübel sehr verschieden gestalten, und nur der Arzt darf entscheiden, ob Salzsäure, ob kohlensaure Alkalien,
ob Opium, Belladonna, schwarzer Kaffee oder Eispillen am Platz sind. Manche Tiere erbrechen
sich nur sehr schwer, so z. B. Pferde
[* 8] wegen der spiralförmigen Klappe und der Lagenverhältnisse des Magens, und Wiederkäuer,
[* 9] wogegen andre,
z. B. Hunde,
[* 10] Katzen
[* 11] etc., sich sehr leicht erbrechen.
Bei den Raubvögeln ist das Ausbrechen des sogen. Gewölles ein normaler Akt, so auch bei den Fröschen das freiwillige Um- und
Hinausstülpen des Magens. Beim Menschen erfolgt das Erbrechen
am leichtesten im frühsten Kindesalter, schwerer im Knabenalter, am
schwersten bei Erwachsenen, namentlich bei Männern, leichter bei Frauen, namentlich während der Schwangerschaft.
Das habituelle der Schwangern soll durch den regelmäßigen Genuß eines guten Branntweins manchmal gründlich beseitigt werden,
unter den Heilmitteln hat sich in neuester Zeit das Cerium oxalicum wohl bewährt. Vgl. Brechmittel.
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