Braunstein
(Weichmanganerz,
Pyrolusit, Graubraunsteinerz
,
Glasmacherseife),
Mineral aus der
Ordnung der
Anhydride, findet
sich in rhombischen, gewöhnlich kurz säulenförmigen, vertikal gestreiften, bisweilen in viele einzelne
Spitzen zerfaserten,
auch in spießigen, selbst tafelförmigen
Kristallen, meist derb und eingesprengt, auch in traubigen, nierenförmigen, stauden-
und knospenförmigen
Aggregaten von radialstängeliger und faseriger
Zusammensetzung und in verworrenen, faserigen, dichten
und erdigen
Varietäten.
Der Braunstein
ist dunkel stahlgrau bis licht eisenschwarz, von schwarzem
Strich, abfärbend, mit halbmetallischem oder seidenartigem
Glanz, wenig spröde bis mild,
Härte 2-2,5, spez. Gew. 4,7-5;
er besteht aus
Mangansuperoxyd MnO2 mit 63,22
Mangan und 36,78
Sauerstoff, enthält in der
Regel geringe
Mengen
von
Baryt,
Kieselerde und
Wasser, nicht selten auch
Nickel,
Kobalt,
Thallium, Vanadin. Der Braunstein
ist in sehr vielen
Fällen ein Umwandlungsprodukt
des
Manganits, welches seinen Wassergehalt gegen
Sauerstoff umtauscht, und oft findet man Manganitkristalle
außen oder unten in
Pyrolusit umgewandelt, während sie innen oder am freien Ende noch wasserhaltig sind und einen braunen
Strich geben, wie der
Manganit. Braunstein
findet sich ziemlich häufig mit andern
Mangan- und mit
Eisenerzen in
Gängen und
Lagern von
oft bedeutender
Mächtigkeit in verschiedenen
Formationen bei
Elgersburg und
Ilmenau in
Thüringen, in
Devonshire,
in der
Provinz
Huelva in
Spanien,
[* 2] in
Neuseeland,
Neuschottland,
Virginia etc. Dies
Mineral ist der Hauptbestandteil oder die edelste
Sorte des Braunsteins
des
Handels, welcher meist ein Gemisch mit andern Manganerzen (wie
Braunit
[Hartmanganerz],
Manganit [Braunmanganerz,
Glanzmangan],
Hausmannit
[Schwarzmanganerz],
Psilomelan und
Wad) oder mit
Gangart darstellt.
Der Braunstein
dient zur Bereitung von Sauerstoffgas, indem er beim Erhitzen einen Teil seines
Sauerstoffs abgibt, zur
Darstellung
von
Chlor und unterchlorigsauren
Salzen, zur Gewinnung von
Brom und
Jod, zum Entgolden der goldhaltigen
Kiese, zum
Entfärben des
Glases (daher
Glasmacherseife,
Pyrolusit), indem die violette
Farbe, welche er dem
Glas
[* 3] erteilt, die grüne
Farbe des
Eisenoxyduls, womit der Glassatz in der
Regel verunreinigt ist, verdeckt; durch höhern Manganzusatz wird das
Glas
schön violett gefärbt. Braunstein
dient ferner in der
Glas- und
Emailmalerei, zur braunen Töpferglasur, zum
Färben des feinern
Steinguts
und der
Seife, beim Eisenpuddeln, in der
Färberei und
Zeugdruckerei, zur Erzeugung von Bisterbraun, zur
Darstellung von übermangansaurem
Kali, sein geschlämmt als Zusatz zu Zündholz- und Feuerwerksmassen.
Der Wert des Braunsteins
für die Chlorbereitung ist abhängig von der
Quantität
Sauerstoff, welche er mehr enthält als
Manganoxydul
MnO, weil nur dieser mit
Salzsäure
Chlor zu entwickeln vermag. Man gibt die
Beschaffenheit des Braunsteins
in
Prozenten von
Mangansuperoxyd an und versteht also unter 60 oder 70proz. Braunstein
einen solchen, von welchem 100 Teile so
viel
Chlor entwickeln wie 60, resp. 70 Teile reines
Mangansuperoxyd. Von den übrigen Verunreinigungen des Braunsteins
kommen
namentlich diejenigen in Betracht, welche
Salzsäure absorbieren, und besonders schädlich sind für die
Chlorkalkfabrikation die
Kohlensäuresalze, weil diese mit der
Salzsäure
Kohlensäure entwickeln.
Bei der Wertbestimmung des Braunsteins
trocknet man ihn bei 100° zur Ermittelung des Feuchtigkeitsgehalts und bestimmt den
Mangansuperoxydgehalt auf verschiedene
Weise. Man übergießt z. B. den fein gepulverten Braunstein
mit oxalsaurem
Kali
und
Schwefelsäure
[* 4] und erwärmt, wobei der entwickelte
Sauerstoff die
Oxalsäure zu
Kohlensäure oxydiert.
Letztere entweicht,
nachdem sie vorher durch konzentrierte
Schwefelsäure getrocknet worden, und aus dem Gewichtsverlust des
Apparats kann mithin
der
Gehalt des Braunsteins
berechnet werden. Oder man löst den Braunstein in Gegenwart einer bestimmten
Menge von schwefelsaurem
Eisenoxydul in
Schwefelsäure, wobei der frei werdende
Sauerstoff das
Eisenoxydulsalz oxydiert, und bestimmt
dann maßanalytisch, wieviel von dem letztern unoxydiert geblieben ist.
Vgl. Zerrenner, Die Braunstein- und Manganerzbergbaue in Deutschland, [* 5] Frankreich und Spanien (Freiberg [* 6] 1861).