Bratianu
,
Joan, rumän. Staatsmann, geb. 1822 in Pitesci, erhielt seine Erziehung in Paris, [* 2] wo er die ersten Verbindungen mit der republikanischen Partei anknüpfte. In der Walachei beeinflußte er die Erhebung von 1848, die zum Sturz des Hofpodars Georg Bibesco führte, ging dann, als alle durch die Revolution Kompromittierten ins Exil geschickt wurden, wiederum nach Paris und kehrte erst 1857, nachdem durch den Pariser Frieden von 1856 die Verhältnisse Rumäniens neu geregelt waren, mit den andern Verbannten zurück.
Unter dem Fürsten Cusa gelang es Bratianu
nicht, zur Geltung zu kommen. Desto mehr Einfluß gewann er 1866 nach der
Thronbesteigung des Fürsten, spätern Königs
Karl von Hohenzollern,
[* 3] unter dem er im März 1867 ans Staatsruder
gelangte. Bratianu
strebte die Erweiterung des rumän.
Staates an (dacorumän. Agitation) und brachte den allerdings für
Rumänien
[* 4] ungünstigen Strousbergschen Eisenbahnvertrag zu stande. Die allseitige Aufregung über seine Politik zwang ihn im Nov. 1868 seine
Entlassung zu nehmen.
Doch kam er 1876 wieder an die Regierung und hielt sich bis April 1881; er ließ die rumän.
Armee den
Russen vor
Plevna zu Hilfe kommen, proklamierte die Unabhängigkeit
Rumäniens und auch dessen
Erhebung zum Königreich. Sein Nachfolger in der Ministerpräsidentschaft wurde April 1881 sein
Bruder Demeter
[* 5] Bratianu
(geb. 1818),
bis dahin Gesandter in
Konstantinopel.
[* 6]
Schon im Juni 1881 übernahm Bratianu
wieder den Vorsitz des neuen liberalen
Ministeriums, trat aber infolge von
Aufständen, die sein
Bruder Demeter mit Hilfe des russ. Gesandten Hitrowo und
panslaw. Oppositioneller gegen ihn angezettelt hatte, zurück. Bratianu
starb auf seinem
Landgut Florica bei
Bukarest,
[* 7] sein
Bruder Demeter in
Bukarest.