Branntwein
brennerei,
s. Brennerei und Spiritusfabrikation. [* 2]
Branntweinbrennerei
8 Wörter, 93 Zeichen
Branntweinbrennerei,
s. Brennerei und Spiritusfabrikation. [* 2]
[* 4] (lat.), das Wehen des Windes, die bewegte Luft; der Atem, Hauch und, weil dieser als das Belebende (Geistige) des Körpers oder als das erzeugende (Lebens-) Prinzip desselben gedacht wurde, alles Feine, Dünnflüssige, Flüchtige, das zugleich auf den Organismus anregend, belebend einwirkt; daher auch der flüchtige Teil des Weins (Weingeist, vgl. den folgenden Artikel). S., S. vini rectificatissimus, Alcohol vini, Spiritus vom spez. Gew. 0,830-0,834 (91,2-90 Proz.);
S. dilutus, S. vini rectificatus, Mischung aus 7 Teilen Spiritus und 3 Teilen Wasser vom spez. Gew. 0,892-0,896 (67,5-69,1 Proz.);
S. aethereus, s. Hoffmannsche Tropfen;
S. aetheris chlorati, S. salis dulcis, S. muriatico-aethereus, versüßter Salzgeist, s. Salzäther;
S. aetheris nitrosi, S. nitri dulcis, S. nitrico- (nitroso-) dulcis, versüßter Salpetergeist, s. Salpetrige Säure;
S. ammoniaci caustici Dzondii, alkoholische Ammoniaklösung;
S. Angelicae compositus, zusammengesetzter Engelwurzelspiritus, Destillat von 75 Spiritus und 125 Wasser über 16 Angelikawurzel, 4 Baldrianwurzel, 4 Wacholderbeeren.
Man zieht 100 Teile ab und löst darin 2 Teile Kampfer;
S. camphoratus, Lösung von 1 Teil Kampfer in 7 Teilen Spiritus und 2 Teilen Wasser;
S. Cochleariae, Löffelkrautspiritus, Destillat (4 Teile) von 3 Teilen Spiritus und 3 Teilen Wasser über 8 Teile frisches blühendes Löffelkraut;
S. ferri chlorati aethereus, s. Bestushewsche Nerventinktur;
S. Formicarum, Ameisenspiritus;
S. Frumenti, Kornbranntwein;
S. fumans Libavii, Zinnchlorid;
S. Juniperi, Wacholderspiritus, Destillat (20 Teile) von 15 Teilen Spiritus und 15 Teilen Wasser über 5 Teilen Wacholderbeeren;
S. Lavandulae, Lavendelspiritus, Destillat (20 Teile) von 15 Spiritus und 15 Wasser über 5 Lavendelblüten;
S. Melissae compositus, Karmelitergeist;
S. Menthae crispae, Krauseminzessenz, und S. Menthae piperitae, Pfefferminzessenz, Lösung von 1 Teil Krauseminz-, resp. Pfefferminzöl in 9 Teilen Spiritus;
S. Mindereri, s. Essigsäuresalze;
S. nitri, Salpetersäure;
S. nitri dulcis, s. S. aetheris nitrosi;
S. nitri fumans, rauchende Salpetersäure;
S. Rosmarini, S. anthos, Rosmarinspiritus, aus Rosmarin wie Wacholderspiritus bereitet;
S. saponatus, Seifenspiritus;
S. salis, Salzsäure;
S. salis ammoniaci causticus, Ammoniakflüssigkeit;
S. salis dulcis, s. S. aetheris chlorati;
S. Serpylli, Quendelspiritus, aus Quendel wie Wacholderspiritus bereitet;
S. Sinapis, Senfspiritus;
S. sulfuratus Beguini, Lösung von Schwefelammonium;
S. terebinthinae, Terpentinöl;
S. vini, Alkohol;
S. vitrioli, verdünnte Schwefelsäure. [* 5] - In der Grammatik der griech. Sprache [* 6] bezeichnet S. den starken oder scharfen und den gelinden oder schwachen Hauch (s. asper und s. lenis), der über jeden Vokal oder Diphthong zu Anfang eines Wortes gesetzt und im ersten Fall durch das Zeichen ^, im zweiten durch ^ ausgedrückt wird. Vgl. den Artikel »H«.
[* 4] (hierzu Tafel »Spiritusfabrikation«),
mehr oder weniger reiner Alkohol, aus zuckerhaltigen Flüssigkeiten durch Destillation [* 7] gewonnen. Früher, als noch der S. größtenteils zum Genuß in der Form von Branntwein (s. d.) bereitet wurde, war die Spiritusfabrikation hauptsächlich Branntweinbrennerei. Der neuere Betrieb unterscheidet sich von letzterer durch das Arbeiten in größerm Maßstab [* 8] und auf alkoholreichere Destillate. Im allgemeinen nennt man solche durch Destillation erhaltene Flüssigkeiten Branntweine, welche zum Getränk bestimmt sind und 30-50 Volumprozent Alkohol enthalten; die zu andern Zwecken dienenden, bis über 90 Volumprozent Alkohol enthaltenden, ebenso gewonnenen Flüssigkeiten heißen S. Bei dem Branntwein hat der je nach dem Ursprung (und zum Teil der Bereitungsweise) verschiedene Geruch und Geschmack Einfluß auf den Handelswert, der wesentliche Bestandteil ist aber stets der berauschend wirkende Alkohol, und beim S. kommt letzterer allein in Betracht, die fremden, riechenden Stoffe, welche als Nebenprodukte bei der Alkoholbildung auftreten, werden möglichst vollständig entfernt.
Das Produkt heißt dann gereinigter S. (Sprit). Die Darstellung aller dieser Produkte begreift im allgemeinen zwei wesentlich verschiedenartige Arbeiten: die Herstellung einer alkoholhaltigen Flüssigkeit und die Abscheidung des Branntweins oder S. aus dieser mittels Destillation. Die alkoholhaltige Flüssigkeit wird stets durch Gärung einer zuckerhaltigen gewonnen. Die Darstellung der letztern aber ist je nach dem zu verarbeitenden Rohmaterial eine sehr verschiedene.
Als solches kommen nämlich in Betracht: a) feste oder flüssige Stoffe, welche Zucker [* 9] fertig gebildet enthalten; hierher gehören namentlich Zuckerrüben, Maisstengel, Sorghum, alle Arten Obst und Beeren, Melasse und Sirupe sowie andre Rückstände oder Abfälle der Zuckerfabrikation, Trester, Honig u. a.; b) Stoffe, welche zwar keinen Zucker, wohl aber Stärkemehl enthalten, welches durch Einwirkung von Malz (Diastase) in Zucker (Maltose) übergeführt werden kann; dazu gehören: Wurzeln und Knollen, [* 10] namentlich Kartoffeln (Topinambur), Getreide [* 11] aller Art, Mais, manche Leguminosen [* 12] und andre Samen. [* 13]
Die zuckerhaltigen Rohstoffe brauchen nur in eine für die Vergärung brauchbare Form (Lösung von bestimmter Konzentration) versetzt zu werden, um durch den Einfluß der Hefe [* 14] in Alkohol und Kohlensäure zu zerfallen. Die stärkemehlhaltigen Stoffe hingegen können erst die gärungsfähigen Zuckerlösungen ergeben, wenn sie der Verzuckerung durch Malz unterlegen haben. Obwohl es viel einfacher erscheint, die bereits zuckerhaltigen Rohstoffe zu verwenden, richtet sich doch die Wahl derselben weniger hiernach als nach der Besteuerungsart des betreffenden Landes.
Aus diesem Grund wird in dem größten Teil Deutschlands, [* 15] dort, wo der Raum, welchen die gärende Flüssigkeit einnimmt, als Maß für die zu bezahlende Steuer gilt, derjenige Rohstoff am meisten benutzt, welcher die am meisten zuckerhaltigen Maischen liefert, d. h. also diejenigen, bei welchen aus einem bestimmten Maß gärender Maischen am meisten S. gewonnen werden kann. Dies sind die stärkemehlhaltigen Rohstoffe Getreide, Mais und die Kartoffeln, von zuckerhaltigen nur die Melasse.
Ausnahme bilden nur diejenigen Teile Deutschlands, in denen eine andre Besteuerung noch herkömmlich ist, welche die Verarbeitung von allerhand Obstarten im Kleinbetrieb gestattet. Sollte hier die Steuer nach dem Gärraum bezahlt werden, so würde der Verbrauch der bezeichneten Rohstoffe unmöglich, weil der Betrieb zu teuer werden würde. Die Benutzung des in größten Mengen (im Klima [* 16] des mittlern Europa, [* 17] namentlich in Deutschland) [* 18] zu habenden zuckerhaltigen Rohstoffs, der Zuckerrübe, hat in Deutschland selbst in ¶
den Teilen, wo nicht der Gärraum besteuert wird, keine Verbreitung finden können. In Frankreich, wo ein andres Steuersystem herrscht, unter welchem es vorteilhaft ist, weniger gehaltreiche Flüssigkeiten zur Vergärung und Spiritusgewinnung zu benutzen, ist die Verwendung der Zuckerrüben zur Spiritusgewinnung in manchen Gegenden sehr verbreitet, vielfach in der Weise, daß man, je nach Handels- und Preisverhältnissen der Jahrgänge, die Rübenernten zur Zuckerfabrikation oder zur Spiritusbereitung benutzt.
Als zuckerhaltiger Rohstoff kommt für Deutschland nur die Melasse in Betracht, aber auch diese wird jetzt vielfach vorteilhafter
auf Zucker als auf S. verarbeitet. Aus Traubenwein werden namentlich im südlichen Frankreich die gesuchtesten Traubenbranntweine
(Franzbranntweine) gewonnen, obwohl immer nur dann, wenn die Verwertung dieses alkoholreichern Produkts eine höhere als die
des Weins ist (Rückstände von der Weinbereitung werden stets in ähnlicher Weise verarbeitet). Die Darstellung des zum Branntwein
brennen
bestimmten Weins verlangt nicht dieselbe Sorgfalt wie die des Trinkweins, sie zielt auf möglichste Ausbeutung an
Alkohol von reinem Geschmack; die Art des Abbrennens (s. unten) und der Aufbewahrung ist auf den Geschmack des Produkts von wesentlichem
Einfluß. Die Rückstände der Weinbereitung liefern den Tresterbranntwein
, die bei der Gärung abgeschiedene Hefe den Drusenbranntwein.
Aus zuckerhaltigen Stoffen werden in möglichst einfacher Weise Flüssigkeiten hergestellt, welche den gesamten Zucker des Rohmaterials in Lösung enthalten, worauf durch Zusatz von Hefe die Gärung eingeleitet wird, bei welcher der Zucker in Alkohol und Kohlensäure zerfällt. Melasse wird unter Zusatz von etwas Schwefel- oder Salzsäure und unter Erwärmung zu einer Flüssigkeit von 12-25 Proz. Gehalt verdünnt und bei geeigneter Temperatur mit der Hefe (Hefenmaische, Kunsthefe) versetzt.
Zur Darstellung von Rum werden Rückstände von der Darstellung des Zuckers aus Zuckerrohr mit Wasser und Schwefelsäure oder Schlempe
zu Flüssigkeiten von 14-16 Proz. Gehalt verdünnt und mit Hefe zur Gärung gestellt; bisweilen wird Zuckerrohrsaft zugesetzt.
Von Obst oder süßen Früchten werden Äpfel und Birnen, Kirschen, Zwetschen, Brombeeren, Heidelbeeren,
Holunderbeeren u. a. benutzt. Aus Äpfeln und Birnen wird durch Zermalmen oder Reiben, aus den andern Früchten durch teilweises
Zerstampfen ein Brei hergestellt und dieser entweder ausgepreßt, oder, und zwar meistenteils, unmittelbar in Tonnen gefüllt,
in denen die Masse bald in Gärung kommt. In manchen Gegenden, z. B. im Schwarzwald, bildet die Obstbrennerei
eine eigentümliche ländliche Industrie, die von vielen Tausenden in kleinerm und größerm Maßstab betrieben wird; es werden
aus den einzelnen Obstarten ebenso viele verschiedene und zum Teil sehr geschätzte Trinkbranntweine
dargestellt, die durch
ganz bestimmten Geschmack gekennzeichnet sind.
Nachdem die Gärung begonnen, werden die Tonnen nach der erfahrungsmäßig besten Zeit dicht verschlossen und so lange an einem kühlen Ort aufbewahrt, bis die Reihe des Abbrennens an sie kommt; das Abbrennen dauert das ganze Jahr hindurch, so daß manches Obst ein Jahr, Zwetschen auch wohl zwei Jahre und mehr in der Tonne verbleiben; die Dauer dieser überaus langsamen Gärung ist von bestimmtem Einfluß auf die Eigenschaften, namentlich auf die Klarheit, des Erzeugnisses.
Zuckerrüben liefern neben einem hohen Spiritusertrag von der Bodenfläche ein geschätztes Viehfutter als Rückstand. Nach Champonnois werden die Rüben auf einer Schneidemaschine in Stücke geschnitten, aus diesen wird der Saft durch Auslaugen mit säurehaltigem Wasser oder mit Schlempe gewonnen und mit Hefe oder mit Hefe enthaltendem, gärendem Rübensaft in rasch verlaufende Gärung versetzt. Nach Leplay wird der Saft nicht abgeschieden, sondern innerhalb der gleichfalls in Stücke geschnittenen Rüben dadurch in Gärung versetzt, daß man sie unter einem Zusatz von etwas Schwefelsäure in gärenden Rübensaft bringt. Im erstern Fall wird der Rübensaft, im letztern werden die Rübenschnitte als solche nach Vollendung der Gärung (also nach 1-2 Tagen) der Destillation behufs Abscheidung des Alkohols unterworfen.
Die Verarbeitung der stärkemehlhaltigen Rohstoffe ist in Deutschland von größter volkswirtschaftlicher Bedeutung. Hauptmaterial ist die Kartoffel, welche für große Länderstrecken mit sandigem Boden das hauptsächlichste Landesprodukt bildet, aber bei ihrem niedrigen Preis hohe Transportkosten nicht erträgt. Die Umwandlung in ein teureres, verhältnismäßig weniger Gewicht besitzendes und daher Frachtkosten leicht ertragendes Produkt erscheint um so vorteilhafter, als dabei ein Nebenprodukt, die Schlempe, entfällt, welche ein höchst wertvolles Futtermittel für Milchtiere ist.
Hierin liegt begründet, daß die Spiritusfabrikation selten als selbständige Großindustrie auftritt, sondern ein landwirtschaftliches Gewerbe bildet, welches eine große Viehhaltung ermöglicht, so daß der ärmere Boden stark gedüngt werden kann und bei der intensiven Bearbeitung, welche die Kartoffel erfordert, so wesentlich verbessert wird, daß auch der Getreidebau sich lohnend erweist. Hierbei ist nun aber zu beachten, daß die Kartoffeln zur Verzuckerung des Stärkemehls des Malzes und ebenso zur Erzeugung des nötigen Gärmittels der Gerste [* 20] in solchem Verhältnis bedürfen, daß man auf die Kartoffelernte von je zwei oder drei die Gerstenernte von einem Morgen Landes nötig hat. Es muß also die erforderliche, zum Gerstenbau geeignete Landoberfläche zur Verfügung stehen, oder es muß Gerste von außen eingeführt (gekauft) werden.
Dazu kommt in neuerer Zeit die Aufnahme des Maiskorns in den Brennereibetrieb und eine solche Hebung [* 21] der Verkehrsmittel, daß gegenwärtig große Mengen Kartoffeln nach entfernten Ländern transportiert werden. Die Beurteilung der Spiritusindustrie muß also gegenwärtig wesentlich anders lauten als ehemals. Von Getreide werden vorzugsweise Roggen und Mais (bei uns hauptsächlich als Zusatz zu Kartoffeln), außerdem auch Gerste und zuweilen Weizen und Reis auf S. verarbeitet.
Wie in der Bierbrauerei [* 22] werden diese Rohstoffe in der Weise mit Malz behandelt, daß durch die in letzterm enthaltene Diastase das Stärkemehl in Dextrin und Zucker verwandelt wird. Abweichungen ergeben sich aber insofern, als bei der Bierbrauerei Dextrin erhalten bleiben soll, während die Spiritusfabrikation eine möglichst vollständige Vergärung bezweckt. Das bei der Verzuckerung des Stärkemehls durch Malz neben Zucker (Maltose) gebildete Dextrin ist in der Zeitspanne, welche in der Praxis der Brennerei für die Alkoholgärung eingehalten wird, als direkt unvergärbar zu betrachten, und doch vergärt es, indem nach der Zersetzung der Maltose durch die Hefe die aus dem Verzuckerungsprozeß noch aktiv zurückgebliebene Diastase nunmehr auch das Dextrin in gärungsfähigen Zucker verwandelt. Es ist mithin sehr wesentlich, in der Maische noch Diastase für die ¶
[* 2] Fig. 1. Lacambres Maischapparat (Querschnitt).
[* 2] Fig. 3. Hollefreunds Apparat (Querschnitt).
[* 2] Fig. 4. Hollefreunds Apparat (Grundriß).
[* 2] Fig. 2. Kartoffelmaischapparat (Durchschnitt).
[* 2] Fig. 7. Hentschels Apparat (Durchschnitt).
[* 2] Fig. 6. Pauckscher Apparat (Durchschnitt).
Alkoholgärung zu erhalten. Die nachwirkende Kraft [* 25] der Diastase wird zerstört durch zu hohe Temperatur und durch in der gärenden Maische vorhandene Milchsäure.
Bei der Verarbeitung von Getreide auf Kornbranntwein wird ein Gemenge von Roggen mit Weizen- oder Gerstenmalz oder Weizen mit Gerstenmalz, und zwar 1 Teil Malz auf 2-3 Teile ungemalztes Getreide, möglichst fein geschroten, um eine vollständige Einwirkung der Stoffe aufeinander zu erreichen, und eingemaischt. In England zieht man wie bei der Bierbrauerei eine wirkliche Würze, in Deutschland dagegen läßt man die ganze Maische mit den Trebern gären. Bei der Maischraumsteuer liegt es im Interesse des Brenners, den Maischraum möglichst auszunutzen und eine möglichst konzentrierte Maische herzustellen, anderseits ist eine vollständige Verzuckerung und Vergärung nur bei einer gewissen Verdünnung der Maische möglich.
Man hat früher mit 8 Teilen Wasser gearbeitet und ist bis auf 3,75 herabgegangen, hält jetzt aber das Verhältnis von 1:4,5 für das vorteilhafteste. Kartoffeln werden gewaschen, mit Dampf [* 26] gekocht, zerkleinert und mit Gerstenmalz (bisweilen unter Zusatz von Roggenmalz) gemaischt. Auf 100 Teile Kartoffeln rechnet man 3-5 Teile Gerste (als Malz). Die Konzentration der Maische wird etwas stärker genommen als beim Getreide, indem man auf 1 Teil Trockensubstanz 4,5, 4 und selbst nur 3 Teile Wasser nimmt. Es ist klar, daß der große Wassergehalt der Kartoffeln bei diesem Verhältnis in Abzug gebracht wurde. Als Regel für die anzuwendenden Temperaturen hat sich ergeben, daß beim Maischen mit dem Malz 61° nicht überschritten werden soll, u. daß 20 Minuten zur Verzuckerung ausreichen.
Das Maischen wird in kleinern Brennereien durch Handarbeit, in größern mittels Maischmaschinen bewirkt, die erforderliche Temperatur teils durch Erhitzen des zum Maischen verwendeten Wassers, teils durch Einleiten von Dampf erzielt. Bei der Handarbeit wendet man zum gründlichen Durcharbeiten Maischhölzer, bei der Maschinenarbeit ähnliche Vorrichtungen an, wie sie bei der Kartoffelbrennerei üblich sind (s. unten). In Belgien [* 27] und Frankreich wird vielfach der Lacambresche Maischapparat (s. Tafel, [* 24] Fig. 1) benutzt, welcher die beste Durchmaischung und die Herstellung jeder Temperatur in vorteilhafter Weise gestattet. Es ist ein liegender, oben abgeschnittener und offener, an beiden Enden durch Seitenwände geschlossener, etwa 2 m langer Cylinder von Eisenblech mit Rührwerk und Mantel. a ist der innere, zur Maischarbeit dienende Raum, b der Raum zwischen Cylinder und Mantel, e eine Öffnung zum Einlassen, d ein Ablaßrohr für Dampf oder Wasser, e' das Ablaßrohr für die fertige Maische.
Ein Rührwerk, dessen Achse die Mitte des Cylinders einnimmt, hat eine Anzahl eine Schraubenlinie darstellender, mit eisernen Rechen, Rahmen und Querstäben oder Gittern versehener Arme und macht etwa 25 Umdrehungen in der Minute, so daß eine vollkommene, beliebig lange fortzusetzende Durcharbeitung der Masse geschieht, während der den Zwischenraum b durchströmende Dampf die Erhitzung bewirkt. Die gewaschenen Kartoffeln werden nach dem ältern Verfahren mittels frei einströmenden Dampfes in (meist hölzernen) Bottichen (Dampffässern) gekocht, noch heiß mittels Quetschwalzen oder mittels andrer Vorrichtungen zerdrückt und dann unter Zusatz der verhältnismäßigen Quantität Wasser mit dem (meistens Grün-) Malz vermischt; dieses Einmaischen geschieht auf verschiedene Weise, je nachdem man die ganze Menge Malz und Kartoffeln zugleich maischt oder die Kartoffeln in kleinern Anteilen zu dem vorher eingemaischten Malz bringt oder endlich die Kartoffeln in kleinern Mengen ebenfalls mit Anteilen des Malzes mischt, bis die Masse jedesmal durch die Zuckerbildung dünnflüssig geworden ist.
Die Einrichtung der zum Einmaischen der Kartoffeln angewandten Maischbottiche ist eine sehr mannigfaltige;
ein Beispiel zeigt [* 24] Fig. 2 der Tafel. a ist das Kartoffeldampffaß, b der hölzerne Trichter, mittels dessen die entleerten Kartoffeln zwischen die Quetschwalzen d d geleitet werden;
diese sind durch die Schraube e gegeneinander verstellbar und erhalten ihre Bewegung durch c;
die zerdrückten Kartoffeln fallen in den Bottich g, in dem sich ein durch p q, r n bewegtes, um die auf dem Lager [* 28] m ruhende Achse o sich drehendes Rührwerk befindet, welches aus dem Arm t und aus Rahmen mit Querstäben u s besteht, die sich während des Umlaufs der Mittelachse um ihre eigne horizontale Achse s s drehen. f h sind Röhren [* 29] für Wasser und Dampf, k i der Ablaß für die fertige Maische, l ein Ventil [* 30] zum Reinigen des Bottichs.
Nach den neuern Maischverfahren werden die Kartoffeln sowie auch Getreide und besonders in neuerer Zeit auch Mais, letzterer in eingequelltem Zustand, in geschlossenen Gefäßen unter einem Druck von 2-3 Atmosphären und bei der demselben entsprechenden höhern Temperatur gedämpft, hierauf, vollends zerkleinert, in geeigneten Kühlapparaten auf die Zuckerbildungstemperatur gebracht, bei welcher das Zusetzen des Malzes und hierauf die Umwandlung des Stärkemehls in Zucker erfolgt, dann einige Zeit, wie bei dem ältern Verfahren, dieser Einwirkung überlassen und schließlich durch eine zweite Abkühlung auf die Gärungstemperatur gebracht.
Zweck dieser Art zu arbeiten ist ein vollständigeres Aufschließen und Löslichmachen der Stärke [* 31] in Form von Zucker und folgerichtig eine höhere Ausbeute an S., und dieser Zweck wird in so sicherer Weise erreicht, daß man das ältere Verfahren durch eine ganze Reihe auf demselben Grund beruhender, in der Ausführung jedoch verschiedener Verfahren allmählich ersetzt. Das erste dieser Verfahren war das Hollefreundsche, bei welchem nach dem Erhitzen der Kartoffeln auf die angegebene Höhe eine plötzliche Verminderung des Luftdrucks durch Kondensation des Dampfes und eine Luftpumpe [* 32] angewandt und die Masse zugleich energisch umgerührt wird.
[* 24] Fig. 3 und 4 der Tafel stellen einen in dieser Weise wirkenden Apparat dar. A ist der auf dem Gestell L ruhende eiserne Maischcylinder mit dem auf der Achse o sitzenden Rührwerk C, dem Mannloch b und dem Dom B, D der Kondensator [* 33] mit der Luftpumpe. Das Rührwerk wird durch die Teile K M f betrieben. Die Kartoffeln werden nebst etwas Wasser durch das Füllloch a eingeschüttet, worauf alles fest verschlossen und durch das Rohr o s i mit den Ventilen k l Dampf zugelassen wird, welcher durch die kleinern Rohre mit Ventilen k k k in den Cylinder gelangt.
Nachdem in diesem die gewünschte Spannung und Temperatur eingetreten, wird das Rührwerk eine Zeitlang in Thätigkeit gesetzt, sodann der Dampf abgesperrt und durch Öffnung von m der im Cylinder vorhandene durch das Rohr p ins Freie entlassen, worauf die Temperatur auf 100° und die Spannung auf 0 herabgehen. Hierauf wird die Luftpumpe in Betrieb gesetzt und durch p und Q Wasser bei D in den Kondensator eingelassen. Hierdurch finden eine rasche Verminderung des Druckes im ¶