Brandenburg-
Baireuth
3 Wörter, 35 Zeichen
Brandenburg-
Baireuth,
Baireuth,
[* 2] ehemals eine Markgrafschaft im fränk. Kreis
[* 4] Deutschlands,
[* 5] auch Burggraftum Nürnberg
[* 6] oberhalb des Gebirges
genannt, 3579 qkm (65 QM.) groß, bildet jetzt mit seinem nördlichen Teil, dem sogen.
Oberland (mit den Städten Baireuth
, Kulmbach, Hof,
[* 7] Wunsiedel etc.), einen Teil des bayrischen Regierungsbezirks
Oberfranken und mit seinem südlichen Teil, dem Unterland (mit Erlangen,
[* 8] Neustadt
[* 9] a. d. Aisch etc.), einen Teil des Regierungsbezirks
Mittelfranken. Die Bevölkerung
[* 10] beträgt etwa 280,000 Seelen (meist Protestanten).
Ein beträchtlicher Teil der Markgrafschaft Baireuth
gehörte während des 12. und 13. Jahrh.
den Herzögen von Meran,
[* 11] von denen er mit Elisabeth, Schwester des
letzten Herzogs von Meran, durch Verheiratung 1248 an den
Burggrafen Friedrich von Nürnberg aus dem Haus Hohenzollern
[* 12] kam. Friedrich V. von Nürnberg, 1362 auch mit Ansbach
[* 13] (s. d.) und Zubehör
belehnt, teilte seinen Besitz 1398 unter seine beiden Söhne Johann und Friedrich VI., von denen ersterer
das obere Land (Baireuth
), der letztere das untere Land (Ansbach) erhielt.
Als Johann 1420 ohne männliche Erben starb, fiel das obere Land an Friedrich I., Kurfürsten von Brandenburg, [* 14] dessen Sohn Johann IV. es 1457 seinem jüngern Bruder, Albrecht Achilles, abtrat. Die beiden Söhne des letztern, Friedrich und Siegmund, regierten das Land gemeinschaftlich bis 1495, wo Siegmund starb und beide Fürstentümer unter Friedrich vereinigt, nach dessen Tod aber wieder unter Friedrichs Söhne, Kasimir und Georg den Frommen, geteilt wurden. Nach Kasimirs Tod erhielt sein Sohn Albrecht Alcibiades (oder Kulmbach), das aber nach dessen Tod 1557 an Georg Friedrich von Ansbach zurückfiel.
Nach des letztern Tod 1603 fielen die fürstlichen Länder an die jüngern Söhne des Kurfürsten Johann Georg von Brandenburg,
von denen Christian Baireuth
erhielt. Derselbe verlegte die Residenz von Kulmbach nach der Stadt Baireuth
, die unter dem Markgrafen Friedrich
(1735-63) den höchsten Glanz erreichte. 1769 wurde Baireuth
nachdem Aussterben der Markgrafen von Baireuth
nochmals
mit Ansbach vereinigt, bis 1791 beide Länder an Preußen
[* 15] fielen. Letzteres mußte dieselben 1806 Napoleons I. Verwaltung übergeben,
welcher sie 1810 an Bayern
[* 16] überließ.
Vgl. Lang, Geschichte des Fürstentums Baireuth
(Götting. 1801, 2 Bde.);
Döderlein, Zur Feier
der 50jährigen Einverleibung des Fürstentums Baireuth
(Erlang. 1860).
Baireuth
(lat. Baruthum), Hauptstadt des bayr. Regierungsbezirks
Oberfranken und des ehemaligen Fürstentums Baireuth
, liegt am Roten Main und an den Linien Weiden-Neuenmarkt und Baireuth
-Schnabelwaid der
Bayrischen Staatsbahn. Unter den Straßen zeichnen sich die Friedrichsstraße (mit dem durch eine Gedenktafel bezeichneten
Wohnhaus
[* 17] Jean Pauls) und die Straße zum Bahnhof aus; unter den Kirchen die protestantische Hauptkirche im
spätgotischen Stil (1446 erbaut, 1605 abgebrannt, 1614 wiederhergestellt), mit zwei durch Rosetten verbundenen Türmen.
Außerdem hat Baireuth
noch fünf Kirchen und eine Synagoge. Andre bemerkenswerte Gebäude sind: das Alte Schloß (Sophienburg, 1564-88
im Renaissancestil erbaut), die ehemalige Residenz der Markgrafen, jetzt Lokal von Behörden, mit dem Bronzestandbild
König Max' II. von Bayern (von Brugger) im Schloßhof (die Schloßkirche mit achteckigem Turm
[* 18] ist seit 1813 den Katholiken eingeräumt);
das Neue Schloß, 1753 vom Markgrafen Friedrich im Rokokostil erbaut, mit dem Hofgarten im französischen Stil und der Reiterstatue des Markgrafen Christian Ernst (gest. 1712) von Ränz, auf dem Brunnen [* 19] des Schloßplatzes;
das Palais des Herzogs Alexander von Württemberg;
das vortrefflich erhaltene alte Opernhaus im Rokokostil (1748 vom Italiener Bibiena erbaut);
das Nationaltheater, das R. Wagner (dessen Grabstätte in seiner Villa Wahnfried) für seine Kunstzwecke daselbst aufführen ließ;
das Regierungsgebäude;
das Gymnasium mit dem Denkmal Jean Pauls (von Schwanthaler) auf dem Platz davor;
die beiden Kasernen, die Bank, das große Reithaus u. a. Durch eine Allee von 1 km Länge ist mit Baireuth
die Vorstadt St.
Georgen verbunden, eine
[* 2]
^[Abb.: Wappen
[* 20] der Stadt Baireuth.]
¶
zu Anfang des 18. Jahrh. gegründete, aus einer einzigen Straße bestehende Stadt mit dem ehemaligen, jetzt zum Militärhospital
eingerichteten Kapitelhaus des Ordens de la Sincérité, aus dem der preußische Rote Adlerorden hervorging. Die Zahl der Einwohner
betrug Ende 1880 mit Einschluß des Militärs (Stab
[* 22] der 5. Infanteriebrigade, 7. Infanterieregiment, 6. Chevau-leger-Regiment)
22,072 (3280 Katholiken und 357 Juden), deren industrielle Thätigkeit sich vornehmlich auf mechanische Baumwollspinnerei
(mit 60,000 Spindeln), Flachsspinnerei, Zwirnerei, Weberei,
[* 23] Eisengießerei,
[* 24] Zuckerraffinerie, Bierbrauerei,
[* 25] Granitschleiferei,
auf die Fabrikation von Zement, Pianofortes, Möbeln, Holzschnitzwaren etc. erstreckt; auch gibt es große Viehmärkte, eine
Gas- und eine vorzügliche Wasserleitung.
[* 26] An höhern Unterrichtsanstalten besitzt ein Gymnasium, eine lateinische
Schule, eine Kreisrealschule, eine Landwirtschaftsschule, eine höhere Töchterschule; daneben besteht ein Historischer und
ein Kunstverein, ein Kreisnaturalienkabinett. Baireuth
ist eine unmittelbare Stadt, Sitz der Regierung von Oberfranken, eines Landgerichts
nebst Kammer für Handelssachen (für die zehn Amtsgerichte zu Baireuth
, Berneck, Hollfeld, Kulmbach, Pegnitz, Pottenstein, Stadtsteinach,
Thurnau, Weidenberg und Weismain), des Schwurgerichts für Oberfranken, einer Filiale der Königlich
[* 27] Bayrischen Bank, eines Bezirksamts,
eines Magistrats von 16 und einer Stadtvertretung von 36 Mitgliedern, eines evangelischen Konsistoriums, der Handels- und Gewerbekammer
für Oberfranken, eines Forst-, eines Bergamts, hat eine Kreisirrenanstalt, eine Gefangenanstalt etc. -
In der Umgebung von Baireuth
deuten drei Lustschlösser auf die ehemalige Residenzstadt. Das nächste
ist die 3 km entfernte Eremitage bei dem Dorf St. Johann, eine 1718 vom Markgrafen Georg Wilhelm gegründete Anlage im übertriebenen
Rokokostil, mit einem Schloß (der eigentlichen Eremitage, worin der Markgraf und seine Begleiter als Einsiedler verkleidet hausten),
einem Park, reichen Wasserkünsten etc., alles herabgekommen, aber vielbesucht. An der Allee zur Eremitage, 3 km
von der Stadt, steht das durch Jean Paul berühmte Wirtshaus »Zur Rollwenzelin« (mit dem noch wohlerhaltenen
Arbeitsstübchen des Dichters).
Das zweite Lustschloß, Fantasie, mit einem großen, reizenden Park, in dessen Bereich durch prachtvolle Perspektiven die ganze
Umgegend gezogen erscheint, liegt 10 km von an der Straße nach Bamberg,
[* 28] auf dem Kamm eines dicht bewaldeten
Abhanges. Es wurde 1758 erbaut und war bis 1882 Besitztum des Herzogs Alexander von Württemberg. Unfern desselben ist die
Heilanstalt St. Gilgenberg. Das dritte Lustschloß, Sanspareil, liegt am weitesten von Baireuth
, jetzt im
Verfall. - Baireuth
wird urkundlich zuerst 1194 genannt und kam 1248 durch Erbschaft in den Besitz Friedrichs III., Burggrafen von Nürnberg. 1430 wurde
es von den Hussiten verheert, 1553 von Heinrich Reuß
[* 29] von Plauen
[* 30] fast gänzlich zerstört und im Dreißigjährigen Krieg wiederholt
erobert und geplündert. Residenz wurde Baireuth
1604 unter Markgraf Christian. Mit dem Aussterben der Linie Brandenburg-Baireuth
(1769) hörte die Stadt auf, Residenz zu sein.
Vgl. Holle, Alte Geschichte der Stadt Baireuth bis 1792 (Bair. 1833).