Brailleschrift
,
eine aus 6 Punkten bestehende Blindenschrift, welche die Blinden leicht lesen, mit einem einfachen Apparate rasch schreiben lernen und welche zum Druck der meisten ihrer Bücher und Musiknoten verwendet wird. Die Punkte werden auf drei wagerechte Linien geschrieben; a - j bilden die erste Gruppe, sie steht auf den zwei obersten Linien; durch Hinzufügen von einem oder zwei Punkten auf der untersten Linie entstehen die andern Lautzeichen. Die 10 Zeichen der ersten Gruppe werden zu Satzzeichen, wenn man sie auf die zwei untersten Linien setzt, zu Ziffern, wenn das Zahlzeichen ^[img] davorsteht. Die Zeichen sind folgende:
Das Alphabet:
^[img]
Satzzeichen:
^[img]
Zahlzeichen:
^[img]
^[img]
Dieses einfache, aber geistreiche System führt den Namen des franz. blinden Blindenlehrers Louis Braille (spr. braj; gest. 1852); es wurde von ihm aber nur verbessert, der Erfinder ist der Franzose Ch. Barbier.
Beim Schreiben der Brailleschrift
wird das Schreibblatt auf eine
Gummi- oder weiche Lederplatte oder eine gefurchte
Zinkplatte gelegt; drückt man nun mit einem Stahlstifte (Griffel) auf verschiedene
Stellen des
Blattes, so entstehen auf seiner
andern Seite erhöhte Punkte, die für den
Blinden fühlbar sind. Um diese Punkte in gehörige
Richtung und Entfernung zueinander
zu bekommen (sie müssen 3
mm voneinander stehen), wird über das Schreibblatt ein Messingstreifen
(Lineal)
gelegt, in dem in der Entfernung von 2
mm rechteckige, 7
mm hohe und 4
mm breite
Stücke herausgeschnitten sind, sodaß das Papier
hier frei liegt.
Drückt der Schreiber in eine der obern
Ecken, die er mit dem Griffel leicht fühlen kann, oder in beide,
so erhält er auf der andern Seite des
Blattes die
Buchstaben der obern Linie a oder c; geht er mit dem Griffel in den nächsten
Ausschnitt und drückt in alle vier
Ecken, so entsteht in der obern und untern Linie x. Die mittlere Linie
ist durch kleine Einbuchtungen in den Seiten des Messingausschnittes für den Griffel bemerkbar gemacht. Damit
Lineal, Papier
und Platte sich nicht
verschieben, ist letztere in einem
Rahmen befestigt, der in den Seitenleisten Öffnungen hat, in denen
das
Lineal festgelegt und, wenn eine
Zeile vollgeschrieben ist, fortgerückt werden kann; mittels der obern,
beweglichen Rahmenleiste wird das Papier festgehalten. Die gebräuchlichsten Schreibtafeln haben die gefurchten Zinkplatten.
Da die Furchen 3
mm voneinander liegen, so läßt der Linealausschnitt 3 Furchen in der Höhe und
Breite
[* 2] eines
Buchstabens unbedeckt,
und in ihre Vertiefungen lassen sich die Punkte mit dem Griffel leicht eindrücken. Die Brailleschrift
wird
von rechts nach links geschrieben, da die lesbare
Schrift auf der Rückseite des
Blattes entsteht und dieses beim
Lesen umgewendet
werden muß.