Brahms
,
Johs., Komponist, geb. zu Hamburg, [* 2] Sohn eines am dortigen Stadttheater angestellten Kontrabassisten, erhielt Unterricht (Klavierspiel und Komposition) hauptsächlich von Eduard Marxsen in Altona, [* 3] bildete sich aber wesentlich durch energische Privatstudien. 1847 trat er zum erstenmal als Pianist öffentlich auf. Eine begeisterte Verehrung für Rob. Schumann führte 1853 zu persönlicher Bekanntschaft mit diesem Meister, der den jungen Künstler durch eine höchst günstige Kritik in der «Neuen Zeitschrift für Musik» in die Kunstwelt einführte.
Seine ersten Werke (Klavierstücke und Lieder) wurden 1854 in Leipzig [* 4] gedruckt. Nachdem an verschiedenen Orten Deutschlands [* 5] und der Schweiz [* 6] gelebt und eine Reihe von Werken, besonders Klavier- und Kammermusik, komponiert hatte, ging er 1862 nach Wien, [* 7] wo er seitdem seinen Wohnsitz hat. Anfangs dirigierte er die Wiener Singakademie, 1872‒74 die Konzerte der Gesellschaft der Musikfreunde und lebt seitdem als Privatmann, nur der Komposition sich widmend. Bis 1890 hat (in über hundert Werken) Musik aller Gattungen veröffentlicht: ein- und mehrstimmige Lieder und Gesänge, 2 Serenaden für Orchester, Variationen für dasselbe, 2 Sextette für Streichinstrumente, 2 Klavierkonzerte, Sonaten für Klavier allein, für Klavier mit Violoncello, für Klavier und Violine, Klaviertrios, Klavierquartette und Klavierquintette, Variationen und kleinere Stücke für Klavier («Ungarische Tänze»); ferner «Rinaldo» (Kantate für Tenorsolo, Männerchor und Orchester),
«Rhapsodie» (aus Goethes «Harzreise im Winter») für Altsolo, Männerchor und Orchester, und seine Hauptwerke: «Ein deutsches Requiem» für Soli, Chor und Orchester (1868),
«Schicksalslied» (von Hölderlin),
«Triumphlied»
und «Nänie», alle drei für
Chor und Orchester,
«Gesang der
Parzen», ein Violinkonzert, ein
Konzert für
Violine und
Violoncello, vier
Sinfonien (in C-moll,
D-dur, F-dur und
E-moll) und zwei Ouverturen
(«Tragische Ouverture» und
«Akademische
Fest-Ouverture», letztere als Dank für die ihm von der
Universität
Breslau
[* 8] verliehene Würde eines Ehrendoktors).
Schon in
seinen frühesten Werken trat Brahms
mit großer Selbständigkeit und Eigentümlichkeit hervor;
durch die
Tiefe und Wahrheit seiner Empfindung, durch gewählten
Ausdruck und durch meisterhaften formalen
Aufbau hat er seinen
Werken das Gepräge einer seit
Beethoven ganz vereinzelt dastehenden Individualität gegeben. Seine
Sinfonien sind die bedeutendsten
der nach-Beethovenschen Zeit. –
Vgl.
Deiters, J. Brahms
(Lpz. 1880);
Vogel, Joh. (in den «Musikheroen der Neuzeit», Bd. 4, ebd. 1888);
E. Krause, J. in seinen Werken (Hamb. 1892);
Nagel, J. Brahms
als Nachfolger
Beethovens (Lpz. 1892).