in der Sanskritsprache als
Neutrum die als Drang und
Fülle des
Gemüts auftretende und den
Göttern zustrebende
Andacht, heiliger Spruch (so nach dem
Petersburger Sanskritwörterbuch), oder
Gewächs, Wachstum,
Mittel
zum Wachstum (Opfergaben, heilige
Gesänge), Triebkraft der ganzen
Natur, das schlechthin
Absolute (so
Haug in und die
Brahmanen«,
Münch. 1871). Als Maskulinum (Brahmâ) hat Brahma die Bedeutung eines Beters von
Beruf, also eines
Priesters
oder
Brahmanen, dann des Schöpfers der
Welt, einer konkreten mythologischen Gestalt des Brahma als des abstrakten
Prinzips der
Welt.
ein Wort der Sanskritsprache, das in der ind. Religionsentwicklung
eine große Rolle spielt. Das Neutrumbráhman (Nominativ bráhma) bezeichnet ursprünglich die Fähigkeit, welche sich die
Priester zuschrieben, durch ihre Lieder und Sprüche die Götter zu stärken und sie ihren Wünschen und denen der übrigen
Menschen geneigt zu machen. Es ist daher auch direkt soviel wie «Zauberspruch».
Ein Priester, der das bráhman kennt, heißt in der ältesten Sprache
[* 3] bráhman (Maskulinum), später brāhmaṇa, wonach man
von Brahmanismus, Brahmanentum u. dgl. spricht. Schon frühzeitig begannen die Priester über die Kraft
[* 4] des bráhman Betrachtungen
anzustellen, und sie gelangten zu dem Resultate, daß das bráhma und damit auch der Brahmane «Das Haupt
dieses Alls», das bráhma «das edelste unter den Göttern» sei.
Als Gott wurde das Brahma zunächst in Brahmanaspati (s. d.) oder Bṛhaspati personifiziert, an dessen Stelle im Laufe der Entwicklung,
wohl aber nur in den Kreisen der Priester selbst, das neutrale Brahma als eine göttliche Substanz, als das
«Eine, Unvergängliche» trat. Damit zugleich trat der Brahman, der ursprünglich
nur eine untergeordnete Rolle spielte, an die Spitze der übrigen Priester. In der Religion des Volks blieb an der Spitze derGötter ein männlicher Gott, der Brahman (Nominativ brahmā), der zwar über allen andern Göttern steht, sich aber
selbst nicht an deren Thaten beteiligt.
Einer seiner häufigsten Namen ist Pitāmaha, «Großvater», und als solchen behandeln ihn die
Götter. Da er die Zukunft weiß, so wenden sie sich an ihn, so oft sie in Not sind, und er giebt ihnen das Mittel an, wodurch
sie sich helfen können. So wird er gedacht als Leiter des Schicksals, als Lehrer der Götter und als ihr
Herr; er gilt als Schöpfer und Regierer der Welt, Verfasser des Veda und anderer Werke und bildet später mit Çiva und Wischnu
eine Einheit, die Trimūrti, «Dreieinigkeit». Er wohnt in seinem eigenen Himmel,
[* 5] dem
Brahmalōka, der als Ort derGlückseligkeit namentlich den Kriegern in Aussicht gestellt wird, die in der
Schlacht mit dem Gesicht
[* 6] gegen den Feind gefallen sind.
Einen eigenen Kultus hat Brahma fast gar nicht gehabt; der einzige Tempel des Brahma befindet sich heute in Pokhara, einem stark besuchten
Wallfahrtsort bei Adschmīr. In alter Zeit wurde ihm alljährlich im Herbste ein Fest mit Tierkämpfen
und Ringspielen gefeiert. Dargestellt wird er mit vier Köpfen und vier Armen; in den vier Händen hält er den Veda, einen Opferlöffel,
einen Rosenkranz und eine Opferschale. Er sitzt entweder auf einem Schwane oder auf einer Lotosblume, die dem Nabel
des Wischnu entsprießt. Als Frau des Brahma gilt Sarasvatī (s. d.).
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