kleine Festung
[* 3] im Reg.-Bez.
Gumbinnen,
[* 4] unweit westlich der Kreisstadt
Lötzen zwischen dem
Löwentin- und
GroßenMauersee am
Lötzener Schiffahrtskanal gelegen, ist nach dem. Kriegsminister von Boyen (s. d.)
benannt. Die Befestigung umfaßt den südlichen, vier
Bastionen bildenden Hauptteil und das nördlich und höher gelegene
Kernwerk von tenailliertem Grundrisse. Boyen ist Sperrfort für die Eisenbahn und Chaussee
von der russ. Grenze über Lyk,
Lötzen, Rastenburg nach Königsberg,
[* 5] welche zur Zeit die einzig brauchbaren Kriegsverkehrsstraßen
des südl.
Teils von Ostpreußen
[* 6] mit Königsberg und dem westl. Hinterlande bilden.
Leop. Herm.
Ludw. von, preuß.
Generalfeldmarschall, aus einer böhm. Adelsfamilie stammend, geb. als
Sohn des
Oberstlieutenants von Boyen zu Kreuzburg in Ostpreußen, trat 1784 als Gefreiter-Korporal in das
Infanterieregiment
Anhalt
[* 7] und stieg bis 1799 zum
Stabskapitän, nachdem er von 1794 bis Mitte 1796 im
Kriege in
PolenAdjutant
des kommandierenden
Generals von
Günther gewesen war. (Vgl. seine
«Erinnerungen aus dem Leben
Günthers», Berl.
1834.) Als junger Offizier besuchte er die Provinzialkriegsschule in Königsberg i. Pr. und
hörte die Vorlesungen von Kant und
Kraus.
Als
Stabskapitän verfaßte er 1799 für die «Jahrbücher der preuß.
Monarchie» einen
Aufsatz über die militär. Gesetze, schrieb 1800 und 1801
Denkschriften über Militärschulen und über
Taktik
sowie 1806
«Gedanken über den
Krieg mit
Frankreich», welche die
Aufmerksamkeit des Königs derart erregten,
daß er Boyen dem Generalstabe des
Herzogs von
Braunschweig
[* 8] überwies. Bei
Auerstädt
[* 9] wurde Boyen schwer verwundet, fand aber in
Weimar
[* 10] im Steinschen Hause Pflege und
Heilung, eilte nach Ostpreußen, wurde Anfang 1808 Major im Generalstabe und Mitglied der Militär-Reorganisationskommission,
in der er stets die
Gedanken Scharnhorsts vertreten und sich namentlich
¶
mehr
um die Ausführung des Krümpersystems große Verdienste erworben hat. Er war Mitglied des Tugendbundes und leitete das Militärinstitut
in dessen Königsberger Kammer. Boyen trat 1809 ins Kriegsministerium, hatte hervorragenden Anteil an den Denkschriften von 1810 über
die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht und die Unbrauchbarkeit des reinen Milizsystems, erhielt 1810 als Direktor
des Allgemeinen Kriegsdepartements den Vortrag in Militärangelegenheiten bei dem Könige, nahm 1812, als Preußens
[* 12] Bündnis
mit Frankreich zu stande kam, den Abschied und ging, als Oberst 11. März entlassen, nach Rußland.
Indes fand er sich nach kaum einem Jahre wieder in Breslau
[* 13] beim König ein, ward Oberst im Generalstabe,
dann als Generalmajor Chef des Generalstabes des I. Armeekorps und wohnte allen folgenden Schlachten
[* 14] und Gefechten desselben
bei. Nach dem Frieden von Paris
[* 15] trat er als Staats- und Kriegsminister an die Spitze der preuß. Militärangelegenheiten und
wurde 1818 zum Generallieutenant ernannt; sein Wirken als Kriegsminister wird durch eine Reihe organischer
Gesetze, darunter das vom über die allgemeine Wehrpflicht bezeichnet. Er schrieb im Mai 1817 eine noch heute sehr
beachtenswerte «Darstellung der Grundsätze der preuß. Kriegsverfassung» (nicht gedruckt). 1819 nahm
er, unzufrieden mit dem Gange der preuß. Politik, seine Entlassung und zog sich ins Privatleben zurück. Er schrieb
hier: «Beiträge zur Kenntnis des Generals von Scharnhorst» (Berl. 1833) und die Gegenschrift gegen Haugwitz' Memoiren
in der «Minerva» (Okt. 1837),
sowie den zur 25. Jahresfeier der Stiftung der Landwehr gedichteten Gesang «Der Preußen
[* 16] Losung ist die Drei». König Friedrich Wilhelm IV. berief sogleich nach seiner Thronbesteigung 1840 Boyen wieder
in den Staatsrat, gab ihn als den «Gründer der Landwehr» noch vor der Huldigung dem aktiven Kriegsdienste zurück und erhob
ihn zum General der Infanterie. Am ward Boyen Kriegsminister und seinem frühern Patente nach Präsident des Staatsministeriums, 1842 auch
Chef des 1. Infanterieregiments. Im Nov. 1847 erhielt er, wegen vorgerückten Alters, den nachgesuchten
Abschied, ward zum Generalfeldmarschall und Gouverneur des Berliner
[* 17] Invalidenhauses ernannt und starb B.s Namen trägt
die ostpreuß. Festung Boyen (s. d.) und das preuß.
Infanterieregiment Nr. 41. -