Boursault
(spr. bnrssoh), Edme, franz. Dichter, geboren im Oktober 1638 zu Mussy-l'Evêque (Depart. Aube), kam 1651 nach Paris, ohne eine andre Sprache zu sprechen als sein burgundisches Patois, erwarb sich aber bald eine solche Herrschaft über die französische Sprache, daß seine schriftstellerischen Arbeiten, besonders »La véritable étude des souverains« (Par. 1671) und eine gereimte Zeitung, ihm Ludwigs XIV. Gunst, eine Pension und eine Stelle am Hof gewannen. Wegen satirischer Ausfälle jedoch wurden Zeitung und Pension unterdrückt. Nach einem vergeblichen Versuch, die Zeitung wieder aufzunehmen, wurde er Steuereinnehmer in Montlucon. Er starb 15. Sept. 1701 in Paris. Mit Molière und Boileau lebte Boursault anfangs in Feindschaft. Gegen Molières »Critique de l'École des femmes« schrieb er die Komödie »Le portrait du peintre«, worauf Molière mit dem »Impromptu de Versailles« antwortete. Gegen Boileaus Satiren veröffentlichte er die Komödie »La satire des satires«, deren Aufführung Boileau verhinderte. Mit diesem versöhnte er sich jedoch bald, und auch dem toten Molière hat er einen ehrenden Nachruf gewidmet. Corneille schätzte ihn aus Feindschaft gegen Racine über Verdienst und stellte seine mäßigen Tragödien: »Marie Stuart« und »Germanicus«, welch letztere großen Beifall fand, den Meisterwerken jenes gleich. Seinen größten Erfolg hatte Boursault mit den drei Komödien: »Le Mercure galant« (1683), welche 80 Vorstellungen nacheinander erlebte, »Ésope à la ville« und »Ésope à la cour« (1701), sogen. Schubladenstücken (pièces à tiroir) ohne Intrige und Handlung, die sich aber durch leichte Verse, Lustigkeit und gute Charakterschilderung auszeichnen. Im ganzen enthält sein »Théâtre« (1725, 3 Bde., u. öfter) 16 Stücke. Von seinen übrigen Schriften verdienen seine historischen Romane das meiste Lob: »Artémise et Poliante« (1670, 2 Bde.); »Le marquis de Chavigny« (1670); »Le prince de Condé« (1675, 2 Bde.); »Ne pas croire ce qu'on voit, histoire espagnole« (1739); »Lettres nouvelles accompagnées de fables« (1709, 3 Bde.) etc. Seine »Lettres de respect, d'obligation et d'amour« (Par. 1666 u. öfter) sind besonders interessant wegen der Briefe der geistvollen Babet, der Geliebten Boursaults, die von ihren Eltern dieser Liebe wegen in ein Kloster gebracht wurde, wo sie vor Gram starb. Vgl. Saint-René Taillandier, Boursault, sa vie et ses œuvres (in »Études littéraires«, Par. 1881).