Bourignon
(spr. burinjóng), Antoinette, religiöse Schwärmerin, geb. zu Lille, [* 2] hatte, durch das Lesen mystischer Bücher angeregt, früh Visionen und glaubte sich berufen, das Christentum zu ursprünglicher Reinheit zurückzuführen. Sie wurde 1662 Vorsteherin eines Hospitals zu Lille, durchreiste Flandern und Brabant und kam nach Amsterdam, [* 3] wo sie ihre Offenbarungen drucken ließ und ihr Haus allen Sekten öffnete. Später lebte sie auf Insel Nordstrand, wo sie heimlich eine zahlreiche Sekte sammelte und mittels einer eigenen Druckerei von neuem ihre Schriften veröffentlichte.
Hier ausgewiesen, wendete sie sich nach Husum, [* 4] Schleswig [* 5] und Hamburg, [* 6] dann nach Ostfriesland und starb auf der Reise nach Holland zu Franeker. Ihr Grundgedanke war: durch Vernichtung seiner Eigenheit gelange der Mensch in eine völlige Vereinigung mit Gott;
das «innere Licht» [* 7] müsse dabei an Stelle des geschriebenen Wortes treten.
Ihre Schriften, von feuriger Beredsamkeit, gab mit Lebensbeschreibung Poiret (21 Bde., Amsterd. 1679-84: 2. Aufl. 1717) heraus.