(spr. burbong), altes franz.
Geschlecht, das sich nach dem
Schloß in der alten
LandschaftBourbonnais
(Castrum
Borboniense, jetzt Bourbon l'Archambault, s.
oben) nannte und in drei
Häuser zerfällt. Das älteste stammte von
Adhémar,
Sire von
Bourbon, welcher um 910 lebte und seinen Ursprung von
Hildebrand, einem jüngern
BruderKarlMartells, ableitete.
Dies
Haus starb 1218 mit Archambault VIII. aus, dessen Tochter und Erbin Mahaut von Bourbon sich 1197 mit
Guy von
Dampierre vermählt
hatte.
Auf dessen Sohn Archambault IX. gingen der
Name und
Besitz der Bourbonen über. Dessen Enkelin
Beatrix heiratete 1272
Robert
von
Clermont, jüngsten Sohn
Ludwigs IX., und so erhielt ein jüngerer
Zweig des capetingischen Königshauses
den
Namen und die Besitzungen des
Hauses Bourbon
Roberts Sohn
Ludwig I. folgte seiner
Mutter 1310 in der Herrschaft Bourbon, die von König
Karl IV. 1327 zum Herzogtum erhoben ward. Von
Ludwig I. gingen zwei
Linien aus;
Wegen seiner Feldherrntalente freudig aufgenommen, kämpfte er gegen seine Landsleute in der Schlacht bei Gatinara an der
Sesia wo Bayard fiel, und führte mit Pescara, der ihm zugleich zur Kontrolle mitgegeben ward,
im Juni 1524 das spanische Heer nach Frankreich, wo er Marseille
[* 19] vergeblich belagerte. Hierauf siegte er an der Spitze der Kaiserlichen
bei Pavia Indessen sah er sich von Karl V. mißtrauisch behandelt; trotz der Versprechungen im MadriderFrieden
(1526) erlangte er seine Güter nicht wieder, und des KaisersSchwester Eleonore wurde mit Franz I. verlobt. 1526 auf
das Herzogtum Mailand vertröstet und vom Kaiser zum Oberfeldherrn in Italien ernannt, eroberte er 24. Juli die Citadelle von Mailand
und zog dann im Februar 1527 gegen Rom,
[* 20] um den Papst zu strafen, der den Wiederausbruch des Kriegs herbeigeführt
hatte, und durch Plünderung der reichen Stadt den rückständigen Sold für die Landsknechte
[* 21] zu gewinnen.
(spr. burbóng),Name mehrerer bemerkenswerter Ortschaften in Frankreich. - 1) Bourbon-Lancy, Hauptstadt des
Kantons Bourbon-Lancy (283,80 qkm, 10 Gemeinden, 11 474 E.) im Arrondissement Charolles des franz. Depart. Saône-et-Loire,
an der Linie Cercy-La Tour-Gilly der Franz. Mittelmeerbahn, mit einem alten Felsenschlosse und (1891) 1663, als Gemeinde 3881 E.,
während der ersten Revolution und nach 1848 Bellevue-les-Bains genannt, ist berühmt wegen seiner stark besuchten Schwefelbäder
(sieben Quellen von 41 bis 56° C.), die schon den Römern unter dem NamenAquae Nisineii bekannt waren. Das Bad
[* 29] ist Eigentum
des durch Schenkungen und eine große Erbschaft reichgewordenen Bürgerhospitals Aligre (400 Betten).
Man hat röm. Münzen,
[* 30] Statuen und andere Altertümer gefunden. - 2) Bourbon-l'Archambault, Hauptstadt des Kantons Bourbon-l'Archambault
(319.32 qkm, 8 Gemeinden,
¶
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14 971 E.) im Arrondissement Moulins des franz. Depart. Allier (dem alten Bourbonnais, s. d.), 3 km vom rechten Ufer der Loire,
im Thale des Flüßchens Burge, an der Linie Moulins-Cosne-sur-l'Oeil (Lokalbahn im Gebiete der Mittelmeerbahn), hat 2648, als
Gemeinde 4008 E., Post, Telegraph
[* 32] und ist berühmt durch das Stammschloß, das schon 761 von Pippin im
Kampfe mit Aquitanien erobert, im 13. Jahrh. neu erbaut wurde. Es war lange die Residenz der Bourbons. 1793 wurde das Schloß
zerstört; der eine der stehen gebliebenen Türme heißt Quiquengrogne. Von den beiden hier befindlichen Quellen ist die eine
(La Source Jonas, 22,8°) ein Eisensäuerling, die andere (La Source Chaude, 51,25° C.) eine gasreiche
eisenhaltige Schwefeltherme. Die Badeeinrichtungen sind Staatseigentum. Bei denRömern hieß der Badeort Aquae Bormonis, im
Mittelalter Borbo oder Burbo Archembaldi, während der ersten Revolution Bourges-les-Bains. Man hat hier Reste prächtiger
röm. Marmorbäder entdeckt. - 3) Bourbon-Vendée, Hauptstadt des Depart. Vendée, s. La Roche-sur-Yon.
(spr. burbóng), altes franz. Geschlecht, das durch
seine Verwandtschaft mit dem königl. Hause der Capetinger (s. d.)
auf mehrere Throne gelangte, führt seinen Namen von einer Burg im ehemaligen Bourbonnais, mit der eine nicht unbedeutende Herrschaft
(Seigneurie) verbunden war. Der erste Herr (Sire) dieses Geschlechts, dessen die Geschichte gedenkt, war
Adhémar, der 921 die Priorie Souvigny im Bourbonnais stiftete. Sein vierter Nachkomme, Archambauld I., fügte seinem Namen
den des Stammschlosses hinzu. Unter seinen Nachfolgern gleichen Namens erweiterte sich die Herrschaft wie das Ansehen ihrer
Besitzer bedeutend. Archambauld X. hinterließ zwei Töchter, Mahaut und Agnes, die sich beide an Mitglieder
des Hauses Burgund vermählten. Nur die zweite, die ihrer Schwester in der Herrschaft Bourbon folgte, hinterließ eine Erbin,
Beatrix, die sich um 1272 mit Robert, dem sechsten SohneLudwigs des Heiligen von Frankreich, verheiratete.
So mit dem königl. Geschlechte der Capetinger unmittelbar verwandt, hatten die Bourbon, als
eine Seitenlinie dieses Geschlechts, rechtmäßige Ansprüche auf den Thron von Frankreich, sobald das Haus
Valois, ein näherer Seitenzweig der Capetinger, in seinen männlichen Gliedern erloschen sein würde. Der Sohn Roberts
und der Beatrix, Ludwig I., genannt der Hinkende, folgte 1310 seiner Mutter in der Herrschaft und 1318 seinem Vater in der Grafschaft
Clermont und führte seit 1327 den ihm von Karl dem Schönen verliehenen Titel eines Herzogs von Bourbon. Er war einer der tüchtigsten
Männer seiner Zeit, diente mit Auszeichnung im Krieg und Frieden und starb 1341. Sein ältester Sohn, Peter I., der zweite
Herzog von Bourbon, zeichnete sich ebenfalls in den Kriegen des 14. Jahrh. aus und wurde 1356 in der Schlacht
von Poitiers getötet.
Sein Sohn und Nachfolger Ludwig II., der Gute, als Geisel mit dem gefangenen König von Frankreich nach England gebracht, kehrte
erst nach dem Frieden von Bretigny, 1360, nach Frankreich zurück. Nach dem TodeKarls V. 1380 wurde er einer
der vier Vormünder des jungen Karl VI. Johann I., der vierte Herzog von Bourbon, wurde in der Schlacht von Azincourt (1415) gefangen
und nach London
[* 33] gebracht, wo er, um freizukommen, in die Abtretung eines Teils seiner Güter an England willigte.
Allein sein Sohn verweigerte die
Vollziehung des Vertrags, sodaß er als Gefangener (1434) starb. Karl
I., Herzog von Bourbon, that sich schon als Graf von Clermont im Kriege hervor und nahm dann teil an dem Frieden von Arras
[* 34] 1435, dem
zufolge der Herzog von Burgund das engl. Bündnis aufgab. Später ließ er sich in mehrere Verschwörungen
gegen Karl VII. ein, wurde indessen begnadigt und starb 1456. Johann II., Herzog von Bourbon, mit dem Beinamen der Gute, der 1450 und 1453 gegen
die Engländer kämpfte, sich gegen Ludwig XI. erhob, dann sich ihm unterwarf, starb 1488 ohne Erben; ihm folgte sein BruderKarl II., Kardinal und Erzbischof von Lyon,
[* 35] der in demselben Jahre starb, worauf alle Würden und Besitztümer
des Hauptzweigs an die Seitenlinie der Bourbon-Beaujeu, und zwar zunächst an Peter, Grafen von Beaujeu, fielen.
Letzterer, der Vertraute und Günstling Ludwigs XI., heiratete dessen Tochter Anna und nahm demzufolge während der Minderjährigkeit
Karls VIII. an der Regentschaft teil. Er starb 1503 als der achte Herzog von Bourbon, war aber bekannter unter
dem Namen des Sire von Beaujeu. Seiner einzigen Tochter Susanne wurden die Erbrechte von Charles von Bourbon (s. d.), Herzog von Bourbonnais,
dem berühmten Connétable, bestritten. Ludwig XII. vereinigte die Parteien, indem er eine Heirat zwischen beiden
zu stande brachte, und der Gemahl Susannes ward nun, als Karl III., Herzog von Bourbon. Mit seinem Abfall von Frankreich, infolgedessen
die bourbonischen Besitzungen für die Krone eingezogen wurden, erhielt besonders die Seitenlinie Vendôme große Bedeutung.
Diese stammte durch Franz, Grafen von Vendôme, von Jakob von Bourbon, Grafen von La Marche, dem zweiten SohneLudwigs
I. des Hinkenden (s. oben); Jakobs Urenkel, Johann II., erwarb durch Heirat die Herrschaft La Roche-sur-Yon; sein Sohn Karl
(gest. 1537) wurde zum Herzog von Vendôme ernannt und erbte 1527 die Besitzungen Charles' von Bourbon. Dessen Sohn, Anton (s. d.)
von Bourbon, vermählte sich mit Jeanne d'Albret (s. Albret), wodurch die Linie erstlich zum Throne von Navarra,
dann durch Erbschaft nach dem Aussterben des Hauses Valois mit Heinrich IV. zur Krone von Frankreich, später durch Heirat und
Kriegsglück zu den Kronen
[* 36] Spaniens und Neapels gelangte.
Unter den übrigen zahlreichen Nebenlinien sind zu erwähnen die von Montpensier, Condé, Conti und Soissons
(s. diese Artikel). Nur einzelne Glieder der Nebenlinien führten indes den Namen Bourbon, wie z. B. der Kardinal Charles von Bourbon, der
als Karl X. gegen Heinrich IV. von der kath. Liga als Gegenkönig aufgestellt wurde. Die herzogl.
Würde verlieh Ludwig XIV. der Linie Condé zurück, sodaß jedesmal der älteste Sohn des Hauses vor
dem Eintritt in die Erbschaft seines Vaters den Titel eines Herzogs von Bourbon führte.
1) Ludwig XIV., seinen Nachfolger, und 2) Philipp, der von seinem ältern Bruder den Titel eines Herzogs
von Orléans erhielt und der Stammvater der jüngern bourbonischen Dynastie der Orléans wurde. Ludwigs XIV. Sohn aus seiner
Ehe mit Marie Therese, Tochter Philipps IV. von Spanien, der Dauphin Louis, starb 1711 und hinterließ aus seiner Ehe mit Maria
Anna von Bayern
[* 38] drei Söhne:
3) Charles, Herzog von Berry, gest. 1714. Der einzig überlebende Sohn des Herzogs Louis von Bourgogne war Ludwig XV., der 1715 Ludwigs
XIV. Nachfolger wurde. Ludwig XV. hatte von Maria Leszczynska, der Tochter des entthronten Königs Stanislaus von Polen,
den Dauphin Louis. Dieser verheiratete sich mit Marie Josephe von Sachsen,
[* 39] starb aber schon 1765 und hinterließ drei Söhne:
1) Ludwig XVI., der 1774 seinem Großvater Ludwig XV. in der Regierung folgte;
1) den Dauphin Louis, gest. 1789: 2) Louis, genannt Ludwig XVII., gest. 1795;
3) Marie Therese Charlotte, genannt Madame royale, später Herzogin von Angoulême, gest. zu Frohsdorf. Ludwig XVIII.
war kinderlos; Karl X. hatte zwei Söhne:
2) Charles Ferdinand, Herzog von Berry (s. d.). Dieser hatte zwei Kinder:
1) Marie Louise Therese, genannt Mademoiselle d'Artois, vermählte Herzogin von Parma, gest. zu
Venedig;
[* 40]
2) Henri Charles Ferdinand Marie Dieudonné, Herzog von Bordeaux, später Graf von Chambord (s. d.), seit 1830 als
Heinrich V. bezeichnet, gest. zu Frohsdorf. Mit ihm erlosch die Hauptlinie des
Hauses.
Der in Frankreich 1830 auf den Thron gehobene, aber 1848 ebenfalls entthronte Zweig der Bourbon stammt ab von dem zweiten SohneLudwigs
XIII. und einzigen BruderLudwigs XIV., Herzog Philipp I. von Orleans (s. d.), gest. 1701. Über diesen Zweig
des Hauses Bourbon s. Orléans (Haus).
Ludwig XIV. erhob 1700 seinen Enkel Philipp, Herzog von Anjou, auf den span. Thron, und dieser stiftete als Philipp V. die span.-bourbonische
Dynastie. Auf ihn folgte 1746 sein Sohn Ferdinand VI., der 1759 ohne Nachkommen starb und die Krone seinem
Bruder, Karl III., vererbte. Dieser vermählte sich mit Marie Amalie von Sachsen und hinterließ 1788 die Krone seinem SohneKarl
IV., der 1808 dem Throne zu Gunsten JosephBonapartes entsagte und 1819 zu Neapel starb. Seine Gemahlin, Marie Luise von Parma,
gebar ihm folgende Kinder:
1) Carlotta Joaquina, Königin von Portugal, geb. 1775, gest. 1830;
2) Don Fernando, Prinzen von Asturien, später König Ferdinand VII. von Spanien;
3) DonCarlos (s. d.), seit 1833 Prätendent des span.
Throns, gest. mit Hinterlassung dreier Söhne, von denen der zweite, Don JuanCarlos Maria Isidor
(geb. gest. 21, Nov. 1887). auf seine Thronrechte
zu Gunsten seines
SohnesDonCarlos (s. d.), geb. verzichtete.
Sein Bruder ist der am geborene Infant Alfons, der seit 1871 mit Maria das Neves, Tochter des verstorbenen RegentenDomMiguel von Portugal, vermählt ist;
4) Isabella Maria, Königin von Sicilien, geb. 1789, gest.
5) Franz de Paula Anton Mana, geb. 1794, gest. 1865. Ferdinand VII. hinterließ
bei seinem Tode aus seiner dritten Ehe mit Marie Christine, Tochter des Königs Franz I. von Sicilien, zwei
Töchter: a. Isabelle Maria Luise, die ihm als Isabella II. auf dem Throne folgte;
ihr Sohn war Alfons XII., König von Spanien
(geb. gest. 25. Nov.1885). Sein Sohn aus zweiter Ehe mit Marie Christine von Österreich, Alfons XIII. (geb.
ist der gegenwärtige König von Spanien, d. Luise Marie Ferdinande, geb. 1846 mit Anton, Herzog
von Montpensier, vermählt, seit 1890 Witwe.
Die span. Linie der Bourbon steht durch Familienverträge der Dynastie Orléans in der
Erbfolge in Frankreich nach.
Der jüngere Sohn Philipps V., DonCarlos, wurde 1735 als Karl III. König beider Sicilien und Begründer
der sicilianischen Linie der Bourbon. Sein Sohn war Ferdinand I., König beider Sicilien. Ihm folgte 1825 sein Sohn Franz I., dessen
Sohn war Ferdinand II., der von Marie Christine von Sardinien
[* 41] einen Sohn, Franz II. (s. d.), König beider Sicilien, von Marie
Therese von Österreich sechs Söhne und vier Töchter hatte. Franz II. wurde 1860 durch Garibaldi vertrieben
und durch Volksabstimmung vom Throne gestoßen.
Philipps V. von Spanien jüngster Sohn, Don Philipp, erhielt 1748 im Aachener Frieden Parma und Piacenza und begründete die
herzogl. Linie von Parma. Ihn beerbte 1765 sein Sohn Ferdinand I. Dessen Sohn, Ludwig, erhielt 1802 Toscana
mit dem Titel eines Königs von Etrurien, er starb ihm folgte sein Sohn KarlLudwig Ferdinand, unter der Vormundschaft
seiner Mutter, Marie Luise, Infantin von Spanien; doch mußten beide sehr bald, als EtrurienFrankreich einverleibt wurde, verzichten,
wie sie schon vorher auf die erblichen Herzogtümer verzichtet hatten. Durch den Wiener Kongreß wurden
die Herzogtümer der Gemahlin Napoleons, Marie Luise, zugesprochen, die Infantin Marie Luise aber für sich und ihre männlichen
Nachkommen mit dem Herzogtum Lucca
[* 42] entschädigt. Nach dem Tode der Gemahlin Napoleons fielen Parma und Piacenza
wieder der bourbonischen Linie zu, die ihrerseits Lucca zwei Monate früher an Toscana abgetreten hatte.
Der Infantin Marie Luise folgte bei ihrem Tode, in Lucca ihr Sohn, HerzogKarl II. Ludwig Ferdinand von Bourbon, geb.
diesem 1847 sein Sohn HerzogKarl III. Ferdinand Maria Joseph Victor von Bourbon, geb. Er hinterließ
vier Kinder, wovon das älteste, Robert KarlLudwig Maria, geb. ihm 1854 unter Vormundschaft seiner Mutter folgte,
jedoch 1859 vertrieben wurde (s. Parma). Aus der Ehe mit Maria Pia, Prinzessin von Sicilien (gest. 1882), hat er drei Söhne
und sechs Töchter, aus zweiter Ehe mit Marie Antonie, Prinzessin von Braganza, zwei Söhne und eine Tochter.
-
Vgl. Coissier-Demoret, Histoire du Burbonnais et des Bourbons (2 Bde.,
Par. 1814-16: 2. Aufl. 1824);