(frz., spr. buschih),Kerze,
[* 2] Licht.
[* 3]
Bougies nennt man in der
Chirurgie auch glatte, stielrunde, 20-24 cm lange
Cylinder, die man in die
Kanäle des menschlichen Körpers einführt, um dieselben (durch Druck von innen
nach außen) zu erweitern, seltener um Medikamente dadurch an eine andere
Stelle zu bringen. Sie unterscheiden sich von den
Kathetern (s. d.) dadurch, daß sie nicht durchlöchert sind, während letztere
eine Öffnung an der
Spitze und einen
Kanal
[* 4] im Innern (zur Herausleitung von Flüssigkeiten) haben.
Gewöhnlich werden sie nach der
Spitze zu allmählich verdünnt (zugespitzt), seltener sind sie oben gleichdick
wie unten und nur abgerundet. Man stellt sie aus
Wachs, gehärtetem
Kautschuk oder aus einem mit Harzlösungen oder
Kautschuk
getränkten Seidengespinst her; seltener gebraucht man metallene Bougie aus
Blei,
[* 5] Zinn, Neusilber oder
Silber. Man wendet die
in verschiedener
Größe und Gestalt bei Harnröhrenverengungen
(Strikturen) an, seltener bei
Krankheiten des
Mastdarms, der
Speiseröhre u. s. w.
(spr. buschih), arab.
Buddschahjah, Seestadt und seit 1875 Sitz einer Unterpräfektur im gleichnamigen
Arrondissement
des Depart. Constantine in
Algerien,
[* 6] 180 km im O. von
Algier, 3 km von der Mündung des
Wadi-Sahel oder
Summam, liegt an der durch drei Küstenforts
[* 7] geschützten Westseite des Golfs von Bougie, der von
KapCarbon 40 km weit bis
KapCavallo reicht, und hat eine sichere
Reede, den besten Ankerplatz der ganzen alger.
Küste. Die Stadt ist am Abhange des 700 m
hohen
Dschebel-Guraja auf einem von tiefen Schluchten zerrissenen, rings steil zum
Meere abfallenden Plateau
erbaut; vom
Hafen führt eine Fahrstraße zur Stadt hinauf.
Auf der jetzt von einem uneinnehmbaren
Fort gekrönten Höhe befindet sich noch die Kubba einer heiligen Frau, der Lella Guraja,
ein ehemals weitberühmter Wallfahrtsort, dem Bougie den
Namen «Klein-Mekka» verdankte.Bougie ist,
obgleich Hauptmarkt des fruchtbaren Ostkabyliens, nur eine stille Provinzialstadt mit wenig bedeutendem
Handel; durch Eisenbahn
über Buira ist es mit
Algier, über Setif mit Constantine verbunden. Bougie ist Sitz mehrerer
Konsulate, hat (1891) 12 381 E.,
eine Schule, eine
Kinderbewahranstalt,
Kasernen,
Magazine, ein Hospital und
Handel mit
Wachs, Honig, Orangen,
Öl, Getreide
[* 8] und
Wein. Zahlreiche Überreste von Bauten und
Inschriften beweisen die Bedeutung B.s im
Altertum und Mittelalter.
- Im
Altertum lag hier Saldae, an der Westgrenze der röm.
Provinz Numidia, das unter
Augustus zur
Kolonie erhoben wurde und
späterhin Bischofssitz war.
Der Vandalenkönig Geiserich erhob den Ortvor der Eroberung von
Karthago
[* 9] zu seiner Hauptstadt und umgab
ihn mit einer bedeutenden Ringmauer, von der ebenso wie von der römischen noch Reste vorhanden sind. Im 10. Jahrh.
wurde die Stadt unter dem
Namen Biddschajah (Bigaja) Hauptort des mächtigen Königreichs der
Beni-Hammad und wuchs zum wichtigsten
Handelsplatze Nordafrikas empor, dessen betürmte Ringmauer, wie die Reste zeigen, 7 km im
Umfang hatte.
Die
Blüte
[* 10] dauerte auch noch lange fort, nachdem 1152 die Macht der
Beni-Hammad durch die
Almohaden gestürzt und Bougie mit dem
ReicheMarokko, seit 1240 mit dem Königreich
Tunis vereinigt worden war.
Die Pisaner, später die
Venetianer und namentlich die Genuesen trieben lebhaften
Handel mit Bugea oder
Bugia und hatten daselbst Karawanseraien,
Bäder,
Kirche, Friedhof u. s. w. Im 15. Jahrh. tritt der Ort
als Seeräubernest auf. Die Eroberung durch die
Spanier 1509 und ihre Unduldsamkeit machte allem
Handel mit einem
Schlage ein
Ende. Vom türk. Piratenhäuptling
HorukBarbarossa 1512 und 1514 bestürmt, ergab sich Bougie endlich schmachvoll 1555 unter
dem
GrafenAlfons de Peratta an den Pascha von
Algier. Unter der Türkenherrschaft sank es völlig herab, und als die
Franzosen
es besetzten, war es ein ärmliches Dorf.