Bosnien
[* 2]
(Bosna), mit der
Herzegowina nominell das nordwestlichste Wilajet
(Provinz) des
Osmanischen
Reichs in Europa,
[* 3] in der
That aber auf
Grund des Art. 25 des
Berliner
[* 4]
Vertrags vom seit Aug. 1878 von
Österreich-Ungarn
[* 5] militärisch besetzt und mit Ausnahme des Sandschaks Novipazar, in dem nur Priboj, Prjepolje und Plevlje österr.-ungar.
Garnisonen haben, verwaltet. Bosnien
umfaßt außer dem eigentlichen Bosnien
Türkisch-Kroatien oder die Krajina, die Landschaft
Herzegowina
und das alte Rascien (Sandschak Novipazar) und grenzt im N. und NW. an
Slawonien und Kroatien, im O. an
Serbien,
[* 6] im
S. an das Wilajet
Prizren
(Albanien) und an
Montenegro, im
S. und
SW. an
Dalmatien. Der Flächeninhalt beträgt ohne
Novipazar (7350 qkm) 51 100,08 qkm, darunter etwa 28 900 qkm
Wald. Hierzu Karte: Bosnien
,
Dalmatien, Istrien,
[* 7] Kroatien und
Slawonien.
Oberflächengestaltung. Mit Ausnahme des nördlichen, an der Save sich hinziehenden Strichs, der Posavina, ist das Land durchaus gebirgig und von mehr oder weniger hohen Bergketten durchsetzt, deren höchste Gipfel in den Ausläufern der Dinarischen Alpen [* 8] die Treskavica (2128 m) und Bjelašnica (2067 m), beide südwestlich von Serajewo, ferner die Vranica Planina, die Zec Planina (1983 m), die Lelja Planina (2070 m) und Volujak mit dem Maglić (2390 m) sind. Die Hauptgebirgszüge in dem nördl. Teile streichen von SÖ. nach NW., haben langgestreckte waldbedeckte Rückenformen und fruchtbare Thäler, die nur teilweise bebaut sind.
Hingegen haben die Gebirge im südl. Teile Karstcharakter, scharfe Profile, felsige Zacken und kraterförmige Kesselthäler, deren meist langgestreckte Sohlen zur Regenzeit mit Wasser angefüllt sind, im Sommer austrocknen und sich in tiefe Risse spalten. Die Randgebirge dieser Kessel (polje) erheben sich oft 7-900 m über dieselben und sind kahle, zerklüftete Kalkfelsen. Wald kommt hier nicht vor, nur spärliches Gestrüpp. Die meist steinigen Thalkessel enthalten zumeist Weideland und nur wenige angebaute Stellen.
Dagegen sind aber die Bergabhänge im nördl. Teil größtenteils dicht mit Waldungen bedeckt, die an manchen Stellen den Charakter des Urwaldes tragen, durch Buchen, Fichten, Weißbirken, Erlen, Hainbuchen und Ahorn einen fast ganz mitteleurop. Grundton zeigen. In den niedern Regionen verraten Zerreiche und Hopfenbuche neben der behaarten Steineiche einen östl. (pontischen) Charakter. Häufig sind Gebüsche vom Perückenstrauche. In der Höhe über 1600 m hört der Baumwuchs in der Regel auf und wird durch eine üppige Vegetation alpiner Kräuter ersetzt, die in den schneefreien Monaten Juni bis September der Viehzucht [* 9] sehr zu statten kommt, sehr fruchtbar ist das untere Narentathal sowie im N. die Posavina (Land längs der Save).
Gewässer. Der Hauptfluß des
Landes ist die Save, welche die Nordgrenze gegen
Slawonien bildet und die durch ihre Schiffbarkeit
für
Kähne und
Dampfer zugleich dem Handelsverkehr als Hauptstraße dient; ihr fließen die
Una, der Vrbas, die Uirina,
Bosna und Drina zu, welche im untern Laufe mit Flößen und kleinen Schiffen befahren werden. Südbosnien
und die
Herzegowina
bewässert das
Flußgebiet der
Narenta.
Klima. [* 10] Das Klima ist sehr ungleichmäßig, in der Herzegowina (Mostar) schwankt die Temperatur zwischen -7,4° °C. und 41,1° C. Das Mittel beträgt 15,9° C. In Serajewo schwankt dieselbe zwischen -18,9° C. und 34,9° C., im Mittel 9,2° C., in Travnik 9,5, in Dolnja Tuzla 9,8° C. Die Winter sind kalt (-1,0° C.), die Sommer heiß (19° C.), doch ist im allgemeinen die Luft gesund.
Mineralreich. Besonders reich sind die Gebirge an metallischen Schätzen. In den Distrikten Fojnica, Kresevo und Vares sind Brauneisenstein, an andern Lagerstätten antimonhaltiges Fahlerz [* 11] und Zinnober [* 12] die nennenswertesten Objekte des Bergbaues, der bereits zu Römerzeiten, jedoch erst seit der Occupation durch eine österr. Gewerkschaft «Bosnia» planmäßig betrieben wird. Salz [* 13] wird bei Dolnja Tuzla und Siminhan gewonnen, und mächtige Kohlenlager, teilweise zu Tage liegend, kommen sehr häufig vor und werden bei Kreka und Zenica auch ausgebeutet. Warme und andere Heilquellen finden sich bei Ilidže westlich von Serajewo, Kiseljak, Banjaluka, Vanja und Novipazar.
Land- und Forstwirtschaft. Der Ackerbau blüht nur in den Thälern und Niederungen, namentlich in der Posavina; da der Landmann früher nur das Land seines Gutsherrn bebaute, so arbeitete er nur so viel, daß er sich dürftig ernähren konnte. Von Cerealien bilden Mais und Weizen die überwiegende Nahrung; außerdem werden Gerste, [* 14] Hafer, [* 15] wenig Roggen, Hirse, [* 16] Buchweizen, Hanf, Gemüse gebaut, in der Herzegowina auch Reis, vorzüglicher Tabak, [* 17] besonders im Becken von Trebinje und im untern Narentathal.
Fischreich sind besonders Bosna und Narenta. Der Wildstand hat sich in den letzten Jahrzehnten sehr vermindert und im Zusammenhange damit der sonst berühmte Handel mit Fellen und Pelzen. Nicht selten, besonders in den nördl. Provinzen, sind Wölfe; Bären finden sich hauptsächlich im Süden, vor allem im Bezirk Serajewo. Der Holzreichtum des Landes ist unerschöpflich; eine planmäßige Bewirtschaftung der Waldungen wird erst jetzt angestrebt. Der wichtigste Erwerbszweig ist die Obstzucht, namentlich werden Zwetschen erzeugt und gedörrt jährlich in großen Massen ausgeführt.
In den Niederungen kommen große Eichenwaldungen der Schweinemast zu statten. Sonst werden vornehmlich Schafe, [* 18] Ziegen und Federvieh gezüchtet, weniger Rindvieh und Pferde. [* 19] Ersteres ist in der Rasse arg vernachlässigt und durch die sehr häufig auftretende Viehseuche auch an regelmäßiger Vermehrung gehindert. Von letztern werden fast nur Tragtiere kleinen unansehnlichen Schlags gezüchtet, die an Ausdauer, Findigkeit und Genügsamkeit Außerordentliches leisten. In der ¶
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neuesten Zeit hat die österr. Verwaltung mit der Verbesserung des Pferde- und Rinderschlags durch Einführung von Zuchttieren begonnen. Ferner wird die Bienenzucht [* 21] und im Karst der Fang von Blutegeln (Ausfuhr 320000 Stück) betrieben. In der Herzegowina gedeihen der Weinstock, Ölbaum, Feigen und Granaten. [* 22]
Bevölkerung.
[* 23] Bosnien
hatte 1 158 440 E., nach der Zählung vom einschließlich
der Herzegowina (187 574 E.), jedoch ohne das Sandschak Novipazar (168000 E.), 1 336 091 (705 025 männl., 631 066 weibl.)
E., d. i. 26 auf 1 qkm, darunter 571 250 (42,75 Proz.) griech.-orient.
und 265 788 (19,89 Proz.) röm.-kath. Christen, 492 710 (36,88 Proz.) Mohammedaner und 5805 (0,44 Proz.)
Israeliten. Die Zahl der Häuser betrug 215 429 mit 226 699 Wohnungen. Das Land hat 47 Städte, 31 Märkte und 5261 Dörfer.
Sprachen und Volksstämme. Der Nationalität nach gehören die Bewohner B.s wie der Herzegowina zu den Südslawen, die im 7. Jahrh. in diese Länder eindrangen und die ältere illyrische, wahrscheinlich mit den Albanesen identische Bevölkerung verdrängten. Nur im südöstl. Teil dieses Landes findet sich noch, etwa 30000 Seelen stark, ein albanes. Element. Die slaw. Bevölkerung gehört dem serb. Stamme an, der erst lange nach seiner Einwanderung sich in verschiedene Zweige spaltete.
Die Bosniaken und Herzegowzen sind Glieder [* 24] einer und derselben Familie. Mit Ausnahme geringer dialektischer Verschiedenheit der Kroaten in der Krajina ist die gemeinsame Muttersprache der Bewohner und die allgemeine Verkehrssprache B.s das Serbische. Das trennende Element unter dieser Nation ist die Religion. Die Mohammedaner, fast ausnahmslos Nachkommen der seit der türk. Eroberung zum Islam übergetretenen städtischen und besitzenden Volksklasse, die sich selber «Turtschin», d. i. Türken, nennen, leben im NW. (Bezirke Bihač und Cazin), im Centrum des Landes (Bezirke Bugojno, Zenica, Vareš, Kladanj, Dolnja Tuzla und Gračanica und in der Stadt Serajewo) und im SO. (Konjica, Foča, Čajnica, Rogatica, Višegrad, Srebrenica), außerdem zerstreut über das ganze Land, besonders jedoch in den Städten.
Ihre geistliche Behörde, der Medschlis el-Ulema, hat 5 Mitglieder; 7 Städte haben eigene Muftis; eine besondere Behörde verwaltet die mohammed. Stiftungen (Vakuf). Die griech.-orient. Christen, vorzugsweise «Serben» genannt, wohnen in Überzahl im NO. und O. des Landes, in der südl. und östl. Herzegowina und sind in drei bischöfl. Sprengel: Serajewo (Sitz des Erzbischofs und Metropoliten),
Dolnja Tuzla und Mostar, verteilt. Die Katholiken oder «Lateiner» (Latini) wohnen am zahlreichsten
in Mittelbosnien
(Bezirke Zepče, Travnik, Fojnica), im NO. (Bezirke Dervent und Brčka) und im W. (Bezirke Livno,
Zupanjac und Prozor) und in der südwestl. Herzegowina (Bezirke Mostar, Ljubuški und Stolac), unter dem Erzbischof von Serajewo
und den Bischöfen von Banjaluka und Mostar. Ihrem Charakter nach ist die Bevölkerung im ganzen und großen roh und barsch,
trotzig und zurückstoßend gegen Fremde, tapfer, kühn, zu Falschheit und Grausamkeit geneigt;
in häuslichen Verhältnissen sittenstreng, gastfreundlich, einfach, hart;
in religiösen Dingen bigott, fanatisch und abergläubisch;
in politischen engherzig und beschränkt, im Handel untereinander rechtschaffen und friedliebend.
Körperlich sind sie kräftig und stark gebaut, groß und schön gewachsen, aber bei schlechter Nahrung rasch verfallend.
Industrie, Handel. Der einheimische Gewerbfleiß beschränkt sich auf die Fabrikation von groben Eisenwaren, Gewehren, Hiebwaffen, Leder, Seilerwaren, Leinen und gewöhnlichen Wollzeugen, die meist im Lande selbst verbraucht werden. Bedeutend ist die staatlich betriebene Tabakfabrikation mit großen Fabriken in Serajewo, Mostar und Banjaluka. Die Ausfuhr umfaßt insbesondere Getreide, [* 25] Holz [* 26] (Faßdauben), Produkte der Obstzucht (gedörrte Pflaumen im Betrage von 12 Mill. kg) und Waldwirtschaft, Schlachtvieh, Häute, Wolle, Wachs, Honig, einige Droguen und Metallwaren im Gesamtwerte von durchschnittlich jährlich 9 Mill. Fl. Die Einfuhr, an Wert um 1 Mill. geringer, befriedigt die geringen Bedürfnisse an Kolonialwaren, Tuch, Baumwollwaren, Metall- und Kurzwaren, vorzüglich von österr. Märkten aus. und Herzegowina sind seit der Occupation zum allgemeinen österr.-ungar. Zollgebiet einbezogen, ihr Verkehr ist daher in den Ein- und Ausfuhrmengen der Österreichisch-Ungarischen Monarchie (s. d.) enthalten.
Verkehrswesen. Ein Netz von Landstraßen, die aber nur zum Teil fahrbar sind, verbindet alle größern Orte des Landes untereinander und mit den österr. Grenzpunkten. Namentlich auf dem Gebiete des Straßen- und Eisenbahnbaues erwies sich die Occupation für das Land als besonders wohlthätig; denn während es vor der Occupation nur wenige fahrbare Straßen gab, waren bis 1891 bereits 3572 km sehr gut angelegte und erhaltene Fahrstraßen dem Verkehr eröffnet. Die Haupthandelsstraße läuft von Brod an der Save im Bosnathal aufwärts nach Serajewo und von da über Konjica und Mostar nach Metkovic in Dalmatien; eine zweite von Gradiska aus über Banjaluka und Travnik nach Serajewo und von dort nach Višegrad. Über die Eisenbahnen (726 km) s. Bosnische Eisenbahnen. Die Zahl der Militärpostanstalten betrug (1890) 82, der versendeten Briefe 6,79 Mill., der Zeitungen 0,87 Mill., der Telegraphenbureaus 107. Die Länge der Telegraphenlinien betrug 2789,7 km, der Drähte 5568 km, die Zahl der Depeschen 295 766.
Verfassung und Verwaltung. Hinsichtlich der staatsrechtlichen Stellung des Landes ist in der zwischen der Türkei [* 27] und Österreich-Ungarn zu Konstantinopel [* 28] abgeschlossenen Konvention ausdrücklich anerkannt, daß die Thatsache der Occupation B.s und der Herzegowina die Souveränitätsrechte des Sultans über diese Provinzen in keiner Weise berührt. Die Leitung der Verwaltung geschieht im Namen des Kaisers von Österreich [* 29] und Königs von Ungarn [* 30] durch den Reichsfinanzminister in Wien, [* 31] dem das ständige Bureau für bosn.-herzegowin.
Angelegenheiten untersteht. Die oberste Behörde im Lande selbst, mit dem Sitz in Serajewo, ist die Landesregierung (für die innere Verwaltung und Kultus, Finanzen und Justiz). Ihr ist als begutachtendes Organ ein Landesverwaltungsrat beigegeben, der aus den geistlichen Würdenträgern Serajewos und 12 Repräsentanten der Bevölkerung besteht. Ähnliche Verwaltungsräte sind auch bei den Kreisbehörden und Bezirksämtern eingerichtet. Am trat für und die Herzegowina eine neue Strafprozeßordnung in Wirksamkeit, deren wichtigste Institution die Heranziehung des ¶
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Laienelements zur Rechtsprechung ist. In administrativer Beziehung zerfällt und die Herzegowina, seit das Land von Österreich-Ungarn militärisch besetzt ist, in folgende 6 Kreise: [* 33]
Kreise | Zahl der Bezirke | Fläche qkm | Einwohner 1885 zusammen | Einwohner 1885 auf 1 qkm |
---|---|---|---|---|
Bihač | 6 | 5522,52 | 158224 | 29 |
Banjaluka | 8 | 8497,82 | 265456 | 31 |
Dolnja Tuzla | 10 | 8991,02 | 313746 | 35 |
Serajewo | 7 | 8370,91 | 192919 | 23 |
Travnik | 9 | 10 577,28 | 218172 | 21 |
---
Herzegowina (Mostar) | 9140,48 | 187574 | 21 |
---|---|---|---|
Dazu kommt noch der später teilweise besetzte Kreis [* 34] Novipazar, dessen Administration in den Händen türk. Behörden ist. Die Hauptstadt des Landes ist Serajewo (s. d., Bosna-Serai) mit 26 268 E., an der Miljačka. Die nächstgrößten Städte sind: Mostar (12 665 E.), Banjaluka (11 357 E.), Bjelina (7807 E.), Dolnja Tuzla (7189 E.), Travnik (5933 E.), Tešanj (5807 E.). Im Delegationsbericht 1890 wird das finanzielle Erfordernis des Landes mit 10 136 149 Fl., die Bedeckung mit 10 187 650 Fl. bezeichnet. (S. Österreichisch-Ungarische Monarchie.) Militärisch wichtige Punkte sind: Foča, Goražda, Visegrad und Zvornik an der Drina, Bjelina in der Posavina, Bihač und Livno im Westen, Mostar, Stolac und Trebinje im Süden und Bilek und Avtovac an der montenegr.
Grenze. Die Militärverwaltung besorgen die österr.-ungar. Occupationstruppen (das 15. Armeekorps) in Serajewo, dem auch die Militär-, Post- und Telegraphenanstalten unterstehen; sie sind 28 648 Mann stark, davon 2833 Mann im Sandschak Novipazar, wozu noch ein Gendarmeriekorps von 2337 Mann kommt. Seit 1882 wurden aus den Einheimischen 12 Bataillone bosn. Infanterie aufgestellt. Die wehrfähige Bevölkerung ist nach dem Gesetz vom vom vollendeten 20. Lebensjahre an zu dreijährigem Dienste [* 35] in der Linie und neunjährigem in der Reserve verpflichtet. Das Wappen B.s stellt einen Arm in roter Panzerung (auch bloß rot bekleidet) dar mit gezogenem silbernem Säbel in goldenem Felde; auf dem Schilde ruht eine Lilienkrone (s. Tafel: Wappen [* 36] der Österreichisch-Ungarischen Kronländer, [* 32] Fig. 21, beim Artikel Österreichisch-Ungarische Monarchie).
Geistige Kultur. Die geistige Bildung des Volks ist äußerst gering, macht jedoch seit der durch die österr. Verwaltung erfolgten Einrichtung von Volksschulen Fortschritte. Unter den Katholiken, die noch am weitesten vorgeschritten sind, finden sich kaum mehr als 4 Proz. des Lesens und Schreibens kundig; 1892 bestanden 234 Volksschulen (149 allgemeine, 85 konfessionelle), ein Staatsobergymnasium, eine technische Mittelschule, eine Lehrerbildungsanstalt, 4 Handelsschulen, ein orient.-orthodoxes Priester-Seminar in Serajewo, ein katholisches in Travnik, eine Lehranstalt für mohammed. Lehrer in Serajewo und 41 höhere mohammed. Bildungsanstalten.
Die Geschichte B.s beginnt in der Römerzeit, wo es in der Provinz Dalmatien mit begriffen wurde und von zwei Militärstraßen durchschnitten war, deren eine von Salona aus dem Vrbasthal entlang nach Pannonien lief, während die andere von Ragusa [* 37] aus über Plevlje (wo jetzt noch viele röm. Inschriften) in Novipazar den Anschluß nach Mösien hergestellt zu haben scheint. Berühmt waren die Bergwerke des Landes, deren Spuren man jetzt an den Vrbasquellen (Gold) [* 38] und bei Srebrenica (Silber) gefunden hat.
Von der Provinzialhauptstadt Salona aus breitete sich das Christentum über das ganze Land aus. Die einheimischen Illyrer wurden größtenteils romanisiert. Den Einbrüchen der Goten folgte seit 600 die Invasion der Südslawen, welche das oström. Gebiet auf die Küste beschränkte. Die binnenländischen Gaue derselben standen unter kleinen Fürsten und Zupanen: Bosna, ursprünglich bloß das obere Thal [* 39] des Bosnaflusses, Usora und Rama an den gleichnamigen Flüssen, Chelm im Narentathale u. s. w. Das Christentum drang zu den neuen Bewohnern meist von der Küste vor; der Bischof von Bosna stand unter dem Erzbischof von Spalato, später von Ragusa.
Seit dem 12. Jahrh. wurden aber die Anhänger einer dualistischen orient. Sekte herrschend, von den Nachbarn Patarener genannt, verwandt mit den byzant. Paulicianern und den bulgar. Bogomilen. Die polit. Geschichte des abgelegenen Berglandes bleibt lange dunkel. Im 12. Jahrh. erscheinen zuerst einheimische Fürsten unter dem Titel Ban, seit der Vereinigung des benachbarten Kroatiens mit Ungarn stets unter ungar. Hoheit. Die ersten bekannten Persönlichkeiten unter denselben sind die Bane Kulin (urkundlich 1180-1204) und Ninoslaw (um 1232-50). Die ungar. Religionskriege gegen die bosn.
Patarener im 13. Jahrh. waren vergeblich. Seit dem Ende desselben herrschte im Lande die Dynastie der Kotromanitschi, die bald nach dem Besitz des bisher serb. Küstenlandes im Südwesten strebte. Ban Stephan II. (1322-53) wurde durch glückliche Eroberungen Nachbar Ragusas. Sein Neffe Stephan Twertko I. (1353-91) benutzte die gleichzeitigen Wirren in Ungarn und Serbien zur Besetzung des ganzen Küstenlandes, des obern Dalmatiens samt Spalato und der serb. Gebiete bis Cattaro, Nikšić und Prepolje; er nahm 1377 den Titel eines Königs von Serbien an, worauf den Herrschern B.s die Königswürde verblieb.
Unter seinen Nachfolgern geriet das Reich in Verfall. Die Könige waren machtlos in der Hand [* 40] übermächtiger Vasallen, wie des Herwoja, Herzogs von Spalato (gest. 1416), und des Wojwoden Sandalj und dessen Nachfolgers, die sich in der Herzegowina ein eigenes Fürstentum gründeten. Vergeblich waren die Versuche des Kaisers Sigismund als König von Ungarn um die Wiederherstellung der ungar. Oberhoheit, da der Einfluß der Türken wuchs und seit 1436 fest begründet war.
Der ungeordnete Adelsstaat mit kriegerischer Bergbevölkerung hatte keinen ständigen Mittelpunkt; die Königskrone wurde auf der Burg Bobovac verwahrt, die Residenz wechselte zwischen Sutiska, Visoko, Fojnica, Kreševo und Jaice. Der Handel, meist in der Hand der Dalmatiner (besonders Ragusaner) und Italiener, konzentrierte sich bei den Bergwerken (Silber, Blei, [* 41] Eisen) [* 42] in Srebrenica, Olovo und Fojnica. Reihenfolge der Könige: Stephan Dabischa 1391-95, der die Eroberungen seines Vorgängers nicht aufrecht zu erhalten vermochte und unter dem der Zerfall B.s in Territorien halb unabhängiger Edelleute begann, Königin Helena 1395-98, Stephan Ostoja 1398-1418 und dessen Sohn Stephan Ostojitsch 1418-21, deren Gegner Stephan Twertko II. 1404-43, Stephan Thomas 1443-61 und Stephan ¶