Titel
Bosio
,
1) François Joseph, Baron, franz. Bildhauer, geb. zu Monaco, [* 2] war Schüler des Bildhauers Pajou in Paris, [* 3] bildete sich aber dann in Italien [* 4] selbständig nach der Antike aus. Napoleon I., der ihm die Arbeiten an der Vendômesäule übertrug, zeichnete ihn mehrfach aus, ebenso Ludwig XVIII., der ihn zu seinem ersten Bildhauer, und Karl X., der ihn zum Baron ernannte. Er starb als Direktor der Akademie der schönen Künste in Paris Für den Garten [* 5] der Tuilerien schuf er den Herkules im Kampf mit Achelous, eine Bronzegruppe, die den menschlichen Körper in vollster Muskelentfaltung zeigt.
Das
Louvre besitzt einen
Hyacinth (1816), eine
Statue von unvergleichlich schönem
Torso. Auch seine
Nymphe Salmacis (1824) ist
eine äußerst liebliche Gestalt. Von den Idealgestalten sind noch Aristäus und eine über 2 m hohe
allegorische
[* 1]
Figur
Frankreichs, von der Geschichte und einer
Gruppe von
Genien umgeben, zu nennen. Unter den geschichtlichen
Monumenten zeichnen sich aus: die
Statue des
Herzogs von
Enghien (1817), die Reiterstatue
Ludwigs XIV. auf der
Place des
Victoires (1822),
Heinrich IV. als
Kind, in
Marmor (1823), das
Monument des
Grafen
Demidow in
Bronze
[* 6] (1830).
Bosios
Werken sind
Anmut der Form,
Harmonie der
Linien und geschmackvolle Ausführung eigen.
Sein
Stil erinnert im allgemeinen an
Canova.
2) Ferdinando, ital. Schriftsteller, geboren im April 1829 zu Alba in [* 7] Piemont aus niederm Stand, studierte zu Turin [* 8] vorzugsweise schöne Litteratur und gewann sich mit dem lyrischen Büchlein »Soffio di vita« (1848) das Lob der Kritik. 1848 fehlte auch er nicht unter den bewaffneten Vorkämpfern der nationalen Unabhängigkeit. Er bekleidete hierauf Lehrämter in verschiedenen Städten, zuletzt in Genua. [* 9] 1867 ernannte ihn sein Freund, der Unterrichtsminister Coppino, zum Chef seines Kabinetts.
Dieselbe
Stelle hatte Bosio
dann auch unter
Broglio inne, kam später als Studiendirektor nach
Pisa
[* 10] und wurde 1876 ein zweites, 1878 ein
drittes
Mal unter
Coppino Kabinettschef des Unterrichtsministeriums. Eine angestrengte Büreauthätigkeit hinderte Bosio
nicht,
als Schriftsteller auf verschiedenen Gebieten sich fruchtbar zu erweisen. Als
Lyriker trat er noch hervor
mit der
Dichtung »La Democrazia«, mit einer Balladensammlung: »Le
[* 11] fantasie orientali« (1853),
und einer Auswahl seiner Gedichte unter dem Titel: »Parce sepultis« (Pinerolo 1874). Besondern Erfolg hatte er als Erzähler. Aus dem Volk hervorgegangen, wußte er echt volkstümliche Töne anzuschlagen, so in den »Scene e racconti domestici« (Rom [* 12] 1874) und ganz vorzüglich in dem »Popolano arrichito« (Mail. 1876). Unter seinen übrigen Schriften, welche durch Eleganz des Stils, kurze, kräftige, oft wahrhaft beredte Sprache [* 13] sich auszeichnen, steht die »Storia popolare de' papi« (Tur. 1861),
welche vier Auflagen erlebte, obenan. Er veröffentlichte außerdem die Werke: »Guerrazzi e le sue opere« (Livorno [* 14] 1865),
»Ricordi personali« (Mail. 1878),
politische
Schriften über die
Parteien im
Parlament, über
Cavour etc., auch litterarische
und politische
Aufsätze unter dem
Titel: »Un po' di tutto«. Bosio
starb in
Alba.