Bortenweberei
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die industrielle Thätigkeit, durch die alle Arten von Borten (starke, dicht gewebte Bänder, die zum Besetzen oder Einfassen dienen) hergestellt werden. Nach den Hauptmaterialien unterscheidet man im wesentlichen Gold- und Siberborten ^[richtig: Silberborten], wollene und seidene Borten, nach der Art des Gewebes glatte und gemusterte Borten.
Das zu den Gold- und Silberborten verwendete Gold- und Silbergespinst wird erzeugt, indem man einen Kernfaden (z. B. ein Rohseidengezwirn) schraubenartig mit Lahn (geplättetem Gold- oder Silberdraht) umwindet (überspinnt, plattiert). Die hierzu gebräuchliche Spinnmühle (dieselbe Maschine, [* 2] die bei der Herstellung der Fransen und Gimpen, des Seidenstramins und ähnlicher Posamentierwaren benutzt wird) enthält 8-20 Gänge, d. h. sie ist dafür eingerichtet, so viele Fäden gleichzeitig zu überspinnen.
Jeder Kernfaden befindet sich auf einer Spule, von der er sich in dem Maße, wie die Arbeit fortschreitet, abrollt, um sich, nach vollendetem Überspinnen, auf eine andere Spule aufzurollen. Je nachdem echte oder unechte (letztere auch leonische oder lyonische) Gold- und Silberborten verfertigt werden sollen, wird für das Gespinst echter oder unechter Gold-, bez. Silberdraht verwendet. Bei den sog. Atlasborten besteht Kette und Einschlag meist ganz aus Gespinst, das in der Art des fünf-, sechs-, sieben- oder achtbindigen Atlas [* 3] verwebt ist.
Bei allen übrigen Gold- und Silberborten ist die Kette der echten stets Seide, [* 4] die der unechten öfters gezwirntes Leinen- oder Baumwollgarn, während nur der Einschlag Metallgespinst enthält (in jedem Fall muß die Kette wie der Faden [* 5] im Gespinst für Silberborte weiß, für Goldborte gelb sein). Das schönste und kostbarste dieser Fabrikate sind die Tressen, deren charakteristisches Merkmal darin besteht, daß sie auf beiden Seiten dasselbe Muster zeigen und nirgends die Kette deutlich sichtbar ist. Von den eigentlichen Tressen unterscheiden sich die Stickertressen dadurch, daß auf der rechten Seite das die Fläche fast ganz einnehmende Muster von Gold [* 6] oder Silber in Seidengrund erscheint, die linke dagegen dasselbe Muster von Seide in Gold- oder Silbergrund zeigt. - In den Personenwagen der Eisenbahnen, wie auch in den Personenwagen für gewöhnliche Straßen werden zum Aufziehen der Fenster mit Vorliebe wollene Borten (Wagenborten) verwendet, deren rechte Seite ein Muster von gezogenem (ungeschnittenem) Sammet auf Ripsgrund enthält; zu Erzielung größerer Festigkeit [* 7] ist eine solche Borte mit einem gleichbreiten Lederstreifen zusammengenäht.
Schmale Tapezierborten sowie unechte Gold- und Silberborten werden auf dem Mühlstuhl (s. Bandfabrikation) oder auch auf dem Kraftstuhl (dem mechan. Webstuhl [* 8] für Elementarkraft), alle teuern Gattungen dagegen auf dem Posamentierstuhl, mit oder ohne Hilfe der Jacquardmaschine, gewebt.