Borsig,
Joh. Karl Friedr. Aug., Industrieller, geb. zu Breslau, woselbst der Vater Zimmermann war, bildete sich bis zum 17. Jahre durch theoretische Studien für das Baufach aus, trieb es dann einige Jahre praktisch und wurde 1823 zu seiner fernern Ausbildung auf das königl. Gewerbeinstitut zu Berlin gesandt, wo er bis zum Herbst 1825 blieb. Er trat dann in die Werkstatt der Maschinenbauanstalt von F. A. Egells in Berlin ein und übernahm die Leitung der mit jener Anstalt verbundenen Neuen Berliner Eisengießerei, die er bis 1836 führte. 1837 errichtete er selbst eine Maschinenbauanstalt dicht vor dem Oranienburger Thore zu Berlin, die bei ihrer Eröffnung ungefähr 50 Arbeiter, 1847 bereits an 1200 und 1864 an 1800 beschäftigte.
In der B.schen Anstalt wurden vorzugsweise die größten Eisenarbeiten ausgeführt, die im Bauwesen und insbesondere im Eisenbahnbaufache in Preußen erforderlich waren. Namentlich beschäftigte sich dieselbe mit dem Bau von Lokomotiven. Am wurde die Vollendung der 500. und bereits die der 1000. Lokomotive gefeiert. Außer allen übrigen zum Bau und Betriebe der Eisenbahnen nötigen Maschinen und Einrichtungen lieferte das Etablissement 1856 auch die sämtlichen großen Dampfmaschinen für die Berliner Wasserwerke und 1860 acht Paar Schiffsdampfmaschinen für die Kanonenboote der preuß. Marine.
Zur Deckung des großen Eisenbedarfs wurde ein eigenes großes Eisenwerk in Moabit bei Berlin angelegt und 1850 eröffnet. Seit Herbst 1850 ging auch die zu Moabit belegene, früher der Seehandlungssocietät gehörige Maschinenbauanstalt und Eisengießerei durch Kauf an Borsig über, die namentlich Dampfmaschinen und Dampfkessel sowie auch die verschiedensten industriellen Anlagen baut und gegen 600 Arbeiter beschäftigt. Borsig starb zu Berlin, nachdem er einige Jahre vorher den Titel eines Geh.
Kommerzienrats erhalten. Die Leitung der sämtlichen Etablissements ging hierauf an dessen einzigen Sohn, August Julius Albert Borsig, geb. in Berlin, über. Er baute nicht nur das Stammwerk zu Berlin in der Chausseestraße, sondern auch einen Teil des Moabiter Eisenwerks für den Lokomotivbau in großartigem Maßstabe um. Beide Werke waren, nachdem in Moabit die Lokomotivkesselwerkstatt und Schmiede errichtet wurde, im stande, bei einer Arbeiterzahl von 3000, 200-250 Lokomotiven jährlich herzustellen; 1875 wurde bereits die Nummer 3500 vollendet. Um sich das Rohmaterial, als Kohlen, Roheisen, Schmiedeeisen, Stahl u. s. w., billiger herzustellen, ließ Borsig das Walzwerk in Moabit eingehen und schuf 1862 das Borsigwerk in Oberschlesien, zwischen Gleiwitz und Beuthen gelegen, und vergrößerte dieses seitdem so, daß dort 4-500000 Ctr. Eisen und Stahl jährlich angefertigt werden. Dasselbe hat mehrere
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Kohlengruben, vier Hochöfen und ein Walz- und Hammerwerk. Die Bewohnerschaft beträgt dort über 3000, von denen zahlreiche Familien in einer besondern Kolonie, die mit Konsumverein, Bäckerei und Schlächterei, Gasthaus u. s. w. versehen ist, untergebracht sind. Borsig ließ sich durch Lucä in der Voßstraße in Berlin ein prachtvolles Palais erbauen (s. Tafel: Berliner Bauten II, [* ] Fig. 3). Er starb Seit seinem Tode werden sämtliche Werke von einem, durch den Verstorbenen eingesetzten Nachlaßkuratorium fortgeführt. Die Lokomotivbauanstalt in der Chausseestraße wurde 1887 aufgehoben und der Lokomotivbau nur in geringerm Umfange in den beiden Moabiter Werken betrieben. Gleichwohl erhöhte sich die Zahl der gefertigten Lokomotiven bis April 1892 auf 4360 Stück.