Borsari
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s. Bornu.
Borsari
3 Wörter, 19 Zeichen
Borsari,
s. Bornu.
großes Reich in Afrika, [* 4] im mittlern Sudân (s. Karte »Guinea«), [* 5]
welches in seiner größten Ausdehnung [* 6] mit Einschluß des von ihm abhängigen Kanem (s. d.) u. des von beiden eingeschlossenen Tsadsees einen Umfang von 242,701 qkm (4407,7 QM.) hat, in engerer Umgrenzung zwischen Kanem und dem Tsadsee, Bagirmi, Adamáua, Sokoto und dem Tuareggebiet der Sahara 148,405 qkm (2695 QM.) mißt. Das Land, jetzt eins der bekanntesten Territorien Zentralafrikas, ist im ganzen eine weite Tiefebene; nur im W. und S. treten Bergzüge von 200-300 m über die Grenzen. [* 7]
Der Boden ist zum großen Teil sandig und unfruchtbar, kulturfähig aber in den sehr zahlreichen Oasen sowie in den regelmäßig durch Überschwemmungen bewässerten, dicht bewaldeten Uferlandschaften der Flüsse, [* 8] wo auch die ziemlich starke Bevölkerung [* 9] zusammengedrängt ist. Unter den Gewässern gelten der Tsadsee, durch welchen Bornu von Kanem getrennt wird, der Komadugu oder Waubé und der Schari, welcher die Ostgrenze bildet, als die bedeutendsten. Die Hitze ist außerordentlich groß.
Zwischen den Monaten März und Juni, wenn die glühenden Süd- und Südwestwinde wehen, hält sich das Thermometer [* 10] selbst während der Nächte auf 40° C. Schwere Gewitterwolken verhüllen die Sonne, [* 11] unter gewaltigen Stürmen stürzen fast beständig dichte Regengüsse nieder, und eine drückende, feuchte Atmosphäre lastet wie ein Alp auf allen lebenden Wesen. Dann herrschen die gefährlichsten Fieber. Die trockne und verhältnismäßig kühle Jahreszeit beginnt im Oktober, und im Januar geht das Thermometer nicht über 25° C. hinaus, sinkt des Morgens aber bis 14° herab.
Der rote, eisenhaltige Thonboden, der Afrika überhaupt eigen, ist vorherrschend; in der Nähe der Ströme lagert tiefe, schwarze Dammerde. Die Produkte von Bornu sind im allgemeinen die Mittelafrikas. Der Baumwuchs besteht fast nur aus Akazien und Tamarinden, Palmen [* 12] finden sich nur unmittelbar an den Flußufern. Zu den vorzüglichsten Kulturgewächsen gehören Indigo, [* 13] Baumwolle, [* 14] Durra, die Erdnuß, Mais. Reich ausgestattet ist die Fauna von Bornu Herden von Elefanten, Löwen, [* 15] Giraffen, Büffeln und Antilopen sind häufig anzutreffen.
Die Wälder sind belebt von Affen [* 16] verschiedener Art, Zibetkatzen und Vögeln von den prächtigsten Farben; aber auch Schlangen, [* 17] Skorpione und die reißenden Tiere der Wüste umlagern die Oasen. Während der trocknen Jahreszeit durchziehen das Land Schwärme von Gazellen und Straußen. Gleich zahlreich sind die zahmen Haustiere. Die streng mohammedanische Bevölkerung, deren Zahl Barth und Nachtigal übereinstimmend auf 5 Mill. schätzen, besteht aus einem Gemisch verschiedener Stämme: Kanuri (1½ Mill.), Kanembu, Kojam und Tibbu (150,000), Makari, Keribina und Musgo (750,000), Manga und Bedde (750,000), Haussa und Fulbe (500,000), Mandara, Gamergu, Marghi (250,000), Araber, Tuareg u. a. (250,000), Bebbe, Ngizzem, Kerrikerri, Babir (250,000). Die Kanuri sind stark gebaut und hoch gewachsen, aber von unschöner Physiognomie, mit hoch aufsteigender Stirn, breitem Gesicht, [* 18] dicker, flacher Nase [* 19] und einem großen, mit blendend weißen Zähnen besetzten Mund.
Von diesen unterscheiden sich die südlichen Anwohner des Tsadsees durch ihre körperliche Bildung so sehr, daß die Weiber der Landschaft Logone zu den schönsten ihres Geschlechts in Nordafrika gerechnet werden. Dem Charakter nach gelten die Kanuri für gutmütig, furchtsam und indolent. Gleich andern Negern pflegen sie ihre Wangen, Stirn, Arme und Schenkel zu färben. Sie wohnen in vielen kleinen Ortschaften zerstreut und treiben fast ausschließlich Ackerbau, während andre Stämme Kamele, [* 20] Rinder [* 21] und vorzügliche Pferde [* 22] züchten.
Ihre Sprache [* 23] (Grammatik von Kölle, Lond. 1854; sprachvergleichende Skizze von Fr. Müller im »Grundriß der Sprachwissenschaft«, Wien [* 24] 1877) ist nach Fr. Müller eine völlig selbständige Sprache, nur mit dem benachbarten Tibbu verwandt. hat eine bewaffnete Macht von 30,000 Köpfen, meist Kavallerie, welch letztere zum Teil mit Kettenpanzern ausgerüstet, aber auch verweichlicht ist. Die Hauptausfuhr des Landes bilden Sklaven; eingeführt werden Kattun, Burnusse, Zucker [* 25] und Salz. [* 26] Landübliches Zahlmittel sind die Kauris, von denen etwa 4000 einem Mariatheresienthaler gleich gelten; bei größern Summen bedient man sich der Toben (blauer Hemden). Der Marktverkehr ist durch vollständige ¶
Handels- und Gewerbefreiheit erleichtert. Die Produkte des Landes sind sehr billig. Hauptstadt und Residenz des Sultans ist Kuka (Kukaua), mit 60,000 Einw.; die übrigen bevölkertsten Städte sind: Ngornu am Tsad und Digoa, mit je 30,000 Einw., Birni am Komadogu, Maschena, Dora, Gudjeba, Logone u. a.
Das eigentliche Reich Bornu, welches früher einen Teil des Reichs Kanem bildete, ward von Ali Dunamani (1472-1505) begründet, erreichte seine höchste Macht unter Edriß Alaoma (1571-1603), geriet aber dann rasch in Verfall. Als 1808 die Fulbe unter ihrem Emir Saki Domfodio alle umliegenden Länder unterwarfen und auch Bornu angriffen, floh der Sultan von Bornu zu den stammverwandten Kanembu, deren Herrscher, der Scheich Emin, ein Heer sammelte, mit dem er Saki eine blutige Niederlage beibrachte.
Der Sultan von Bornu nahm nun seinen Thron [* 28] wieder ein; doch behielt seitdem der Scheich von Bornu, wie Emin und seine Nachfolger sich nannten, alle wirkliche Macht in in den Händen, und der Sultan sank zur bloßen Staatsfigur herab. Der Sultan Omar (1835-82) ist durch die Unterstützung, welche er den deutschen Reisenden Barth, Vogel, Beurmann, Rohlfs und Nachtigal angedeihen ließ, bekannt geworden; 1870 sandte ihm König Wilhelm von Preußen [* 29] deshalb eine Anzahl Geschenke.
Vgl. Barth, Reisen in Afrika, Bd. 3 und 4 (Gotha [* 30] 1857);