Carlo, Graf, der Heilige, geb. 2. Okt. 1538 auf dem Schloß Arona am Lago Maggiore, Sohn des
Grafen Gilberto und der Mediceerin Margarete, der Schwester Papst Pius' IV., studierte zu Pavia die Rechtswissenschaft und ward 1560 in
rascher Folge apostolischer Protonotar, Referendar, Kardinal und Erzbischof von Mailand. Er forderte die glückliche
Beendigung des Tridentiner Konzils. Mit hingebendster Liebe widmete er sich der Verwaltung seiner Diözese, die er aus großer
Verwilderung zu einer Musterkirche, zu einem »neuen Jerusalem« umschuf.
Vornehmlich sorgte er für Bildung der Jugend, des Klerus und strenge Kirchenzucht. Sein Leben ist reich an Zügen der Liebe, des
Muts und des Gottvertrauens, die besonders in seiner aufopfernden Thätigkeit während der Pest 1576 hervorleuchteten.
Anderseits warf man ihm vor, daß er seine Amtsbefugnisse überschreite und den Ordensfreiheiten entgegentrete. Besonders
den Jesuiten konnte er nichts recht machen, und ein Fanatiker aus dem Orden der Humiliaten schoß auf ihn, während er in der
Kirche betete (1569). Einflußreich waren seine von andern fortgesetzten Bestrebungen, in der Schweiz den Katholizismus nicht
bloß zu befestigen, sondern auch wieder auszubreiten. Er stiftete das Collegium Helveticum zur Bildung angehender Geistlichen
und den Goldenen Borromeischen Bund, eine Verbindung der sieben katholischen Kantone zur Verteidigung ihres Glaubens. Er starb 3. Nov. 1584 in
Mailand und ward 1610 von Papst Paul V. heilig gesprochen. Sein Tag: 4. November. Seine Verwandten und die Bewohner der Umgegend ließen
ihm auf einem Hügel am Lago Maggiore unweit Arona eine kolossale Statue von Bronze errichten. Sein Leben beschrieben Sailer (Augsb.
1824), Dieringer (Köln 1846), Sala (Mail. 1857-59, 4 Bde., ital.)
und Abbé Sylvain (das. 1884, 3 Bde.).
Carlo, Graf, Kardinal und Erzbischof von Mailand, geb. 2. Okt. 1538 zu Arona am Lago Maggiore,
studierte die Rechte in Pavia, ward seit 1560 durch seinen Oheim, Papst Pius IV., Protonotar, Referendar der Signaturen, Kardinaldiakon
und Erzbischof von Mailand. Wegen sittenreinen Lebens und bedeutender Gelehrsamkeit hoch angesehen, suchte er dem Papsttum
die alte Macht zurückzuerobern und zugleich die Kirche, besonders die Geistlichkeit, von dem eingerissenen
Verderben zu reinigen. Er vermittelte die Beeinflussung des 1562 wieder eröffneten Tridentiner Konzils und erwirkte eine
möglichst scharfe Fassung seiner Beschlüsse; er verwaltete die neugewonnenen Gebietsteile des Kirchenstaates, die Romagna,
die Marken und Bologna, führte das Protektorat der Franziskaner, Karmeliter und Malteser und war thätiges
Mitglied der Inquisitionskommission.
Seit 1564 unter Papst Pius V. nahm Borromeo ständigen Sitz in Mailand und widmete seine ganze Kraft der Regierung seines Sprengels,
gründete Seminarien und führte eine strenge Kirchenzucht ein. Die Strenge, mit der er für Reform der entarteten Mönchsorden
eintrat, veranlaßte 1569 sogar einen Mordversuch. Mit besonderm Eifer war Borromeo bestrebt, die Reformation in seinem Sprengel im
Keime zu erdrücken. Mit selbstloser Hingabe trat er 1576 der schrecklichen Pest entgegen und rettete einen großen Teil der
Bevölkerung. Im Goldenen Borromeischen Bunde verband er die sieben kath. Kantone der Schweiz zur Verteidigung
ihres Glaubens. Er starb 3. Nov. 1584 und wurde 1610 heilig gesprochen. Sein Gedächtnistag ist der 4. Nov. Bei Arona wurde ihm eine
eherne Kolossalstatue errichtet. B.s theol. Schriften gab am besten Sax (5 Bde., Mail.
1747) heraus. - Sein Leben beschrieben Giussano (1610; deutsche Ausg. in 3 Bdn.,
Augsb. 1836-37), Godeau (Brüss. 1684; Par.
1747), Touron (Par. 1761), Dieringer (Köln 1846), Sylvain (3 Bde.,
Mail. 1884); «Documenti circa la vita e le gesta di
Borromeo» (4 Bde., ebd. 1857-61) hat Sala veröffentlicht.
Seines Bruders Sohn, Graf Federico Borromeo, geb. 18. Aug. 1564, gest. 21. Sept. 1631,
ebenfalls Kardinal und seit 1595 Erzbischof von Mailand, ist der Begründer der Ambrosianischen Bibliothek
(s. d.).