Borgne
s. Val d'Hérens.
Borgne
504 Wörter, 3'405 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Borgne
s. Val d'Hérens.
Im Geographisches Lexikon der SCHWEIZ, 1902
Borgne
(Kt. Wallis,
Bez. Hérens).
Fluss, 30 km lang und mit 384 km2 umfassendem Einzugsgebiet, entwässert das
Eringerthal (Val d'Hérens) und mündet von links in die Rhone. Entspringt dem schönen Arollagletscher in 2019 m, durchfliesst
bis Haudères (1433 m) das Val d'Arolla, nimmt von rechts den Wildbach von Ferpècle auf und tritt ins Eringerthal ein. Hier
geht die Borgne
unter Evolena vorbei, erhält bei Lanna (1271 m) von links den Merdasson (Abfluss des Vouassongletschers)
und wird zwischen Lanna und Osonne von nahezu 100 m hohen Felswänden eingeengt, denen die die Borgne
einmal (mit dem Pont noir
de Lugnerez) überschreitende Fahrstrasse Sitten-Evolena folgt.
Gegenüber Osonne mündet ihr beträchtlichster Nebenfluss, die das Val d'Hérémence entwässernde Dixence,
und weiter unten der Megnoz, Abfluss des kleinen Val de Mage. Von hier an (600 m) fliesst die Borgne
in einer tiefen, nahezu 3 km
langen Erosionsschlucht, nahe an deren Ende die kleine Einsiedelei Longeborne an den Felswänden klebt, und mündet ins Rhonethal
ein, wo sie einen mächtigen halbkreisrunden Schuttkegel von mehr als 60 ha Fläche und 1700 m Radius
aufgeschüttet und damit die Rhone nö. Sitten um über 5 km nach N. abgedrängt hat.
Dieser Schuttkegel, Champsecs genannt, ist mit Wiesen (Esparsetten) bepflanzt und wird von einem reichverzweigten Netz von
Bewässerungskanälen durchzogen, durch deren geschiebefreies Bett der Fluss sein weisses Schlammwasser
treibt und so die seit etwa 10 Jahren auch mit Bäumen bestandenen Wiesen reichlich düngt. Die vor Jahren auf den Champsecs
angesiedelte Spargelzucht gewinnt fortwährend an Bedeutung. Zwischen Mage und St. Martin, oberhalb der Schluchten, entspringt
dem Fels am rechten Ufer der Borgne
in kreisrundem Kessel die Salztherme von La Combiolaz, ehemals Flossbrunn
geheissen und 1544 entdeckt. Die damalige Obrigkeit liess die Therme fassen und erstellte an ihr Gebäulichkeiten in der Absicht,
Kochsalz zu gewinnen. Der unbedeutende Ertrag der durch Mischung mit dem Borgne
wasser zu schwach salzhaltigen Therme liess
aber den Betrieb schon 1574 wieder eingehen.
1815 wurden neue Versuche zur Nutzbarmachung unternommen, bis Baup von Vevey analytisch nachwies, dass die Therme höchstens 60 Gramm
Kochsalz auf den Zentner Wasser enthalte. Wegen der Mischung des Wassers der Therme mit dem des Wildbachs ist es schwierig, deren
exakte Temperatur zu bestimmen. Prof. Lugeon stellte sie im Dezember 1898 zu 25,4° C. fest. Das nahe
der Mündung in die Rhone filtrierte Wasser der Borgne
liefert z. Z. der Stadt Sitten beinahe ihren ganzen Bedarf an Trinkwasser
und soll nächstens durch Quellwasser ersetzt werden, das im Thal der Sionne gefasst werden wird. Am Fusse
des Schuttkegels liegt das städtische Elektrizitätswerk, das die Stadt mit elektrischem Licht versorgt. Die Wasserkraft
des Flusses wird auch von dem am Ausgange der Schlucht gelegenen Dorf Brämis (Bramois) zum Betriebe seiner Tuchfabriken und
Werkstätten für Herstellung von elektrischen Apparaten benutzt. Auf dem westlichen Teile der Champsecs hat die Stadt
Sitten den zur Fassung ihres Trinkwassers bestimmten Brunnenschacht graben lassen.
Im Geographisches Lexikon der SCHWEIZ, 1902
Borgne
(Kt. Wallis,
Bez. Hérens und Sitten).
Das Wasser- und Elektrizitätswerk für die Stadt Sitten, das sich beim Einfluss der Borgne
in die Rhone erhob, ist seit 1901 eingegangen.