Boreas
,
der Nordwind der Griechen; bei den
Römern
Aquilo oder
Septentrio, welcher von den Rhipäischen
Gebirgen (in
Hellas über die thrakischen
Gebirge weg) herwehend gedacht wurde und
Europa
[* 2] wie
Kleinasien reinen
Himmel
[* 3] und
Kälte,
Afrika
[* 4]
Wolken und
Regen brachte. Als Gott verehrt und wegen seiner
Wirkungen vielfach in
Sage und
Dichtung verflochten, war er
der Sohn des
Asträos und der
Eos
[* 5] (des Sternenhimmels und der
Morgenröte),
Bruder des
Hesperos und
Zephyros
und wohnte in
Thrakien, nach
Kallimachos in einer
Höhle des
Hämos, nach andern am
Meerbusen Salmydessos, in der Nachbarschaft
der
Hyperboreer (der ȟber Boreas
hinaus Wohnenden«). Boreas
entführte
des athenischen
Königs
Erechtheus Tochter
Oreithyia, als sie bei einem Festaufzug am
Ilissos den
Reigen anführte,
und zeugte mit ihr den
Kalais und Zetes (die sogen. Boreaden, welche den
Phineus von den
Harpyien
[* 6] befreiten) sowie
Kleopatra,
die spätere Gemahlin des
Phineus, und
Chione. Er vernichtete die
Athen
[* 7] bedrohende
Flotte des
Xerxes, wie er sich auch den Megalopolitanern
als tüchtiger
Bundesgenosse erwies, als er die Sturmmaschinen der Spartaner zertrümmerte; daher hatte
er zu
Athen, wo der Nordwind sehr häufig ist, einen
Altar
[* 8] am
Ilissos und ein besonderes
Fest (Boreasmos
). An dem
Turm
[* 9] der
Winde
[* 10] zu
Athen ist Boreas
als bärtiger
Alter mit strengen
Zügen und starkem Haarwuchs, langem, faltenreichem
Mantel,
eine Tritonsmuschel in der
Rechten, abgebildet. Auf dem
Kasten des
Kypselos hatte er als Entführer der
Oreithyia statt der
Füße
Schlangenschwänze. Als doppelt geflügelter Mann erscheint er aus
Vasen.
[* 11]
Vgl. Stephani, und die Boreaden (Petersb. 1871);