Titel
Bordone
,
1) Paris, [* 2] Maler der venezianischen Schule, geboren um 1500 zu Treviso, Schüler Tizians, wurde 1538 von Franz I. nach Frankreich berufen, wo er den König und die vornehmsten Herren und Damen malte. Mit Ehren überhäuft, ging er 1540 über Augsburg [* 3] nach Venedig [* 4] zurück, wo er starb. Er war auch in Treviso, Vicenza, Crema, Genua [* 5] und Turin [* 6] thätig gewesen. In seinen zahlreichen Porträten, von denen die weiblichen besonders gelungen sind, weiß er durch die Pracht und den Reichtum des Kolorits eine bezaubernde Wirkung hervorzubringen, während er in großen Historienbildern oft bunt und hart ist.
Doch hat er auch hier in der Überreichung des Ringes durch den Fischer an den Dogen (Akademie in Venedig) ein Werk geschaffen, welches in der Komposition und dem satten Glanz des Kolorits zu den ersten Meisterwerken der venezianischen Schule gehört. In seinen idealen Frauengestalten schließt er sich an die Eleganz und Zartheit Palmas des ältern an. Auch hat er Sittenbilder (Frauenbad in Wien), [* 7] Allegorien und mythologische Gemälde geschaffen. Hauptbilder von ihm besitzen die Uffizien und Pal. Pitti in Florenz, [* 8] Treviso (Anbetung der Hirten), Genua, Mailand, [* 9] Paris, Wien, Dresden [* 10] und Berlin. [* 11]
2) Philipp Toussaint Joseph, franz. General, geb. zu Avignon, von italienischer Abstammung, aber von Geburt Franzose, studierte Medizin in Montpellier, [* 12] trat als Schiffschirurg in die französische Marine, machte die Bekanntschaft Garibaldis und nahm 1860 an dessen Expedition nach Sizilien [* 13] und Neapel [* 14] teil. Nach dem bestimmte er Garibaldi, der französischen Republik seine Dienste [* 15] anzubieten, kam mit demselben 8. Okt. in Tours [* 16] an und wurde, obgleich seine militärischen Studien und Kenntnisse ihn gar nicht dazu befähigten, zum General und Chef des Generalstabs bei der zu organisierenden Vogesenarmee ernannt. Er leitete den Feldzug mit großem Ungeschick und erbitterte die französischen Behörden und Offiziere durch seine brutale Anmaßung und seine Eigenmächtigkeit. Er wurde daher nach dem Krieg in mehrere Prozesse verwickelt, in denen sich ergab, daß er sich früher verschiedene grobe Betrügereien hatte zu schulden kommen lassen, um derentwillen er dreimal vom Gericht verurteilt worden war. Er schrieb zu seiner Verteidigung und zur Verherrlichung der Thaten der Garibaldianer: »Garibaldi et l'armée des Vosges. Récit officiel de la campagne« (4. Aufl., Par. 1874) sowie eine Biographie Garibaldis (das. 1878) u. a.