Die Bordeauxweine zeichnen sich aus durch ein hervortretendes, höchst angenehmes
Boukett, viel
Mark,
Stärke
[* 3] und Geistreichtum
ohne Vehemenz und durch leichte, milde Herbigkeit, die nur ihnen eigentümlich ist. Sie stärken den
Magen,
[* 4] ohne den
Kopf einzunehmen,
und können in größerer
Menge getrunken werden, ohne üble
Folgen zu hinterlassen. Die besten
Sorten (premiers crus) sind:
Lafitte
(GemeindePauillac), leicht, fein und sanft
(Ertrag 120-150
T. à 912
Lit.);
heißen im engern Sinne die in der Umgegend der Stadt Bordeaux, im weitern Sinne alle im Depart. Gironde
oder in der Landschaft Guyenne erzeugten Weine. Sie zeichnen sich durch Geist, vollen Geschmack, angenehmes Bouquet, Gerbstoffgehalt
aus, sind magenstärkend und ohne Schaden in größern Mengen genießbar, da sie den Kopf nicht einnehmen.
Dieser Vorzüge wegen sind sie als «Weltweine» allgemein bekannt und beliebt.
Die Bordeauxweine, die im 18. Jahrh. in Deutschland unter dem Namen Pontak getrunken wurden, haben jetzt folgende speciellere Bezeichnungen,
die teils von Ortsnamen, teils von der betreffenden Bodenbeschaffenheit herrühren: Côtes (Hügel), gedeihen
auf den Höhen, die sich von Langon bis Blaye an den rechten Ufern der Garonne, Dordogne und Gironde hinziehen;
Graves (Kies,
Geröll), wachsen auf der Kieselschicht der linken Ufer der Garonne und Gironde;
Palus (Sumpf), meist nur rote Weine, werden
auf dem fetten Schwemmlande der Stromufer erbaut;
Entre-deux-mers kommen von dem zwischen Garonne und
Dordogne legenden Landstriche;
Die Medocs, welche die besten roten Bordeauxweine umfassen,
sind zuletzt 1855 durch die Weinmakler von Bordeaux nach Qualität und Preis in allgemein gültige Klassen
eingeteilt worden, und zwar zunächst in fünf Klassen von Hochgewächsen (crûs classés), denen sich die Bürgerweine (gute
Mittelsorten) und Bauernweine (geringere Sorten) anschließen. Die vier Hochgewächse der ersten Klasse sind: Lafitte, leicht,
fein und sanft;
Château Margaux, ebenfalls fein und leicht, mit viel Bouquet;
Latour, voll, weniger sanft,
und Haut-Brion, voll und herb.
Der aus 25 Jahren genommene Durchschnittsertrag dieser vier Sorten ist 138, 128, 86 und 26 t à 912 l.
Zur zweiten Klasse gehören: Château Brane Mouton, Rauzan, Léoville, Larose, Ducru, Durfort, Pichon-Longueville, Lascombe.
Die besten weißen Bordeauxweine gedeihen in den Distrikten Sauternes, Bommes, Barsac und Preignac, welche sämtlich
stromaufwärts von Bordeaux am linken Garonne-Ufer gelegen sind. Das erste Hochgewächs von Sauternes ist Château Yquem.
Sehr fein sind ferner: Latour blanche, Château Peyraguey, Vigneau, Coutet, Climenz, Rieussec, Bayle, Rabaut, und von zweiten
Hochgewächsen: Château Mirat, Doisy, D'Arches, Château Filhot u. s. w.
Von der jährlichen Gesamtproduktion von 2 500000 hl werden zwei Drittel ausgeführt, ein Sechstel wird im Lande selbst konsumiert,
ein Sechstel zu Cognac verarbeitet.
Der Wert einer Durchschnittsernte beträgt etwa 175 Mill. Frs. Die Bordeauxweine bedürfen ein Lager
[* 7] von wenigstens 1½ Jahren, viele
Sorten bis 5 und mehr Jahre, wozu noch ein Flaschenlager von ½ Jahr kommt, wobei sich der für die Bordeauxweine charakteristische
Bodensatz bildet. Heutzutage ist es schwer, reine Bordeauxweine, namentlich mittlere und geringere Sorten, zu bekommen,
da infolge der von der Reblaus
[* 8] angerichteten Verheerungen die Produktion den Bedarf nicht mehr deckt; es werden, um der Nachfrage
zu genügen, sowohl minderwertige südfranz. Weine (Midi-Weine) als auch span. und ital. Weine durch Verschneiden
in Bordeauxweine umgewandelt (s. Bordeaux, Handel). In England werden die Bordeauxweine mit Claret (s. d.) bezeichnet.
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