Bora
(Bernus,
Barnus,
Borino), ein an den
Nordküsten des Adriatischen
Meeres, aus dem
Karst, in
Istrien
[* 2] und an der
Küste
von
Dalmatien auftretender, meist sturmartiger Nordostwind, der plötzlich aufspringt und eine beschränkte,
nach N. scharf begrenzte Verbreitung hat. Die Bora
tritt gewöhnlich nach länger anhaltendem warmen Regenwetter und
meist plötzlich auf; ihre
Richtung ist anfangs immer N., allmählich in
NO., zuletzt in ONO. und auch O. übergehend.
Während sie weht, steigt das
Barometer
[* 3] und nimmt die
Temperatur und
Feuchtigkeit der
Luft ab. Besonders
stark tritt die Bora
im
November und
Dezember sowie im
Februar und im März auf. Sie ist ebenso wie der
Tauernwind eine lokal auftretende
Modifikation des in den warmen Südwestwind eindringenden kalten
Polarstroms. Der stürmisch heranbrausende Nordpassat, welcher
durch die
Alpen
[* 4] gezwungen wird, aufzusteigen, weht über ihre
Kämme und Gipfel und sinkt dann nieder,
weht frei über den
Karst und stürzt sich von dessen
Plateau in das weite, freie
Becken der
Adria. Die Heftigkeit ist so bedeutend,
daß sich meistens auf dem
Meer ein
Nebel bildet, der unter dem
Namen
Fumarea oder
Spalmeggio bekannt ist
und welcher nicht aus kondensiertem atmosphärischen Wasserdampf besteht, sondern aus dem in kleine
Tropfen zerrissenen Meereswasser.
Dieselbe
Erscheinung tritt auch am östlichen
Ufer des
Schwarzen
Meers auf.