Bopp
,
Franz, der Begründer der vergleichenden Sprachwissenschaft, geb. zu Mainz, [* 2] besuchte das Gymnasium zu Aschaffenburg, [* 3] widmete sich in Paris [* 4] und London [* 5] dem Studium des Sanskrit und wurde in Berlin [* 6] 1821 außerord., 1824 ord. Professor der orient. Litteratur und allgemeinen Sprachkunde. Nach einem Schlaganfall trat er 1864 in den Ruhestand und starb in Berlin. Schon B.s erste Schrift («über das Konjugationssystem der Sanskritsprache in Vergleichung mit jenem der griech., lat., pers. und german. Sprache», [* 7] Frankf. a. M. 1816) war epochemachend.
Die Verwandtschaft der auf dem Titel genannten Sprachen war bereits vor ihm bekannt, aber erhob die Sprachvergleichung zum Range einer Wissenschaft, indem er zur Grundlage der Vergleichung nicht den möglicherweise auch zufälligen Gleichklang der Worte wählte, sondern den gesamten Bau der Sprache, wie er sich namentlich in Flexion und Wortbildung zeigt, indem er ferner die Entstehung der grammatischen Formen erklärte und endgültig feststellte, daß Verwandtschaft von Sprachen nichts anderes bedeute als Ursprung dieser Sprachen aus einer gemeinsamen einheitlichen Ursprache.
B.s Hauptwerk ist die
«Vergleichende
Grammatik des Sanskrit, Send,
Armenischen,
Griechischen,
Lateinischen, Litauischen, Altslawischen,
Gotischen und
Deutschen» (6 Abteil., Berl. 1833-52; 3. Aufl., 3 Bde.,
1868-71, nach B.s
Tode vollendet). Mit diesem Werke erhob Bopp
die vergleichende
Grammatik
der indogerman.
Sprachen bereits auf eine hohe
Stufe der Vollendung. Die Wirkung blieb nicht auf diese Sprachgruppe beschränkt, sondern B.s
Methode mußte als einzig wissenschaftliche auf alle andern
Sprachen Anwendung finden; so ward er der Begründer der gesamten
modernen
Sprachwissenschaft.
Von B.s Schriften sind ferner hervorzuheben: Ausgaben einzelner Episoden aus dem großen ind. Epos «Mahâbhârata» («Nalus», Lond. 1819, mit lat. Übersetzung; 3. Aufl., Berl. 1868; deutsch, ebd. 1838; «Ardschunas Reise zu Indras Himmel», [* 8] ebd. 1824; 2. Aufl. 1868; «Diluvium», [* 9] ebd. 1829),
«Ausführliches Lehrgebäude der Sanskrita-Sprache» (ebd. 1827),
«Grammatica critica linguae Sanscritae» (2 Bde., ebd. 1832),
«Kritische Grammatik der Sanskrita-Sprache in kürzerer Fassung» (ebd. 1834; 4. Aufl. 1868),
«Glossarium Sanscritum» (ebd. 1830; 3. Aufl. 1867),
«Die kelt. Sprachen in ihrem Verhältnisse zum Sanskrit u. s. w.» (ebd. 1839),
«Über das Albanesische in seinen verwandtschaftlichen Beziehungen» (ebd. 1855),
«Vergleichendes Accentuationssystem» (ebd. 1854).
Bei der von seinen
Schülern und Fachgenossen veranstalteten 50jährigen Jubelfeier der
Begründung der
vergleichenden
Sprachwissenschaft (Mai 1866) wurde die Bopp
-Stiftung in
Berlin zur Förderung der sprachvergleichenden
Studien
gegründet. -
Vgl. Kühn, Franz (in «Unsere Zeit», Neue Folge, Jahrg. 4, Bd. 1, Lpz. 1868);
Lefmann,
Franz Bopp
, sein Leben und seine Wissenschaft (1. Hälfte, Berl.
1891).