Karl Viktor von, Schriftsteller, geb. zu Bern,
ward in Yverdun, dann in Genf
erzogen, studierte
zu Leiden, Cambridge und Paris, bereiste Italien und ließ sich hierauf in der Schweiz nieder. Im J. 1775 ward
er Mitglied des Großen Rats von Bern,
dann Landvogt zu Sarnen, 1787 in Nyon (wo er der Gastfreund von Salis, Matthisson, Friederike Brun,
Johannes v. Müller u. a. war) und später Oberrichter in Lugano. Im J. 1796 zog er vor der Revolution sich
erst nach Italien und von da nach Kopenhagen zurück, wo er bis 1801 der Gast seiner Freundin Friederike Brun blieb.
Nach seiner 1802 erfolgten Rückkehr wählte er Genf
zum Aufenthaltsort, wo er allgemein verehrt starb. Die vorzüglichsten
seiner Werke sind: »Briefe über ein schweizerisches Hirtenland« (Bas. 1782);
»Kleine Schriften« (Kopenh.
1799-1801, 4 Bde.);
»Über Nationalbildung« (Zür. 1802, 2 Bde.);
»Voyage sur la scène des dix derniers livres de l'Énéide«, mit topographische Untersuchungen über die zunehmende Verödung
der Campagna von Rom (1805; neue Ausg., Genf
1862; deutsch bearbeitet von Schelle, Leipz. 1806, 2 Bde.);
»Recherches sur la nature et les lois de l'imagination« (Genf
1807, 2 Bde.);
»Pensées diverses sur divers objets du bien public« (das. 1815);
»Études de l'homme, ou recherches sur les facultés de
sentir et de penser« (das. 1821, 2 Bde.;
deutsch von Gfrörer u. d. T.: »Philosophie der Erfahrung, oder Untersuchung über den Menschen und seine
Vermögen«, Stuttg. 1828, 2 Bde.);
»L'homme du Midi et l'homme du Nord«, Untersuchungen über den Einfluß des Klimas (Genf
1824; deutsch, Leipz. 1825);
»La Scandinavie
et les Alpes« (1826; deutsch, Kiel 1827) und »Souvenirs, écrits en 1831« (2. Ausg., Zür. 1833).
Aus seiner Korrespondenz erschienen die »Briefe an Matthisson« (Zür. 1827) und »Briefe an Friederike Brun« (hrsg. von Matthisson,
Frankf. 1829, 2 Bde.).
Vgl. Steinlen, Ch. Victor de Bonstetten (Laus. 1860);
(Kt. Zürich,
Bez. Affoltern).
548 m. Gem. und Dorf, an der Strasse Zürich-Affoltern, 5 km nö. Affoltern. Station der Linie Zürich-Affoltern-Luzern.
Postbureau, Telegraph, Telephon. Gemeinde: 108 Häuser, 687 reform. Ew.; Dorf: 69 Häuser, 410 Ew. Ackerbau,
mehr
Viehzucht, Obstbaumzucht.
Etwas Seidenindustrie. N. und s. Bonstetten grosse Torfmoore, deren aus Glaciallehm bestehender
Untergrund zur Ziegelfabrikation verwendet wird und die fossile Diluvialpflanzen enthalten.
Einige Funde aus der Bronze-
und Römerzeit;
im Bodenfeld und im Dorfe selbst einige alemannisch-fränkische Gräber. 1124: Bounstetin oder Boumstetten,
vom althochdeutschen «boum», also = «mit
Bäumen bepflanzter Ort». Die schon zu Beginn des 13. Jahrhunderts urkundlich erwähnte Burg der Edlen von Bonstetten, die
später Vasallen Oesterreichs wurden, stand auf der Wiese «Auf der Burg». 1350 von den Zürchern zerstört;
heute jede Spur
davon verschwunden.
Glieder des Geschlechtes von Bonstetten fochten bei Sempach mit.
Ein Zweig der Familie
besass eine Burg mit Ländereien in Uster, ein anderer lebte in Zürich
und erlosch hier 1606, ein dritter blüht heute noch in Bern.
Ein
glänzender Vertreter war der Schriftsteller Karl Viktor v. Bonstetten (1745-1832).
Seit 1539 bildete Bonstetten mit Wettswil
zusammen eine zürcherische Obervogtei. 1798/99 hatte die Gemeinde unter dem Durchzuge französischer
Truppen stark zu leiden.
Karl Victor von, schweiz. Schriftsteller, geb. zu
Bern,
studierte zu Leiden, Cambridge und Paris und reiste dann nach Italien; 1775 ward er Mitglied des Großen Rats von Bern,
1779 Landvogt
zu Saanen, 1787 (bis 1792) in Nyon und 1795 Obervogt in Lugano. Bei ihm lebten Matthisson, Salis und Friederike
Brun, und J. von Müller schrieb im Verkehre mit ihm die Geschichte seines Vaterlandes. Den Umwälzungen in der Heimat ausweichend,
reiste Bonstetten 1796 nach Italien und lebte 1798-1801 als Gast von Friederike Brun in Kopenhagen.
Seit 1803 wohnte er abwechselnd in Genf
und auf seinem Erbgute zu Valeyres. Er starb zu Genf.
Bonstetten veröffentlichte:
«Briefe über ein schweiz. Hirtenland» (deutsch von J. von Müller in Wielands «Deutschem Merkur», 1781; französisch, Bern
1782),
eine Beschreibung des Saanerlandes, «Neue Schriften» (4 Bdchn., Kopenh. 1799-1801),
«Über Nationalbildung»
(2 Bde., Zür. 1802),
«Voyage sur la scène des six derniers livres de l'Énéide, suivi de quelques
observations sur le Latium moderne» (Par. 1805; deutsch von Schelle, 2 Tle., Lpz. 1805),
«Recherches sur la nature et les lois
de l'imagination» (2 Bde., Genf
1807),
«La Scandinavie et les Alpes» (1826). In den «Pensées sur divers sujets
du bien public» (Genf
1815),
den «Études de l'homme ou recherches sur les facultés de sentir et de juger»
(2 Bde., ebd. 1821; deutsch von Gfrörer u. d. T.
«Philosophie der Erfahrung, oder Untersuchung über den Menschen und seine Vermögen», 2 Bde., Stuttg.
1828) und der hervorragendsten seiner Schriften: «L'homme du Midi et l'homme du Nord» (Genf
1824; deutsch von
Gleich, Lpz. 1825) spricht sich eine praktische Lebensweisheit in gemeinverständlicher Darstellung aus. Eine Auswahl seiner
Schriften veröffentlichte Matthisson (Zür. 1792; 2. Aufl. 1824).
B.s «Briefe an Matthisson» von 1795 bis 1827 gab Füßli (Zür. 1827),