Titel
Bononcini
(spr. -tschini), namhafte ital. Musikerfamilie des 17. und 18. Jahrh., von deren Gliedern zu nennen sind:
1) Giovanni Maria, geb. 1640 zu Modena, Mitglied der Kapelle des Herzogs Franz II. von Modena, später Kapellmeister an San Giovanni in Monte zu Bologna; starb Er war besonders als Theoretiker angesehen auf Grund seines 1673 herausgegebenen Werks »Musico prattico etc.«, eines Kursus der Kompositionslehre, von dem der zweite Teil zu Stuttgart [* 2] 1701 in deutscher Übersetzung erschien. Außerdem hinterließ er zahlreiche Kammerkompositionen für Gesang und Instrumente.
2) Marc Antonio, Sohn des vorigen, geboren zu Modena, stand um 1697 als Komponist in kaiserlichen Diensten zu Wien, [* 3] lebte später in Rom, [* 4] schließlich als Hofkapellmeister in Modena und starb 1726. Als dramatischer Komponist war er von seinen Landsleuten hochgeschätzt, besonders nach dem glänzenden Erfolg seiner zuerst in Venedig [* 5] 1706 aufgeführten Oper »La regina creduta re«. Seine Oper »Camilla« galt irrtümlich als seines Bruders Werk.
3) Giovanni Battista, Bruder des vorigen, Violoncellspieler und Komponist, geb. 1672 zu Modena, war zuerst Schüler seines Vaters, dann Colonnas in Bologna, wo schon früh Kompositionen von ihm im Druck erschienen. Er wurde dann Mitglied der Hofkapelle Kaiser Leopolds I. zu Wien, wo er zugleich Opern für die kaiserliche Bühne komponierte; besonders großen Erfolg hatte 1703 in Berlin [* 6] seine Oper »Polifemo«. In der Folge hielt er sich in Rom auf, bis er 1720 mit Handel an die Italienische Oper zu London [* 7] berufen ward.
Hier komponierte er eine Reihe von Opern, welche sich neben den Händelschen behaupten konnten; auch hatte er sich durch sein vortreffliches Violoncellspiel bei der Londoner Aristokratie beliebt gemacht, namentlich in der Familie Marlborough, verlor aber diese Stellung wie die Achtung der Londoner überhaupt durch unehrenhafte Aneignung einer Komposition von Lotti, mit welcher er seine Kunst in der Madrigalkomposition beweisen wollte. Er begab sich nunmehr über Paris [* 8] nach Wien, wo er 1748 zur Feier des Aachener Friedens eine Oper und andre Gelegenheitsmusik komponierte, und von dort wieder nach Venedig. Seine letzten Schicksale sind unbekannt. Außer Opern schrieb er noch Kantaten, Motetten, Sonaten oder Kammerarien für zwei Violinen und Baß u. a.