Bonnivard
160 Wörter, 1'078 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Bonnivard
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Bonnivard
(spr.-wahr), François von, Staatsmann, geb. 1496 zu Genf,
[* 2] wo er 1514 das Priorat
zu St. Victor erhielt, wurde als unerschütterlicher Verteidiger der Unabhängigkeit Genfs gegen den Druck der Bischöfe und
der Herzöge von Savoyen 1519 auf Befehl des Herzogs Karl III. gefangen und erst nach zweijähriger Haft infolge päpstl. Verwendung
freigegeben, jedoch 1530 abermals aufgegriffen und im Schlosse Chillon am Genfersee in einen unterirdischen
Kerker geworfen. Am wurde Chillon durch die Berner, die Befreier Genfs, eingenommen, und Bonnivard
mit seinen Leidensgefährten
im Triumph nach Genf
zurückgeführt, wo er eine Pension erhielt und Ende 1570 starb. Seine Bibliothek hatte er 1551 der Stadt vermacht.
Er schrieb «Les Chroniques de Genève» (hg. von Dunant, Genf
1831) und «De l'ancienne et nouvelle police de Genève»
(hg. Genf
1845). Durch Byrons Gedicht «The Prisoner of Chillon» ist sein Name verherrlicht worden. -
Vgl. Merle d'Aubigné, Geschichte der Reformation, Bd. 1 (deutsch, Elberf. 1863).
(spr. -war),
Franz von, der »Gefangene von Chillon«, aus einer angesehenen savoyischen Familie 1496 geboren, war seit 1513 Prior zu St.-Victor in Genf. Neben Philippe Berthelier und Bezanson Hugues eins der Häupter desjenigen Teils der Genfer Bürgerschaft, welcher die Selbständigkeit der Stadt gegen den Herzog von Savoyen verteidigte, wurde er 1519 von diesem gefangen genommen, erhielt aber 1520 durch die Vermittelung des Bischofs Pierre de la Beaume die Freiheit und sein Priorat wieder.
Da er sich durch die lockenden Anerbietungen des Herzogs nicht gewinnen ließ, bemächtigte sich dieser 1530 seiner zum zweitenmal und warf ihn in die unterirdischen Kerker des Schlosses Chillon, aus denen er erst 1536, als die Berner das Schloß eroberten, befreit wurde. Statt seines mittlerweile durch die Reformation aufgehobenen Stiftes erhielt der durch die lange Kerkerhaft an Leib und Geist geschwächte Mann das Genfer Bürgerrecht samt Jahrgeldern und schrieb im Auftrag der calvinischen Regierung seine »Genfer Chronik« (»Les chroniques de Genève«, Genf 1831, 2 Bde.),
in welcher er die Gegner Calvins möglichst schwarz malte. 1551 legte er dadurch, daß er seine Büchersammlung der Stadt vermachte, den Grund zur Genfer Stadtbibliothek und starb 1570. Bonivard ist der Gegenstand von Byrons »The prisoner of Chillon«. Erst neuerdings ist sein geschichtliches, weniger erbauliches Bild wieder ans Licht [* 4] getreten.
Vgl. Merle d'Aubigné, Geschichte der Reformation, Bd. 1 (a. d. Franz., Elberf. 1863).