Bonnat
(spr. bonnáh), Léon Joseph Florentin, franz. Historien-, Genre- und Porträtmaler, geb. 1833 zu Bayonne, studierte die Malerei anfangs in Madrid unter Madrazo und ging dann mit 21 Jahren nach Paris, wo er Schüler von Cogniet wurde. Die Hauptstärke seiner Historienbilder besteht in dem tiefen, kräftigen und harmonischen Kolorit; seine Gestalten sind von energischer Modellierung, scharfer Charakteristik und höchst malerischer Wirkung. 1858 begab er sich nach Rom, wo er vier Jahre verweilte.
Sein erstes, aufsehenerregendes Bild war: Adam und Eva, den Leichnam Abels findend (1860, Museum in Lille), worauf dann das Martyrium des heil. Andreas, Antigone führt ihren blinden Vater Ödipus (1865) und einige Genrebilder folgten, z. B.: Pilger vor der Statue des Petrus in der Peterskirche (1864), einen halben Bajocco, Excellenz (1864), neapolitanische Landleute vor dem Palast Farnese in Rom (1866), und wiederum die Historienbilder: Vincenz von Paula nimmt einem Galeerensklaven die Ketten ab (1866, Kirche St. Nicolas des Champs) und eine sehr gepriesene Himmelfahrt Mariä.
Nachdem er gegen das Ende der 60er Jahre eine Reise in den Orient gemacht hatte, brachte er in den ersten 70er Jahren: eine Straße in Jerusalem, einen türkischen Barbier, das sehr reizende Scherzo (1873) und für das Palais de Justice den technisch und koloristisch meisterhaften, aber kraß naturalistischen gekreuzigten Christus (1874) sowie einige allegorische Bilder. Seitdem widmete er sich fast ausschließlich dem Porträt und erlangte hierin einen alles beherrschenden Ruf. Die Krone der Ausstellung von 1875 war das Porträt der Schauspielerin Pasca, minder gelungen sein eignes Porträt derselben Ausstellung, meisterhaft dagegen das von Thiers, von Victor Hugo (1878, auch auf der Münchener Ausstellung 1879) und vom Grafen Montalivet. Infolge der Ausstellung von 1867 wurde er Ritter und 1874 Offizier der Ehrenlegion.