Titel
Bonin
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1) Eduard von, preuß. General, geb. zu Stolp [* 2] in Hinterpommern, trat 1806 in das Regiment des Herzogs von Braunschweig-Öls und wohnte dem Feldzug in Sachsen [* 3] und dem Rückzug Blüchers nach Lübeck [* 4] bei, wo er gefangen ward. Auf Ehrenwort entlassen, kehrte er in seinen Garnisonsort Prenzlau [* 5] zurück und besuchte hier das Gymnasium. Im August 1809 aber trat er als Fähnrich in das 1. Garderegiment, ward 1810 Leutnant, machte als Adjutant bei der Gardebrigade die Schlachten [* 6] von 1813 bis 1814 mit und erhielt vor Paris [* 7] das Eiserne Kreuz erster Klasse. 1817 ward er Hauptmann, 1829 Major im Alexanderregiment, 1842 Oberst desselben und 1848 Kommandeur der 16. Infanteriebrigade. Im schleswig-holsteinischen Feldzug von 1848 übernahm er 26. März das Kommando der preußischen Linienbrigade, wirkte an deren Spitze mit Auszeichnung in den Gefechten bei Schleswig [* 8] und Düppel [* 9] mit und ward nach Abschluß des Malmöer Waffenstillstandes zum Oberbefehlshaber des schleswig-holsteinischen Heers erwählt, das er im Winter 1848-49 reorganisierte und ansehnlich verstärkte.
An der Spitze desselben kämpfte er 20. und siegreich bei Kolding, konnte aber Fredericia nicht einnehmen und ward 6. Juli zurückgeschlagen. Nach dem zweiten Waffenstillstand zwischen Preußen [* 10] und Dänemark [* 11] legte er im April 1850 sein Kommando nieder und trat in die preußische Armee zurück. Er wurde nun Kommandant von Berlin, [* 12] erhielt dann den Oberbefehl über die 16. Division in Trier [* 13] und ward im März 1852 zum Generalleutnant und Kriegsminister ernannt. Als solcher bemühte er sich um Einführung größerer taktischer Beweglichkeit bei der Infanterie, betrieb eine innigere Verschmelzung der Landwehr mit der Linie durch Errichtung der gemischten Linien- und Landwehrbrigaden, gab der Landwehrreiterei eine vorteilhaftere Organisation und setzte die verbesserte Bewaffnung der Infanterie durch. 1854 trat er zurück, weil er während des Krimkriegs die preußische Politik von dem russischen Einfluß zu befreien suchte, erhielt das Kommando der 12. Division in Neiße [* 14] und wurde Vizegouverneur von Mainz. [* 15] 1858 ward er vom Prinz-Regenten wieder mit dem Kriegsministerium betraut, aber im Dezember 1859 wegen Meinungsverschiedenheiten hinsichtlich der Reorganisation der Armee wieder entlassen und zum kommandierenden General des 8. Armeekorps in Koblenz [* 16] ernannt, wo er starb. Als Militärschriftsteller machte er sich durch die »Grundzüge für das zerstreute Gefecht« (Berl. 1839) vorteilhaft bekannt.
2) Gustav von, preuß. Staatsmann, geb. zu Heeren in Westfalen, [* 17] widmete sich nach Vollendung seiner Studien zu Berlin und Göttingen [* 18] dem Verwaltungsfach, war erst Regierungspräsident zu Magdeburg [* 19] und Köln [* 20] und wurde 1845 zum Oberpräsidenten der Provinz Sachsen ernannt. In dieser Stellung wußte er mit großer Mäßigung die extremen Parteien nach rechts und links in Ordnung zu halten, wie er denn auch, nachdem er in das Ministerium Pfuel im September 1848 als Finanzminister eingetreten war, bei den parlamentarischen Verhandlungen durch seine Ruhe und maßvolle Haltung ¶
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Popularität gewann. Nach Entlassung des Ministeriums trat er in sein früheres Amt in der Provinz Sachsen zurück, wo er die Politik des Ministeriums Brandenburg [* 22] unterstützte, wie auch später als Mitglied der Ersten Kammer. 1851 zum Oberpräsidenten der Provinz Posen [* 23] ernannt, richtete er sein Streben vornehmlich auf die Aussöhnung der so lange verfeindeten Nationalitäten. Im Mai 1851 mußte er die Stelle niederlegen, weil er nicht bei der Wiederherstellung der Kreis- und Provinzialstände sich beteiligen wollte, und war nun außer Aktivität, bis er 1859 unter dem Ministerium Schwerin [* 24] in sein früheres Amt als Oberpräsident der Provinz Posen wieder eintrat.
Während des Aufstandes im russischen Polen nahm er aufs neue seine Entlassung, weil er sich nicht zu den Repressivmaßregeln verstehen wollte, die das Ministerium Bismarck für nötig hielt. Er lebte seitdem auf seinem Rittergut Brettin bei Genthin und war ein eifriges und hochangesehenes Mitglied des Abgeordnetenhauses und des deutschen Reichstags, in dem er zur altliberalen Partei gehörte. Hervorragend war seine Thätigkeit im preußischen Abgeordnetenhaus bei der Beratung des Schulaufsichtsgesetzes im Februar 1872. Er starb
3) Adolf von, preuß. General, geb. trat 1821 als Sekondeleutnant in das 2. Garderegiment zu Fuß und wurde 1838 noch als Premierleutnant zum Flügeladjutanten des Königs ernannt. Er durchlief rasch die militärische Laufbahn, wurde 1851 Oberst, 1854 Generalmajor, 1858 Generalleutnant und Generaladjutant des Königs, 1863 kommandierender General des 1. Armeekorps und 1864 General der Infanterie. Im Krieg von 1866 war er bei seinem Angriff auf Gablenz bei Trautenau 27. Juni nicht glücklich, wirkte dann aber durch rechtzeitiges Eintreffen auf dem Schlachtfeld zum Sieg von Königgrätz [* 25] mit. Nach Herstellung des Friedens wurde er als Oberkommandierender der preußischen Truppen in das Königreich Sachsen gesendet. Während des deutsch-französischen Kriegs war er Generalgouverneur von Lothringen (August 1870 bis März 1871) und trat dann in sein früheres Verhältnis als dienstthuender Generaladjutant des Königs und Präses der Generalordenskommission zurück. Er starb in Berlin.