1) St. (eigentlich Johann von Fidenza), einer der berühmtesten, Scholastik und Mystik miteinander aussöhnenden
Theologen, geb. 1221 im Florentinischen, wurde 1243 Franziskanermönch und 1253 Professor der Theologie in Paris. Seit 1256 General
des Franziskanerordens, ward er 1273 von Gregor X. zum Kardinal und Bischof von Albano erhoben. Als Legat
für die Kirchenversammlung zu Lyon starb er an den Folgen seiner asketischen Strenge. Er wurde 1482 von Sixtus IV.
kanonisiert und 1587 von Sixtus V. den fünf größten Kirchenlehrern als sechster angereiht.
Als Vertreter der mystischen Theologie ward er auch von Luther geschätzt, obwohl er als Beförderer des
Mariendienstes, Apologet des Cölibats, der Transsubstantiation und andrer Satzungen des Mittelalters den Interessen der Hierarchie
eifrigst ergeben war. Unter seinen scholastischen Schriften sind besonders erwähnenswert das »Breviloquium« (eine kurze
Dogmatik),
»De
reductione artium ad theologiam« (eine systematische Gliederung aller Wissenschaften, als deren höchste die Theologie
erwiesen wird) sowie sein Kommentar zum Lombarden. Die gepriesenste unter den mystischen Schriften Bonaventuras
ist das »Itinerarium mentis in Deum«. Seine »Biblia pauperum«, eine Darstellung der heiligen Geschichte für Laien, ist voll
allegorisch-mystischer Deutungen und entstellt den einfachen Inhalt der Bibel. Die Werke Bonaventuras erschienen am vollständigsten
zu
Rom (1588-96, 8. Bde.).
Vgl. Hollenberg, Studien zu Bonaventura (Berl. 1862);
Richard, Étude sur le mysticisme
spéculatif de Saint-Bonaventura (Par. 1873);
da Vicenza, Des heil. Bonaventura Leben und Wirken (a. d. Ital., Paderb. 1874).