Boleslaw
,
Name mehrerer Herzöge (bez. Könige) von Böhmen, [* 2] Polen und Schlesien. [* 3]
Boleslaw
I. (935-967) gelangte nach der Ermordung seines
Bruders, des
Herzogs Wenzel des
Heiligen, zur Regierung.
Obwohl er in erster Reihe als Führer des heidnisch-nationalen
Adels am
Sturze seines
Bruders beteiligt war, förderte er doch
später die Ausbreitung des
Christentums im
Lande und suchte die Übermacht des alten einheimischen
Adels zu brechen.
Die Abhängigkeit
Böhmens von
Deutschland
[* 4] bestrebte er sich vergeblich abzuschütteln, und mußte endlich dem in
Böhmen einfallenden
Kaiser
Otto I. 950 als Oberherrn huldigen. Im Kampfe des letztern gegen die Magyaren stand Boleslaw
auf Seite
Deutschlands.
[* 5] Boleslaw
vergrößerte
sein
Reich durch Mähren, Westgalizien und einen
Teil von
Schlesien und kräftigte es im Innern. Er starb
um 967.
Boleslaw
II. (967-999), Sohn und Nachfolger des vorigen, wurde trotz wiederholter
Aufstände (er half auch
Heinrich II. von
Bayern
[* 6] gegen
Kaiser
Otto II.) zur
Anerkennung der Oberherrlichkeit
Deutschlands gezwungen. Unter ihm gelangte die kirchliche Organisation
Böhmens durch die Gründung des
Prager
Bistums zum
Abschluß (973). Den letzten
Widerstand des
Adels brach
er durch die Vernichtung des mächtigen Geschlechts der Slawnike, indem er alle Mitglieder dieser Familie nach der Eroberung
ihrer
Burg Libitz niedermetzeln ließ (995).
Boleslaw
III., der
Rote, Sohn und Nachfolger des vorigen (999-1002), verlor die Ländererwerbungen seines Großvaters an
Polen und
machte sich durch seine Grausamkeit bei dem
Volke so verhaßt, daß er 1002 aus dem
Lande flüchten mußte. Wohl kehrte er 1003 mit
Unterstützung des
Herzogs Boleslaw
Chrobry von
Polen nach
Böhmen zurück und
wütete rücksichtslos gegen den
Adel, besonders gegen
das Geschlecht der Wreschowece, wurde aber von
Chrobry gefangen genommen, geblendet und in einer festen
Burg
Polens eingeschlossen, wo er 1037 starb.
Herzöge und Könige von Polen aus dem piastischen Hause:
Boleslaw
I.
Chrobry,
d. i. der Tapfere, Sohn Mieczyslaws I. (992-1025), war der Begründer der Unabhängigkeit des
Polnischen
Reichs. Nach der Vertreibung seiner
Brüder, mit denen er nach des
Vaters Willen das
Reich hätte
teilen sollen, vereinigte er fast alle nordwestlichen slaw.
Länder unter seiner Herrschaft, eroberte
Danzig
[* 7] und
Pomerellen,
Krakau,
[* 8]
Schlesien und Mähren, zwang Kiew
[* 9] zur
Übergabe und brachte Rotrußland in seinen
Besitz. Von
Kaiser
Otto III. erhielt
er das
Recht der
Investitur poln.
Bischöfe und die
Suzeränität über die
Slawen rechts der Oder.
Nach dem
Tode
Ottos III. fiel in die Ostmarken
Deutschlands ein, und nur mit Mühe gelang es
Kaiser
Heinrich II. in mehrern Feldzügen
1005, 1012 und 1015 die
Angriffe abzuwehren; er mußte aber im Frieden zu
Bautzen
[* 10] 1018 die
Lausitz an Boleslaw
als
Lehn überlassen. Boleslaw
legte den
Grund zu der spätern Kastellaneiverfassung, die lange Zeit die Hauptstütze der Reichsverfassung
blieb. Sehr viel trug er durch die Gründung der
Bistümer Kolberg,
[* 11] Krakau und
Breslau
[* 12] zur
Verbreitung und Befestigung des
Christentums
in
Polen bei. Nachdem er sich 1024 selbst die Königskrone aufgesetzt hatte, starb er 1025.
Boleslaw
II. Smialy,
d. i. der Kühne (1058-79), Sohn Kasimirs I., erlangte durch seinen
Sieg über die
Preußen
[* 13] und
Pommern
[* 14] und durch
einen Zug
nach
Rußland, auf dem er das verloren gegangene Kiew wiedergewann, so großes Ansehen, daß er sich am Weihnachtsfeste 1076 die
Krone aufsetzte.
Als er aber den mit der Geistlichkeit verbundenen
Adel beschränken wollte, auch durch
Grausamkeit und Laster die Gemüter empörte und u. a. den
Bischof Stanislaw von Krakau in der
Kirche mit eigener
Hand
[* 15] niederstieß,
wurde er gebannt, abgesetzt und aus dem
Reiche vertrieben und soll in einem
Kloster in Kärnten (1082) gestorben,
nach andern auf der Jagd von den eigenen
Hunden zerrissen worden sein.-
Vgl. Pichler, Boleslaw
II. von
Polen (in der
«Ungar.
Revue»,
Budapest
[* 16] 1892).
Boleslaw
III. Krzywousty,
d. i. Schiefmund (1102-39), Sohn Wladislaws I.
Hermann, hatte zahlreiche Kämpfe mit den
Pommern,
Böhmen
und
Russen zu bestehen und ließ seinen aufrührerischen Halbbruder Zbignjew blenden. Durch Unterstützung
des
Bischofs
Otto von
Bamberg
[* 17] (1124) gelang es ihm, die heidn.
Pommern zum
Christentum zu bekehren. Mit Erfolg kämpfte er in
Schlesien gegen
Kaiser
Heinrich V. und besiegte ihn angeblich unweit
Breslau, erschien jedoch 1135 in Merseburg,
[* 18] um dem
Kaiser
Lothar für
Pommern und
Rügen den Vasalleneid zu leisten. Nachdem er sein
Reich unter seine vier
Söhne
geteilt hatte, starb er
Boleslaw
IV. Kędzierzawy,
d. i. Kraushaar (1146-73), Sohn des vorigen, erhielt zwar nur Masowien und
Kujawien, vertrieb aber seinen
ältesten
Bruder Wladislaw II. und eignete sich selbst das Principat zu. Vergeblich suchte darauf
Kaiser
Friedrich I., zu dem Wladislaw geflohen war, auf einem Kriegszuge nach
Polen diesen wieder einzusetzen, doch mußte Boleslaw
die
Oberhoheit des
Kaisers anerkennen. Er starb 1173.
V. Wstydliwy, d. i. der Schamhafte, geb. 1226, war bei dem Tode seines Vaters Leszek des Weißen ¶
mehr
noch ein Kind und stand bis 1242 unter Vormundschaft Heinrichs des Bärtigen. Er behauptete sich zwar bei den wiederholten Angriffen
Konrads von Masowien im Besitze von Krakau und Sendomir, mußte aber vor den Tataren 1259 nach Ungarn
[* 20] flüchten. Zurückgekehrt,
schlug er die sein Gebiet verwüstenden Russen 1266. Doch sein Streit mit der Kirche, die Empörung des
Adels, der Krieg gegen Wladislaw von Oppeln
[* 21] und ein erneuter Tatareneinfall trübten die letzten Jahre seiner Herrschaft. Unter
ihm löste sich Schlesien von Polen. Boleslaw
starb 1279.
Boleslaw
I., der Lange, ältester Sohn des Königs Wladislaw II. von Polen und Herzogs von Schlesien, erhielt
nach dessen Tode 1163 von seinem Oheim König Boleslaw
IV. Mittelschlesien mit Breslau als poln. Lehen und ist der Stammvater der
piastischen Herzöge in Niederschlesien. Für die Förderung deutscher Ansiedelungen und Kultur in Niederschlesien war er eifrig
thätig; er starb
Boleslaw II., Sohn des Herzogs Heinrich II. von Niederschlesien, erhielt 1248 bei der Teilung mit seinen Brüdern Mittelschlesien mit Breslau, vertauschte dieses 1251 mit seinem Bruder Heinrich gegen Niederschlesien mit Liegnitz [* 22] und ist der Gründer der ältern Linie Liegnitz. Er starb 1278.
Boleslaw III., Herzog von Liegnitz-Brieg, Enkel des vorigen, geb. 1291, folgte 1296 seinem Vater Heinrich V. in Brieg [* 23] und 1331 seinem Bruder Wladislaw in Liegnitz. Er ist der Stifter der Linie Brieg. 1342 überließ er das Herzogtum Liegnitz seinen beiden Söhnen und begnügte sich mit Brieg. Er starb