Titel
Boleslaw:
Fürsten und Herzöge von Böhmen: [* 3]
1) Boleslaw
I., Sohn
Wratislaws und
Bruder des heil.
Wenzel, des ersten
Königs von
Böhmen, den er im
Bund mit der dem deutschen
Lehnsband und dem
Christentum feindlichen Adelspartei 938 ermordete, befreite sich für kurze Zeit von der deutschen Oberherrlichkeit,
wurde aber von
Kaiser
Otto I. 954 wieder zur
Huldigung gezwungen, blieb nun dem
Kaiser wie dem
Christentum treu und kämpfte in der
Schlacht auf dem
Lechfeld (955) gegen die
Magyaren mit. Er starb 967. - 2) Boleslaw
II., der
Fromme, Sohn und Nachfolger
des vorigen, suchte das
Heidentum in
Böhmen gänzlich auszurotten, stiftete 973 das
Bistum
Prag
[* 4] und legte mehrere
Kirchen an.
Als
Bundesgenosse des aufrührerischen
Herzogs
Heinrich von
Bayern
[* 5] wurde er von
Kaiser
Otto II. besiegt, behielt jedoch sein Land;
die
Schwäche des benachbarten Polenreichs benutzte er mit Erfolg zur Erweiterung seiner Herrschaft im
Osten. Unter ihm wurde das mächtigste Adelsgeschlecht
Böhmens, die Slownik, auf Anstiften der rivalisierenden Wirssowacz
ausgerottet; er starb 999.
Sein Sohn und Nachfolger Boleslaw
III., der
Rote, wurde wegen seiner Grausamkeit 1002 vertrieben und auf
Befehl des polnischen
Herzogs Boleslaw
Chrobry geblendet; er starb in
Polen 1037.
3) Boleslaw
I., mit dem Beinamen Chrobry (»der
Kühne«),
Sohn des
Mieczyslaw und der böhmischen
Prinzessin Dubravka, der eigentliche
Begründer des Polenreichs,
Herzog seit 992, eroberte 1002 die
Lausitz und
Meißen,
[* 6] 1003 nach Vertreibung Boleslaws
III. auch
Böhmen, mußte zwar, von
Kaiser
Heinrich II. bekriegt, letzteres wieder aufgeben, erhielt aber nach
langen
Kämpfen 1012 die
Lausitz und
Meißen als kaiserliches
Lehen. Ein späterer
Abfall Boleslaws
endigte 1018 unter gleichen
Bedingungen durch den
Frieden
von
Bautzen.
[* 7] Boleslaw
war ein eifriger Verbreiter des
Christentums und begründete die später so wichtige polnische
Kastellaneiverfassung. Er starb 1025, nachdem er kurz zuvor die Königswürde angenommen hatte. - 4) Boleslaw
II.,
Smialy (»der
Kühne«),
1058-81, drang nach Rußland vor und eroberte
Kiew,
[* 8] unterstützte in
Ungarn
[* 9] die nationale
Partei gegen
die
Deutschen, kämpfte glücklich gegen die
Pommern
[* 10] und ließ sich 1076, indem er die Oberherrlichkeit
des deutschen
Königs abwarf, zum König krönen. Aber wegen seiner Grausamkeit (den
Bischof
Stanislaus von
Krakau
[* 11] erschlug er
mit eigner
Hand)
[* 12] wurde er 1081 vertrieben und starb 1083 in
Ungarn. - 5) Boleslaw
III., Krzywousty (»Schiefmaul«),
1102-39, Sohn des
Wladislaw
Hermann, geb. 1085, führte wiederholte
Kriege gegen die
Pommern, welche er größtenteils
zur Unterwerfung und zur
Annahme des durch
Otto von
Bamberg
[* 13] eingeführten
Christentums zwang, schlug 1109 einen
Angriff
Kaiser
Heinrichs V. mit Erfolg zurück, unterwarf sich aber demselben 1110 und huldigte 1134 dem
Kaiser
Lothar. Als sein
Bruder Zbygniew
sich wiederholt gegen ihn empörte, ließ er ihn 1111 ermorden. Die
Einheit des
Reichs suchte er durch
ein Senioratsgesetz zu
sichern. - 6) Boleslaw
IV., Kendzierzawy (»Kraushaar«),
1146-73, Sohn des vorigen, erhielt nach seines
Vaters
Tod
Masovien und
Kujavien, strebte aber nach der Herrschaft über ganz
Polen und verjagte seinen ältern
Bruder,
Wladislaw, der nach
Deutschland
[* 14] floh, weshalb
Kaiser
Friedrich I.
Boleslaw
1157 mit
Krieg überzog und demütigte; Boleslaw
behielt jedoch das
Prinzipat in
Polen und starb 1173 ohne
Erben. - 7) Boleslaw V., Wstidliwy
(»der Keusche«),
Sohn Lessecks des Weißen, regierte seit 1228 unter Vormundschaft Heinrichs des Bärtigen, welcher dafür von ihm Krakau und Oberschlesien als eignes Herzogtum erhielt, das aber nach Heinrichs Tod bei Liegnitz [* 15] 1241 an Polen zurückfiel. Seit 1242 selbständig, ward Boleslaw mehrmals durch Einfälle der Tataren aus dem Land vertrieben, kehrte zwar immer wieder zurück; doch sank unter ihm die Fürstengewalt sehr, zumal der Adel sich oft widerspenstig zeigte. Er starb 1279 ohne Leibeserben.
8) Boleslaw I., der Lange, Sohn des Herzogs Wladislaw II. von Polen, wurde nach dessen Tod 1163 von seinem Oheim durch Übertragung des größten Teils des Herzogtums Schlesien entschädigt, welches damals zuerst und zwar zunächst als polnisches Lehen begründet wurde. Demnach muß Boleslaw als der Stammvater der schlesischen Piasten gelten. Während seiner Regierung bereiteten ihm Gebietsstreitigkeiten mit seinen jüngern Brüdern, welche die Herzogtümer Ratibor [* 17] und Glogau [* 18] erhalten hatten, und mit einem Sohn erster Ehe, Jaroslaw, große Schwierigkeiten. Durch die Förderung deutscher Ansiedelungen und Kultur in Niederschlesien hat sich Boleslaw, der in zweiter Ehe mit einer deutschen Prinzessin vermählt war, große Verdienste um Schlesien erworben. Er starb 7. oder
9) Boleslaw II., Sohn des Herzogs Heinrich II. von Niederschlesien, geb. um 1217, übernahm nach des letztern Tod 1241 die Regierung zugleich für seine unmündigen Brüder und erhielt bei der Teilung von 1248 Mittelschlesien mit der Hauptstadt Breslau, [* 19] tauschte aber alsbald diese Lande mit seinem Bruder Heinrich gegen Niederschlesien mit der Hauptstadt Liegnitz ein. Mit ¶
mehr
einem jüngern Bruder, Konrad, und dem Bischof von Breslau lag er in steten Kämpfen, geriet dabei in Gefangenschaft und wurde mit dem Interdikt belegt. 1274 kam er mit seinem Neffen Heinrich IV. von Breslau in Streit, warf diesen ins Gefängnis und wurde erst durch König Ottokar II. von Böhmen zu dessen Freilassung bewogen. Er starb 1278. -
10) Boleslaw III., Herzog von Liegnitz-Brieg, Sohn Heinrichs V. von Liegnitz und Breslau und Enkel des vorigen, geb. 1291, folgte 1296, noch unmündig, seinem Vater, vermählte sich mit der böhmischen Prinzessin Margarete und übernahm 1305 die Regierung zugleich für seine jüngern Brüder. Mit diesen teilte er 1311 und erhielt zuerst das Fürstentum Brieg-Grottkau, später auch Liegnitz. Wie sein Großvater, lag er mit seinen nächsten Verwandten in steter Fehde, wobei er zu den ärgsten Gewaltthaten Anlaß gab.
Doch lebte er im besten Einvernehmen mit seinem Schwager, König Johann von Böhmen, dessen Lehnshoheit er gleich seinen Brüdern 1329 anerkannte. In maßloser Verschwendung verschleuderte er einen großen Teil seiner ausgedehnten Besitzungen, überließ 1342 das Herzogtum Liegnitz seinen beiden Söhnen und begnügte sich mit Brieg, [* 21] während er Grottkau an den Bischof von Breslau verkaufte. Seine feindselige Haltung gegenüber der Geistlichkeit hatte ihm schon vorher die Exkommunikation zugezogen, die erst unmittelbar vor seinem Tod aufgehoben wurde. Er starb