Titel
Bohrer
[* 2] sind Werkzeuge
[* 3] zur Herstellung cylindrischer Löcher in festen Körpern, wobei die zu entfernenden
Teile in Form von Spänen (Bohrspäne) oder Pulver weggenommen werden; der wirksame
Teil des Werkzeugs, die Schneide, beschreibt
dabei eine drehende und zugleich eine in der
Achse des herzustellenden Hohlcylinders fortschreitende
Bewegung und besitzt eine
dem Durchmesser des Loches entsprechende
Breite.
[* 4] - Die Bohrer
zur Herstellung von Löchern in Metall bestehen
aus einem Stahlstabe, an dessen unterm Ende zwei im Mittelpunkt sich vereinigende Schneiden angeschliffen sind.
Bilden diese
Schneiden einen spitzen Winkel
[* 5] mit der
Achse des Bohrer
, so heißt derselbe
Spitzbohrer
[* 1]
(Fig. 1), stehen sie senkrecht zur
Achse,
in deren Endpunkt sich eine kleine
Spitze zur bessern Einhaltung der Mitte befindet, so wird der Bohrer
Centrumbohrer
genannt
[* 1]
(Fig. 2). Damit die entstehenden Späne aus dem sich
¶
mehr
bildenden Loch austreten können, um dem weitern Vordringen des Bohrer
nicht hinderlich zu sein, muß der Durchmesser
des Bohrer
im Schafte geringer sein als der des Loches, wie in
[* 6]
Fig. 1 u. 2, oder man giebt, wie in
[* 6]
Fig. Z, dem Schafte cylindrische
Form und den Durchmesser des Loches, führt aber von jeder der beiden Schneiden aus eine schraubenförmige,
glatt ausgearbeitete Furche nach oben, in der die Bohrspäne emporsteigen. Bei dieser vollkommensten Form des Metallbohrers
,
amerik. Spiralbohrer genannt, bewirkt der cylindrische mit dem Loch gleich dicke Schaft die genaue Führung des Werkzeugs,
sodaß selbst in ungleich hartem Material eine Abweichung von der Bohrachse ausgeschlossen ist.
Verschieden von den zu Metallarbeiten gebrauchten Bohrer
sind die Bohrer
für Holzarbeit. Bei der größern
Weichheit und der faserigen Struktur des Holzes würde eine mit Schneiden versehene flache Spitze leicht in der Faserrichtung
stecken bleiben und das Holz
[* 7] zersprengen. Holzbohrer
müssen daher anders konstruiert sein als Metallbohrer.
Man giebt ihnen z. B. seitwärts stehende, mit der Achse parallele Schneiden, die, damit ihre Umdrehung ohne Gefahr des Einklemmens
stattfinden kann, eine halbcylindrische Rinne bilden und unten zu einer messerartigen Spitze auslaufen; ein solcher Bohrer
heißt
Löffelbohrer
oder Hohlbohrer
[* 6]
(Fig. 4) und kann zum Bohren sehr langer Höhlungen, z. B. von Tabakspfeifenrohren,
verwendet werden. Der für Holz konstruierte Centrumbohrer
[* 6]
(Fig. 5) ist so eingerichtet, daß die
Spitze als längster Teil zuerst in das Material eindringt und das Einhalten der Richtung bewirkt; dann kommt der spitze Zahn
(Vorschneider) zur Wirkung, schneidet den Umfang des Loches vor und glättet zugleich die Wandung: zuletzt
hebt die messerartige Schneide die Späne aus dem Grunde des Loches heraus;
man hat auch Centrumbohrer, bei denen die Schneide senkrecht zur Achse verstellbar ist, sodaß sie zum Bohren von Löchern verschiedener Durchmesser geeignet sind.
Der Schneckenbohrer [* 6] (Fig. 6), so genannt wegen seiner schneckenhausähnlichen Spitze, kann als gewundener Hohlbohrer angesehen werden; die schraubenförmige Spitze bohrt sich zuerst ein, ohne Späne zu nehmen, was beim gewöhnlichen Löffelbohrer von vornherein geschieht, erst weiter oben kommt die gewundene messerartige Kante zur Wirkung. Der in [* 6] Fig. 7 dargestellte Schraubenbohrer [* 8] bewirkt, ähnlich wie der Spiralbohrer für Metall, sowohl eine sichere Beförderung der Späne nach oben als eine genaue Führung; an der Spitze besitzt er eine kleine konische Zugschraube, zwei Vorschneidezähne und zwei zur Achse senkrechte Schneiden, wodurch er in seiner Wirkungsweise dem Centrumbohrer ähnlich ist.
[* 6] Fig. 8 stellt den Hübnerschen Patentbohrer dar, der eine konische messerartig wirkende Spitze besitzt und wegen seines cylindrischen Schaftes ebenfalls sehr exakte Löcher liefert. Eine eigentümliche Form eines Holzbohrers ist der vom Böttcher gebrauchte Ballbohrer [* 6] (Fig. 9), der zum Ausbohren der Spundlöcher dient. In den konischen hölzernen Schaft ist eine etwas hervorstehende Stahlschneide eingeschraubt, neben der sich eine Rinne zum Emporsteigen der Späne befindet. - Zum Bohren von Löchern in die Erde dienen die Bergbohrer [* 9] (s. d.); über die zum Bohren von Sprenglöchern benutzten Bohrer s. Bergbau, [* 10] Bd. 2, S. 757 a. -
Die Bohrer können entweder, indem sie mit einem Querheft versehen sind, direkt mit der Hand [* 11] bewegt werden, wie in [* 6] Fig. 9, oder sie werden als Bohrspitze in ein Bohrgerät oder eine Bohrmaschine (s. d.) eingesetzt.
Das Bohrgerät oder der Bohrapparat dient zum Bohren mit der Hand und bezweckt, entweder der Bohrspindel eine größere Umdrehungsgeschwindigkeit zu erteilen oder die von der Hand ausgeübte Kraftleistung, allerdings auf Kosten der Geschwindigkeit, zu verstärken. Dem ersten Zweck dienen 1) die Bohrrolle [* 6] (Fig. 10); auf der Bohrspindel sitzt eine Rolle, über die ein in einen Bügel eingespannter Faden, [* 12] Lederriemen oder Darmsaite geschlungen wird; durch Hin- und Herziehen dieses Bügels (Fiedelbogens) wird eine rasche und zwar wechselnde Drehung des Bohrer erzielt.
2) Die Rennspindel, ein mittels Riemen und Schwungscheibe betriebener Bohrapparat, der jedoch schwer zu handhaben ist und jetzt selten verwendet wird.
3) Der Drillbohrer oder Archimedische [* 13] Bohrer (Fig. 11); auf der mit steilem mehrgängigem Gewinde versehenen Spindel wird die Mutter b mit der Hand hin und her geschoben; der Knopf a, in welchem die Spindel drehbar gelagert ist, wird, gewöhnlich mit der Brust, gegen das Werkstück gedrückt; man erzielt eine rasche, wechselnde Drehung. Zu den Bohrgeräten, die eine erhöhte Kraftleistung bezwecken, gehören 1) der Drehbohrer oder die Brustleier, auch Bohrwinde genannt [* 6] (Fig. 12), deren Spindel eine Auskröpfung zeigt, in welcher lose die zum Drehen bestimmte Handhabe sitzt; der Knopf wird dabei gegen die Brust gestemmt, man erhält eine einseitige Drehung.
2) Die Bohrkurbel [* 6] (Fig. 13); diese ist der Brustleier ähnlich, nur stärker gebaut und kann zum Bohren größerer Löcher verwendet werden. Der dazu nötige Druck wird durch eine Schraube ausgeübt; diese sitzt im Ende eines Armes, der entweder an der Wand oder auf einem Tisch gewöhnlich drehbar und verstellbar befestigt ist, und kann
[* 6] [Fig. 9.]
mehr
durch einen Handgriff oder ein Handrad nachgestellt werden.
3) Die Bohrratsche oder Bohrknarre [* 14] (Fig. 14); ein langer Handhebel endigt in einer Gabel, in der die Bohrspindel drehbar gelagert ist; auf dieser sitzt innerhalb der Gabel ein Sperrrad, in das eine federnde Sperrklinke eingreift. Beim Bohren wird der Hebel [* 15] in schwingende Bewegung versetzt, sodaß der Bohrer wegen des Sperrrades ruckweise arbeitet; die Bohrspindel ist durch eine Schraube nachstellbar, die sich mit ihrer Spitze gegen einen entweder schon vorhandenen oder improvisierten festen Gegenstand drückt.
4) Der Räderbohrer, Ecken- oder Winkelbohrer [* 14] (Fig. 15) zum Bohren von Löchern in Ecken oder Vertiefungen, die zur Handhabung anderer Bohrgeräte keinen Raum gewähren; die Bewegung wird hier von einer seitlich angebrachten Handkurbel auf die Spindel mittels zweier Kegelräder übertragen, die zur Veränderung der Geschwindigkeit ausgewechselt werden können, sodaß man mit diesem Apparat entweder eine erhöhte Kraftleistung oder eine größere Geschwindigkeit erzielen kann. Zu erwähnen ist noch der Schlangenbohrer, der eine völlige Bewegungsfreiheit der Bohrspitze nach allen Richtungen gestattet.
Die Bohrspitze sitzt an dem einen Ende einer langen, eng gewickelten Spiralfeder, die zum Schutz mit einem biegsamen Leder- oder Gummischlauch umhüllt ist. Wird nun diese Spiralfeder am andern Ende durch Kurbel [* 16] oder sonstige Einrichtung in Umdrehung versetzt, so pflanzt sich die letztere, wie auch der Schlauch gebogen sein mag, bis auf die Bohrspitze fort. Diese Art Bohrer wird an solchen schwer zugänglichen Stellen verwendet, wo alle andern Bohrer nicht mehr zu handhaben sind. Die Zahntechniker verwenden einen solchen Schlangenbohrer, gewöhnlich mit Fußbetrieb, beim Plombieren der Zähne. [* 17]
^[Abb. 11.]