Bohne
(Fasohle, Fisole, Phaseolus L.), Gattung aus der Familie der Papilionaceen, hoch windende oder niedergestreckte oder kleine, aufrechte Kräuter mit meist dreizählig gefiederten Blättern, in zusammengesetzten, axillaren Trauben stehenden Blüten, linealischen oder sichelförmigen, im grünen Zustand dickschaligen, zwischen den Samen [* 3] durch schwammige Wände unvollkommen querfächerigen Hülsen und oblongen oder nierenförmigen Samen. 60 Arten in allen wärmern Klimaten, von denen viele der eßbaren unreifen Hülsen und der Samen halber wichtige Kulturpflanzen sind.
Gemeine Stangenbohne
(Garten-,
Schmink-,
Schneide-,
Veits-, Vits-, Schwertbohne
, P. vulgaris L.), angeblich aus
Ostindien
[* 4]
(Wittmack
fand
Samen von P. vulgaris in peruanischen
Gräbern) stammend, einjährig, zerstreut behaart, mit eiförmigen, lang zugespitzten
Fiedern, wenigblütigen
Trauben, die kürzer sind als das
Blatt,
[* 5] hängenden, ziemlich geraden, glatten
Hülsen
und meist weißen
Blüten und
Samen. Man kultiviert ungemein zahlreiche
Varietäten, welche nach
Martens in folgende
Gruppen zerfallen.
Gemeine Veitsbohnen, mit schwach säbelförmigen Hülsen und nierenförmig-länglichen, etwas zusammengedrückten Samen;
Schwert-
oder Speckbohnen
, mit großen, langen, breiten, fleischigen
Hülsen und breiten, nierenförmigen, stark zusammengedrückten
Samen;
Eck- oder Salatbohnen
, mit etwas gekrümmten, perlschnurförmigen
Hülsen und kleinen, rundlich-eckigen,
etwas zusammengedrückten
Samen;
Kielbohnen
, mit säbelförmigen, runzeligen
Hülsen und schlanken, walzigen, gekielten
Samen;
Dattelbohnen
, mit geraden, walzenförmigen, glatten
Hülsen und schlanken, walzigen, nicht gekielten
Samen;
Eierbohnen
, mit
geraden, perlschnurförmigen
Hülsen und eirunden
Samen;
Kugel- oder Perlbohnen
, mit geraden, perlschnurförmigen
Hülsen und
kugelrunden
Samen. Je nachdem die
Pflanzen hoch werden oder niedrig bleiben, ranken oder nicht, unterscheidet
man Stangenbohnen
und Krup- oder Zwergbohnen.
Die Feuerbohne
(türkische, arabische,
Blumen- oder Speckbohne
, Mutterbohne,
Prahlbohne
, P. multiflorus
Lam.),
aus
Südamerika,
[* 6] einjährig, bis 4 m hoch, stets windend, zerstreut behaart, mit eiförmigen,
zugespitzten
Fiedern, vielblütigen
Trauben, die länger sind als das
Blatt, und hängenden, etwas sichelförmigen,
rauhen
Hülsen.
Ihre minder zahlreichen
Sorten haben entweder einfarbige oder bunte
Samen. Zu den einfarbigen gehören die schwarze
Blumenbohne
, mit scharlachroten
Blüten, braunrot geflammten
Hülsen und schwarzen
Samen, und die weiße Blumenbohne
, mit weißen
Blüten und
Samen; zu den buntsamigen die gemeine Feuerbohne
, mit scharlachroten
Blüten, gelbgrauen
Hülsen
und lilafarbenen oder rosenroten, schwarz gefleckten
Samen, und die zweifarbige Feuerbohne, mit rot und weiß gescheckten
Blüten und heller gefleckten
Samen.
Die Feuerbohne wird mit Unrecht weniger geschätzt als die gemeine Stangenbohne, sie liefert reichlichere Erträge, und manche ihrer Varietäten sind sehr schmackhaft. Die Wurzel [* 7] der Feuerbohne ist giftig. Die Bohne gedeiht am besten in humusreichem, kalkhaltigem, thonigem Lehm: sie fordert eine warme, geschützte Lage und leidet sehr von Nachtfrösten. Feldbohnen sollen nicht vor Mitte Mai gelegt werden. Die Blüte [* 8] beginnt bei einer mittlern Temperatur von 10-12°, und die Samen erfordern zur Reife 15-19°. Man legt die in schwerem Boden 2,5, in leichtem 5 cm tief, je 4-6 in ein Loch und macht die Löcher 16 cm voneinander entfernt in 45 cm voneinander entfernten Reihen. Bei uns wird die Bohne meist in Garten [* 9] gebaut, in Südeuropa und Nordafrika aber in größerm Maßstab [* 10] auf dem Feld. Man benutzt die Bohne als grünes Gemüse und die Samen gleich den übrigen Hülsenfrüchten. Die grünen Hülsen enthalten:
Mitte Juli | Anfang Oktober | Gelbhülsige Mitte Juli | |
---|---|---|---|
Eiweißartige Körper | 1,728 | 4,288 | 2,243 |
Fett | 0.171 | 0.188 | 0.092 |
Zucker | 0.657 | Spur | 1,234 |
Andre stickstofffreie Substanzen | 3,967 | 9,692 | 5,371 |
Cellulose | 0.882 | 1,571 | 1,130 |
Asche | 0.195 | 0.761 | 0.510 |
Wasser | 92,400 | 83,500 | 89,420 |
Die reifen Samen enthalten im Mittel 23,12 eiweißartige Körper, 53,63 Stärkemehl und Dextrin, 2,28 Fett, 3,84 Cellulose, 3,53 Salze, 13,60 Wasser. Die Bohnen bilden also wie die übrigen Hülsenfrüchte eine sehr nahrhafte Speise; gemahlen mischt man sie wohl auch dem Brotmehl bei; Bohnenmehl (Farina Fabarum) war früher offizinell und wurde zu Breiumschlägen benutzt. Die Bohnen waren schon den Alten bekannt. Über die Bohne, deren Genuß Pythagoras seinen Schülern untersagte, ist viel gestritten worden.
Einige meinen, es sei die Schminkbohne, weil diese Pflanze in Ägypten [* 11] von den Priestern für unrein erklärt und deshalb nur sehr spärlich kultiviert wurde. Andre beziehen das Verbot auf die Saubohne (Vicia Faba). Wahrscheinlich aber handelt es sich hier um die bohnenähnlichen Kerne des Lotos [* 12] (Nelumbium speciosum Willd.), welche anfänglich allgemein als Nahrung dienten, nach Aufnahme der Pflanze in den Kultus von den Priestern aber dem gemeinen Volk zu essen verboten wurden. Schon Karl d. Gr. empfahl seinen Beamten die Kultur der Bohne, während die Pflanze nach England erst im Anfang des 16. Jahrh. aus den Niederlanden eingeführt wurde. Die Feuerbohne kam 1633 nach Europa. [* 13] Die rauhhaarige oder Mungobohne (P. Mungo L.), mit aufrechtem, rauhhaarigem Stengel, [* 14] fast ¶
mehr
herz-eiförmigen, spitzigen, schwach ausgeschweiften Blättchen, fast kopfständigen Blüten, wagerechten, rauhhaarigen, etwas aufgetriebenen Hülsen und walzigen, abgestutzten Samen, ist in Ostindien einheimisch, wo sie, wie auch in Afrika, [* 16] häufig angebaut wird, weil ihr Same, besonders wenn der Reis mißrät, ein sehr wichtiges Nahrungsmittel [* 17] ist; sie wird in neuerer Zeit auch in Südeuropa kultiviert. Mehrere Bohnenarten werden auch als Zierpflanzen gezogen, so besonders die Feuerbohne und P. vexillatus L. (großfahnige Bohne, wohlriechende Phaseole), mit großen, wohlriechenden, violetten oder rötlichweißen, kopfförmig beisammenstehenden Blumen. Über die Acker-, Sau- oder Puffbohne s. Vicia, über die Sojabohne s. Soja. Römische, [* 18] indische Bohne, s. Ricinus.
Vgl. v. Martens, Die Gartenbohnen (2. Aufl., Ravensb. 1868).