Titel
Bohne
ist der Sammelname für
Arten zweier ganz verschiedener Gattungen aus der Familie der Schmetterlingsblütler
oder hülsenfrüchtigen Gewächse, nämlich 1) einer Art der Wickengattung (Vicia), 2) der
Arten der eigentlichen Bohne
ngattung
(Phaseolus). - Die Wickenart ist Vicia Faba L., die Ackerbohne
, auch Puffbohne, Pferdebohne, Saubohne oder Viehbohne.
Sie ist ein einjähriges, aus dem
Orient stammendes Gewächs mit aufrechtem, saftvollem
Stengel,
[* 2] fetten,
paariggefiederten, rankenlosen
Blättern und großen, wohlriechenden
Blüten, welche zu zwei bis vier büschelig in obern Blattwinkeln
sitzen.
Die daraus sich entwickelnden Hülsen sind aufrechtstehend, steif, dickschalig, mit schwammigem Fleisch, an den
Stellen der
Samen
[* 3] stark aufgetrieben und enthalten zwei bis fünf große, seitlich
zusammengedrückte, im
Umriß unregelmäßige
Samen. Es giebt von dieser
Pflanze zwei Hauptvarietäten: die kleine
Acker- oder Viehbohne
, mit mehrsamigen Hülsen und dicken
Samen, welche vorzugsweise als Viehfutter benutzt werden, und die große Bohne
oder Gartenbohne, Puffbohne, mit zwei-
bis fünfsamigen Hülsen und flachen, rundlich-viereckigen Samen, welche gekocht oder gebraten als Gemüse
dienen.
Für die beste Sorte der letzten
Varietät gilt die Windsorpuffbohne
aus England. Die Ackerbohne verlangt zu ihrem Gedeihen
einen gutgedüngten, humusreichen Sand-, Mergel- oder Thonboden, viel Wasser und einen warmen
Sommer, weshalb sie nicht überall
mit Erfolg angebaut werden kann.
Ihre Kultur ist namentlich in den südeurop.
Ländern (z. B. in
Spanien)
[* 4] und England verbreitet, doch wird sie auch in
Deutschland
[* 5] in vielen Gegenden betrieben. Die Viehbohne
liefert ein treffliches
Grünfutter und ihr Samen, frisch getrocknet, eine nahrhafte
Mast, die Gartenbohne
bei richtiger Zubereitung ein wohlschmeckendes,
gesundes Gemüse.
Die Gattung
Phaseolus, Fasohle,
Fisole, gehört einer ganz andern
Abteilung der Schmetterlingsblütler an.
Ihre
Arten besitzen meist schlingende, windende
Stengel, große, dreizählige
Blätter, gestielte Blütentrauben und hängende,
vielsamige Hülsen. (S. Gartenbohne.
)
In neuerer Zeit ist noch die in landwirtschaftlicher Hinsicht wichtige rauchhaarige Sojabohne
,
Soja hispida Mönch, zur Familie
der
Leguminosen
[* 6] gehörig, hinzugetreten, welche, bisher in der Mongolei,
China,
[* 7]
Japan und
Indien gebaut,
zuerst 1873 auf der
Ausstellung in
Wien
[* 8] nach Europa
[* 9] gelangte.
Haberlandt in
Wien machte zuerst auf den Wert der Sojabohne
als
Futterpflanze aufmerksam, da die
Früchte einen außerordentlich hohen Gehalt an
Protein (35 Proz.) und an Fett (17 Proz.) besitzen.
Trotz mannigfacher Versuche ist diese Bohne
bis jetzt in größerm
Maße in
Deutschland nicht angebaut, zum
Teil wohl deshalb, weil
das Klima die Samen häufig nicht zur Reife bringt. Sie erreicht eine Höhe bis zu 1 m und hat kurze
Internodien und eilanzettförmige
Blätter.
Achsen und
Blätter sind mit rotbraunen
Haaren besetzt. Die
Blüten
sitzen an den
Achsen der
Blätter, sind sehr klein und von blaßvioletter, weißlilaer bis blauer
Farbe. Die Hülsen sind zwei-
bis fünfsamig. Die Samen sind länglich, oval oder kreisrund und gleichen der Gartenerbse. Die
Farbe der Samen ist wechselnd:
gelb, grün, rötlich, hellbraun, dunkelbraun, schwarz u. s. w. Nach den in
Österreich-Ungarn
[* 10] 1876-78
angestellten Anbauversuchen ergab sich als mittlerer Ertrag pro 1 ha. 2177-3739 kg
Körner und 5236 kg
Stroh. -
Vgl.
Wein, Die
Sojabohne
(Berl. 1881).