Henry George, engl. Buchhändler, geb. 4. Jan. 1796 zu London aus einer deutschen Familie, lernte im Geschäft seines
Vaters John und gründete nach öfterm Aufenthalt in Frankreich, Belgien, Holland und Deutschland 1831 ein eignes Geschäft, das
sich schnell zu einem der bedeutendsten Antiquar- und Sortimentsgeschäfte Londons aufschwang. Mitte der
40er Jahre erweiterte er dasselbe durch ein Verlagsgeschäft, welches besonders die Herausgabe billiger Ausgaben von wertvollen
ältern und neuern Werken betrieb.
Diese populären Sammlungen, wie die Standard, Classical, Scientific, Antiquarian, Historical etc. Libraries, umfassen mehr
als 600 Bände. Dieselben enthalten zahlreiche von Bohn selbst besorgte Übersetzungen (von Werken Schillers,
Goethes, Schlegels, Humboldts, Petrarcas, Machiavellis u. a.) und annotierte Ausgaben (Gibbons »Rome«, Butlers »Hudibras«, Miltons
»Paradise lost« etc.). Auch sonst entwickelte
Bohn eine eifrige litterarische Thätigkeit. Seine reichen Fachkenntnisse legte er nieder in der Neubearbeitung von
Lowndes' »Bibliographical manual of English literature« (Lond. 1857-62, 10 Tle.; neue Ausg. 1868, 6 Bde.)
und in den drei von der Philobiblian Society veröffentlichten Werken: »Origin and progress of printing«
(1857),
»Biography and bibliography of Shakespeare« (1863) und »Dictionary of quotations from the English poets« (1867). Er
starb 22. Aug. 1884.
Emil, geb. 14. Jan. 1839 zu Bielau bei Neiße, studierte in Breslau Philologie, leitete aber bereits als Student den
Akademischen Musikverein und widmete sich schließlich ganz der Musik als Schüler von J. ^[Julius] Schäffer (Theorie) und
E. Baumgart (Orgel). 1868 wurde er Organist der Kreuzkirche zu Breslau und begründete in demselben Jahr den Bohnschen Gesangverein,
der sich in neuerer Zeit besonders durch seine historischen Konzerte hervorthat. 1884 wurde er von der Breslauer Universität
zum Ehrendoktor ernannt und übernahm die Direktion des Universitätsgesangvereins und den Gesangsunterricht am
Matthiasgymnasium. Sehr verdienstlich sind seine bibliographischen Werke: »Bibliographie der Musikdruckwerke bis 1700, welche
auf der Universitätsbibliothek, Stadtbibliothek
etc. zu Breslau aufbewahrt werden« (Berl. 1883) und »Die
musikalischen Handschriften des 16. und 17. Jahrhunderts in der Stadtbibliothek zu Breslau« (Bresl. 1890). Auch gab Bohn Mendelssohnsche
und Chopinsche Klavierwerke heraus. Bohn bereitet eine umfassende Partiturausgabe der weltlichen
mehrstimmigen Lieder der Zeit von 1550-1630 vor. Seit 1884 ist er auch Musikreferent der »Breslauer Zeitung«.
Emil, Musikschriftsteller und Dirigent, geb. 14. Jan. 1839 in Bielau bei Neisse, studierte in
Breslau erst Philologie, dann Musik, wurde 1868 daselbst Organist und begründete den durch histor.
Konzerte hervorragenden Bohnschen
Gesangverein. 1884 ernannte ihn die dortige Universität zum Ehrendoktor.
Vortrefflich sind seine bibliogr.
Veröffentlichungen:
«Bibliographie der Musikdruckwerke bis 1700 zu Breslau u. s. w.» (Berl. 1883) und «Die
musikalischen Handschriften des 16. und 17. Jahrh. in der Stadtbibliothek
zu Breslau» (Bresl. 1890).
Henry George, engl. Buchhändler, geb. 4. Jan. 1796 zu London, stammt aus der deutschen Familie von Bohn zu Weinheim.
Bohn trat in die Buchhandlung seines Vaters John Bohn, bereiste seit 1814 wiederholt Frankreich, Belgien, Holland und Deutschland für
Einkäufe und gründete 1831 ein Geschäft, das sich rasch zum ersten Antiquariat und Sortiment Londons
(Lager von über eine halbe Million Bänden) entwickelte. Seine Lagerkataloge, der sog. Guineakatalog von 1841 und der Generalkatalog
von 1848 bis 1850, sind für bibliopolische Zwecke von hohem Wert.
Seit Mitte der vierziger Jahre widmete sich Bohn mit gleicher Hingabe dem Verlag, indem er in England zuerst
wertvolle ältere und neuere Werke in anziehender gleichmäßiger Form zu billigen Preisen herausgab. Diese volkstümlichen
Standard, Classical Scientific, Antiquarian, Artists', Illustrated, Philological, Philosophical, Historical, Ecclesiastical,
Economic, Reference, Novelists' etc. Libraries umfassen mehr als 600 Bände. Bohn übersetzte dafür selbst, z. B.
Schillers «Räuber», «Fiesco», «Kabale und Liebe», einzelnes von Goethe, Schlegel und A. von Humboldt, Martial, Petrarca, Machiavellis
«Il Principe» und eine griech. Anthologie. Er gab Grammonts «Memoirs» heraus
mehr
und fügte ein «Leben Karls II.» hinzu, besorgte mit Anmerkungen Ausgaben von Gibbons «Rome», Butlers «Hudibras», J. Waltons
«Angler» (s. Angelfischerei),
stellte ein «Handbook of English proverbs», eine sechssprachige «Polyglott
of foreign proverbs» zusammen und bearbeitete «The handbook of games»
(1847; neue Ausg. 1884) und «A guide to the knowledge
of pottery, porcelain etc.» (1849). Wertvoll ist B.s Neubearbeitung von Lowndes' «Bibliographical
manual of English literature» (11 Tle., Lond. 1857-64; 6 Bde., 1868),
woraus als Sonderabdruck «A bibliographical account of the works of Shakespeare, including every known edition, translation
and commentary» (1864) «with some additions» erschien. Bohn war
Mitglied zahlreicher litterar. und gelehrter Gesellschaften, z. B. der
Philobiblion Society, für die er «Origin and progress of printing» (1857) und «A
dictionary of quotations from the English poets» (1867; neue Ausg. 1881-82; erweitert als
«A dictionary of quotations from English and American poets», Neuyork 1883) schrieb. Bei der Londoner Weltausstellung von 1851 war
Bohn Vorsitzender der Bücherabteilung, 1856 Vicepräsident des in Brüssel tagenden Congrès international des réformes douanières.
Bohn verkaufte 1867 und 1874 sein Geschäft, lebte inmitten seiner reichen Kunstsammlungen in Twickenham und starb 22. Aug. 1884 zu
London.